Aber auch er selber hatte kurz zuvor für Kopfschütteln bei den 1200 Zuschauern im Erbacher Donauwinkelstadion gesorgt, als er beim Spielstand von 1:2 in der 87. Minute Stürmer David Braig aus- und Verteidiger Benjamin Sturm einwechselte. War es ein Wink an die Vereinsführung, um demonstrativ auf die Stürmernot im auf den anderen Positionen recht üppig besetzten Kader hinzuweisen? Nein, beteuerte der Coach. Er hatte sich vielmehr an das Heimspiel gegen den SC Pfullendorf in der vergangenen Saison erinnert, als Sturm ebenfalls bei einem 1:2-Rückstand in den Angriff beordert wurde und in der fünften Minute der Nachspielzeit prompt zum 2:2 ausglich. Zudem sei Braig als Alleinunterhalter an vorderster Front völlig ausgepumpt gewesen.
So resolut diese Entscheidung war, so zögerlich war Baierl zuvor. Erst in der 75. Minute nahm er seine erste von vier Wechseloptionen in Anspruch, obwohl sich sein Team schon lange mit den kompakt stehenden Gästen schwer getan hatte. "Beim Stand von 1:1 wollte ich nicht von unserem Spielsystem abgehen", erklärte Baierl.
Beim gestrigen außerplanmäßigen Training führte der SSV-Trainer seinen Spielern einige wichtige Szenen auf Video vor. "Wir hatten viel Ballbesitz, aber wenig Torgefahr. Vorne hat die Laufbereitschaft gefehlt", monierte er. Die zentralen Mittelfeldspieler Antonio Pangallo und Marco Hahn hatten es schwer, Anspielstationen zu finden, weil die Offensivspieler Burak Coban, Denis Werner, Bastian Heidecker und Braig sich nicht ausreichend anboten. Zudem fehlte der Druck über die Außenbahnen. Stefan Hess, vom letztjährigen Innen- nun zum rechten Außenverteidiger umgeschult ("dort fühle ich mich wohler, da habe ich schon in Regglisweiler gespielt"), erzielte zwar die 1:0-Führung, sorgte aber wie sein Pendant auf links, Kai Wagner, für zu wenig Druck nach vorn. Wagner verschuldete zudem den Foulelfmeter, den Stefan Laifer zum 1:1 (45.) nutzte.
Die SSV-Abwehr gewann zwar nahezu jedes Kopfballduell, sah aber bei der Kehler 2:1-Führung schlecht aus, als sie es versäumte, bei mehreren Flachpass-Zuspielen einzugreifen. "Für die Kehler ist es optimal gelaufen. Sie hatten vier Torchancen - und trafen dreimal", so Baierl.
Am Samstag (15.30 Uhr) geht es für die Ulmer bereits weiter mit dem Auswärtsspiel beim FC Villingen - mit wohl unverändertem Kader. Ein zusätzlicher Stürmer ist momentan nicht in Sicht. "Wir hatten zwar einen Kandidaten an der Angel, aber der will lieber in der Regionalliga bleiben", so der sportliche Leiter Lutz Siebrecht.