2024-05-02T16:12:49.858Z

Vereinsnachrichten

Kein Spiel wie jedes andere

Der SV Adelby holt beim Tabellenführer PSV Flensburg einen Punkt / Ein Bericht vom SV Adelby

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Das 2:2 (1:1) zwischen dem Polizei SV Flensburg und dem SV Adelby war kein Spiel wie jedes andere. Angeheizte Stimmung, Tore zu besonderen Zeitpunkten, spezielle Torschützen und ein Spielausgang der von den beiden Mannschaften höchst unterschiedlich wahrgenommen wurde. Ein Spielbericht von Thomas Ziegenberg.
Da nach dem Hinspiel auf der SVA-Homepage ein wenig sachlicher Spielbericht mit unhöflichen Kommentaren über den PSV zu lesen war, war die Stimmung vor dem Rückspiel doch höchst distanziert. Nach berechtigter Beschwerde von PSV-Fußballobmann Wolfgang Balke verschwand dieser Bericht zwar schnell wieder und es folgte auch eine Entschuldigung, vor dem Rückspiel schien dieser Faupax aber allgegenwärtig zu sein. Die Stimmung war angespannt.

Beim SVA gaben am 17.Spieltag gleich drei Spieler ihr Startelf-Comeback, die seit August nicht mehr in der Anfangsformation standen: Lennart Block (seit dem 5.Spieltag), Lasse Thomsen (seit dem 4.Spieltag) und Börge Petersen (seit dem 3.Spieltag). Mit „neuem Personal“ trat Adelby beim souveränen Tabellenführer an und so war die Vorgabe des Trainers Thomas Ziegenberg nicht verwunderlich: „Wir wollen nach dem Schlusspfiff nicht mit leeren Händen da stehen. Wir wollen etwas Zählbares mit nach Hause nehmen.“ Mindestens einen Punkt lautete das Ziel. Zunächst sollte das 0:0 möglichst lange bestehen bleiben, weshalb der SVA erstmals mit Fünferkette verteidigte.

Doch nach wenigen Sekunden war das torlose Unentschieden Geschichte. Adelbys Christoph Bossen machte den ersten Ball in die Spitze fest, spielte einen Doppelpass mit Björn Fugmann und haute den Ball aus 25 Metern zum 1:0 unter die Latte (1.). Es war sein 11.Tor im 10.Spiel, Bossen ist sicher der effektivste Stürmer der Liga.

Polizei versuchte sofort zurückzuschlagen, doch Adelby schmiss sich mit vollem Körpereinsatz in die Zweikämpfe. Zugegeben, der Schiedsrichter pfiff viele Freistöße. Seine großzügige Linie, die gelben Karten dabei stecken zu lassen, schmeckte der PSV-Coachingzone überhaupt nicht. Nach einer rüden Attacke an der Mittellinie an Fugmann, gab es ebenfalls keine Verwarnung. Der Schiedsrichter blieb seiner Linie somit auf beiden Seiten treu. Das war ok. Das ließ einen tollen Fight auf einem tiefen Platz zu.

Die Gastgeber hatten viel Ballbesitz, brachten aber im Strafraum nichts Zwingendes zu Stande. Abwehrchef Simon Scholz brüllte seine Mitspieler lautstark an und hielt den Laden hinten dicht. Neben der intensiven Defensivarbeit setzte Adelby über Konter immer wieder gefährliche Nadelstiche und hatte die besseren Torchancen: Fugmann steckte den Ball gleich zweimal „durch die Tür“ auf Yannick Sörensen, doch statt aus guter Position selbst zu schießen, legte er quer auf Bossen, der mit dem langen Bein knapp vorbei schoss (5.) und später schoss Sörensen aus spitzen Winkel links vorbei (30.). Ein toller Fallrückzieher von Bossen flog nicht Richtung Tor, sondern quer durch den Fünfmeterraum, am langen Pfosten setzte Markus Petersen den Nachschuss rechts vorbei (13.). Einen weiteren Konter flankte Bossen auf Fugmann, dessen Kopfball lenkte Torhüter Mario Still zum Eckball (15.).

Der junge Schlussmann spielte gleich zweimal ein wenig Manuel Neuer und hatte Glück, dass nach Ballverlusten weder Bossen noch Block unter Bedrängnis eines Abwehrspielers aus der Distanz das leere Tor nicht trafen. Fazit der ersten Halbzeit: PSV hatte deutlich mehr Ballbesitz, Adelby verteidigte kämpferisch und konterte gefährlich. SVA-Keeper Malte Steinkamp musste bis kurz vor der Pause noch keinen Ball halten. Die einzige Möglichkeit hatte Torben Lorenzen, als er nach einer Einzelaktion von der Strafraumgrenze mit der Pike knapp vorbei schoss (9.). Aber es war noch nicht Halbzeit. Adelby klärte einen Angriff nicht konsequent genug. Annähernd vom Eck des Fünfmeterraums zog der Führende in der Torjägerliste - Jan Kuppe - fulminant ab. Steinkamp war noch dran, hatte aber keine Chance, das 14.Saisontor Kuppes zu verhindern und so ging es mit 1:1 zum Pausentee.

