Ein Armutszeugnis? Wenn man die nackten Zahlen ansieht: ja. Fast alle Nachbarkreise stehen besser da: In Forchheim residiert der Jahn nach wie vor in der Bayernliga, in Neustadt der TSV in der Landesliga, der Landkreis Fürth hat mit Veitsbronn, Zirndorf und Stein drei höherklassige Klubs, die Stadt Fürth neben der SpVgg-Zweitligareserve mit der SG Quelle, Stadeln, Vach und Burgfarrnbach deren vier. Den Vogel schießt jedoch die Stadt Erlangen ab: Mit Eltersdorf, Bruck, SpVgg, ATSV, TV 48 und Tennenlohe haben die Unistädter inzwischen ein halbes Dutzend Klubs, die über Kreisniveau kicken.
Das ist auch schon ein Teil der Lösung der ERH-Talfahrt: die Magnetwirkung der Nachbarstadt, die regelmäßig Talente anlockt. So schlecht ist der Landkreis nämlich eigentlich nicht, wie er in den Tabellen steht. Denn viele Vereine machen derzeit vieles richtig – sind aber entweder noch am Anfang einer Entwicklung oder hatten schlichtweg etwas Pech.
Beleg für Letzteres bieten die Herzogenauracher Pumas und die Röttenbacher. Aufsteiger FCH zeigte mit seiner jungen Truppe lange Zeit eine höchst respektable Leistung und schien aller Abstiegssorgen schon ledig, ließ dann aber ausgerechnet gegen schon abgestiegene Kellerkinder Punkte liegen und geriet dadurch in einen Negativsog. Am Ende waren fünf Teams fast gleichauf (zwei mit 39, drei mit 38 Punkten), die Herzogenauracher mussten wegen des schlechteren direkten Vergleichs in den sauren Apfel beißen. Bitterer geht es kaum.
Höchstens noch für den TSV Röttenbach, der zum zweiten Mal in drei Jahren in der Relegation scheiterte. Als Vizemeister der Erlanger Kreisliga schien man nach dem 2:0 gegen Brand auf einem guten Weg, doch die 120 Minuten steckten dem Team am Sonntag gegen einen ausgeruhten, weil spielfreien Gegner sichtlich zu arg in den Knochen. Jetzt soll es im dritten Anlauf klappen.
Doch das dürfte nicht leicht werden. Neben den „Pumas“ wollen bestimmt auch die Heßdorfer wieder nach oben, die sich heuer zu lange darauf verlassen hatten, dass die bekannten „SpVgg-Tugenden“ im Abstiegskampf zum Tragen kommen würden. Der Ernst der Lage wurde erst erkannt, als es eigentlich zu spät war.
Insgesamt neun Mannschaften aus dem westlichen Landkreis tummeln sich heuer in der Kreisliga 1 – ein Beweis, dass der Fußball in diesem Landstrich nicht tot ist. Der SC Adelsdorf ist schon in Lauerstellung, die SpVgg Zeckern, der ASV Weisendorf mit seiner vorbildlichen Jugendarbeit, der FSV Großenseebach, der TSV Lonnerstadt und der ASV Niederndorf haben fast alles etwas gemeinsam: Man setzt auf Eigengewächse und Kontinuität.
Die Fußballfans in ERH-West müssen also nicht verzweifeln. Spannung ist 2015/16 dank vieler Derbys garantiert – und am Ende der Saison müsste es doch mit dem Teufel zugehen, wenn es im kommenden Frühsommer wieder keinen Bezirksligisten zwischen Aisch und Aurach geben sollte.