2024-05-02T16:12:49.858Z

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Kein Fußball mehr auf dem Stadtwerke-Platz? Der Verein hat seine Fußballabteilung aufgelöst und den Abteilungsleiter von seinen Aufgaben entbunden. Wie es weitergeht, ist derzeit noch unklar.	F.: Michael Hochgemuth
Kein Fußball mehr auf dem Stadtwerke-Platz? Der Verein hat seine Fußballabteilung aufgelöst und den Abteilungsleiter von seinen Aufgaben entbunden. Wie es weitergeht, ist derzeit noch unklar. F.: Michael Hochgemuth

Kein Fußball mehr beim Stadtwerke SV

Nach der Abmeldung der Mannschaften wird von Vorstandsseite gleich die ganze Abteilung aufgelöst

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Die dramatischen Auflösungserscheinungen im Stadtwerke Sportverein Augsburg gehen weiter: Vergangene Woche hat der im September neu gewählte Vorsitzende Thomas Kamlah ohne Vorankündigung die beiden Fußballmannschaften des Vereins mitten in der Saison vom Spielbetrieb abgemeldet. Doch damit nicht genug. Ab sofort soll es beim Stadtwerke SV überhaupt keinen Fußball mehr geben.

Dem Abteilungsleiter Peter Billy ging am Dienstag jedenfalls ein Brief zu, in dem ihm von Thomas Kamlah mitgeteilt wurde, dass „die Fußballabteilung auf Beschluss des Vereinsausschusses jetzt vom Vorstand abgemeldet wurde und seine Funktion als Fußballabteilungsleiter somit beendet ist“.

Peter Billy ist fassungslos über das rigorose Vorgehen der Vereinsführung; zumal am gleichen Tag auch Telefon und Internet im Büro der Fußballer schon abgemeldet waren. „Ich konnte nichts mehr machen“, ist der Abteilungsleiter, der mehr als 20 Jahre in dem Verein aktiv ist und selbst einmal Vorsitzender war, entsetzt über seine Ausbootung.

Vereinsvorsitzender Thomas Kamlah ist für Nachfragen seit Tagen nicht erreichbar. Nicht einmal die auswärtigen Fußballmannschaften wie Suryoye Augsburg und Adtheu Augsburg, die auf den Plätzen des Stadtwerke SV spielen, trainieren und am Wochenende noch Punktspiele bestreiten müssen, erhielten bis gestern Nachmittag Auskunft, wie es auf der Anlage am Wildtaubenweg weitergeht. Bisher hatte Peter Billy in seiner Funktion als Abteilungsleiter die Plätze hergerichtet, die Kabinen bereitgestellt und für einen reibungslosen Ablauf gesorgt.

Der Stadtwerke SV wurde 1948/49 von Straßenbahn- und Busfahrern der Stadtwerke Augsburg gegründet, damit sie als Firmenmannschaft am Fußballspielbetrieb teilnehmen konnten. Zudem gab es eine Kegel-, Faustball- und eine Tischtennisabteilung, die mittlerweile aber alle wieder aufgelöst sind. Überlebt hat außer den Fußballern nur die 1976 gegründete Tennisabteilung. Im Laufe der Jahre wurden an das bestehende Fußball-Vereinsheim Tennisplätze und ein Tennisheim angebaut. Bis vergangenes Jahr erhielt der Verein vom Versorgungsunternehmen Stadtwerke Augsburg auch noch einen Zuschuss in Höhe von mehreren tausend Euro. Seit 2016 sind die Gelder gestrichen und der Verein trägt nur noch den Namen des Unternehmens.

Vonseiten der Stadt erhält der Stadtwerke SV, wie jeder Augsburger Sportverein, Zuschüsse für seine Fußballabteilung, darunter grundstücksbezogene Zuschüsse (Erbbauzins) von knapp 150.000 Euro pro Jahr. Dazu Betriebskosten- und Energiekostenzuschüsse. Verzichtet der Verein künftig auf den Sportbetrieb einer eigenen Fußballabteilung, wird er diese Zuschüsse wohl verlieren. Beschränkt er sich nur aufs Vermieten der Fläche, riskiert er seine Gemeinnützigkeit.

Laut Sportreferent Dirk Wurm sieht es die Stadt als „unsere Hauptaufgabe, dafür zu sorgen, dass die im Rahmen unserer Sportförderung ausbezahlten Zuschüsse auch fachgerecht verwendet werden.“ In einem Gespräch, das nächste Woche zwischen dem Sportreferenten und dem Vereinsvorstand angesetzt ist, soll nun nach einer Lösung gesucht werden. „In diesem Gespräch will ich schon wissen, wie sich der Verein vorstellt, wie es weitergehen soll und was er für ein Konzept für die Zukunft hat“, so Dirk Wurm.

Ratlos angesichts der verfahrenen Situation ist auch der ehemalige Vorsitzende des Vereins, CSU-Stadtrat Günter Göttling. Er habe selbst versucht, die Situation zwischen Fußball- und Tennisabteilung zu schlichten, aber vergebens. Jetzt überlegt er, aus dem Verein auszutreten. „Nach meiner Meinung wäre die Auflösung der Fußballabteilung nicht notwendig gewesen“, sagt Göttling. Abteilungsleiter Peter Billy sei ein Mann, der sehr viel für den Verein getan habe, auch wenn er mit den Finanzen so seine Probleme gehabt habe. „Aber der neue Vorstand hätte das doch jetzt in die Hand nehmen können. Ich habe den Verein vor zehn Jahren gesund übergeben und habe immer alles kontrolliert. Da hatten wir keine Probleme. Doch die beiden verkehren nur über Anwälte miteinander. Das ist keine Basis“, sagt Göttling.

Aufrufe: 030.11.2016, 22:32 Uhr
Augsburger Allgemeine / Andrea BogenreutherAutor