Da Block gelb-rot gefährdet war, blieb er in der Kabine und wurde durch „Limey“ Klein ersetzt. Die einzige gut herausgespielte Torchance hatte Polizei in der 50.Minute. Steinkamp zeigte seine Klasse und blieb Sieger im Eins-gegen-Eins und parierte auch den Nachschuss. Ansonsten schaffte es der Spitzenreiter nicht, aus dem hohen Ballbesitz für echte Torgefahr zu sorgen.

Beim SVA haderte Markus Petersen mit sich selbst, da das Spiel an ihm vorbei zu laufen schien. Trainer Ziegenberg sprach ihm lautstark das Vertrauen aus: „Ich wechsel’ dich definitiv nicht aus. Mach dir keinen Kopf, spiel einfach weiter.“ Und tatsächlich, Markus Petersen stand kurz darauf gleich zweimal im Mittelpunkt. Ein stark vorgetragener Konter über den linken Flügel flankte Sörensen scharf an den Fünfmeterraum, Petersen stand frei, schoss aber den Ball auf den Körper von Keeper Still (61.). „Den habe ich leider nur mit dem Schienbein getroffen“, gestand Petersen nach dem Duschen. Nach dem nächsten Konter lief Petersen alleine auf Still zu, scheiterte aber wieder am Torhüter (64.). Sörensen setzte sich stark im Strafraum durch, spielte Doppelpass mit Petersen, seinen Abschluss parierte Still mit dem Fuß (66.). Dann legte Bossen nach einem Konter quer auf Sörensen, der aus elf Metern halblinker Position den Ball flach rechts vorbei schoss (72.).

Polizei machte das Spiel, Adelby „versemmelte“ seine Konter. Was für ein Kick. Dann wurde Polizei endlich mal wieder gefährlich, Steinkamp klärte am kurzen Pfosten, der Ball flog als Bogenlampe an den langen Pfosten, Björn Weide grätschte auf der Torlinie um den Nachschuss zu blocken, doch Nick Diedrichsen machte es richtig und schoss hoch zum 2:1 ins Netz (77.). Ausgerechnet Nick Diedrichsen. Der rief vor ein paar Wochen beim SVA-Trainer an mit dem Wunsch in der Winterpause vom PSV zum SVA wechseln zu wollen, was aber abgelehnt wurde. „Kein Bedarf.“ Sicher eine Genugtuung für den Torschützen.

Sollte der PSV nun wirklich mit dem Glück eines Tabellenführers als unverdienter Sieger vom Platz gehen? Es lief die Nachspielzeit als Adelby einen letzten Eckball zugesprochen bekam. Alles tummelte sich vor dem PSV-Tor. Ziegenberg schlug den Ball vor das Tor, Polizei köpfte das Leder raus, und dann holte Markus Petersen aus. 18 Meter Torentfernung, Sekt oder Selters. Sauber getroffen, Simon Scholz öffnete die Beine ließ den Ball passieren, irgendein PSV-Bein lenkte die Kugel noch ab und drin war das Ding – 2:2 (90.+2).

Der Schiedsrichter pfiff gar nicht wieder an. Ende, Aus. Unentschieden! Nach über zwei Jahren (!!!) trifft Petersen wieder in der Liga. Die Torflaute ist beendet, das Warten - seit Petersens Viererpack am 24.10.2012 beim 6:1 gegen Slesvig IF - ist vorbei!

Lange nach Spielschluss gingen PSV-Fußballobmann Wolfgang Balke und Trainer Uwe Wittenbecher an der offenen SVA-Kabine vorbei. „Limey“ Kleins Ruf „da habt ihr heute aber Glück gehabt“, konnten sie nicht unkommentiert lassen. Während Wittenbecher meinte „über 90 Minuten gesehen ein gerechtes Ergebnis“, sagte Balke „redet euch das Spiel nicht schön, das war ein glücklicher Punkt für euch“. SVA-Oldie Björn Weide meinte hingegen „ich hätte nichts dagegen gehabt, zwischendurch mal 2:0 oder 4:1 zu führen.“ Es war von allem etwas dabei. Ein eindeutiges Fazit gab es nicht, aber am Ende wurde die SVA-Vorgabe erfüllt: der SVA nahm etwas Zählbares mit nach Hause!
Aufrufe: 023.11.2014, 10:51 Uhr
Thomas Ziegenberg / SV AdelbyAutor