2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Für den FC Amberg heißt es "die Hoffnung stirbt zuletzt".    Foto: Geisler
Für den FC Amberg heißt es "die Hoffnung stirbt zuletzt". Foto: Geisler

Kaum noch eine Chance, aber Hoffnung

Im letzten Spiel gegen die ,,kleinen Bayern" - ,,dahoam" am Schanzl - müssten für den FC Amberg schon mehrere Wunder zugleich passieren.

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,,Wunder gibt es immer wieder", sang einst Katja Ebstein ins Mikrofon. Ein solches braucht der FC Amberg, wenn er seine auf ein Minimum gesunkene Chance noch aufrechterhalten will. Aber Wunder gibt es bekanntlich auch im Fußball höchst selten, und deshalb steht es schlecht um den FC Amberg, sehr schlecht sogar. Der Patient hängt schwer am Tropf, am 34. und letzten Spieltag gegen die ,,kleinen Bayern" droht ihm das Regionalliga-Licht ausgeblasen zu werden.

Es gibt nichts schönzureden, hoch sind die Hürden, wenn der FC Amberg die Klasse erhalten will: Erst muss ein Sieg her gegen den FC Bayern II, dann darf Augsburg II gegen Memmingen nicht gewinnen, und dann müssen die Amberger eine Relegation überstehen - wer glaubt noch dran? Wer an Wunder glaubt. Vor allem nach der bemerkenswert schlechten Darbietung im so wichtigen Spiel gegen Schalding (0:4).

,,Alles reinhauen", sagte FCA-Trainer Timo Rost, ,,wir werden gegen Bayern ganz anders auftreten", kündigte er nun danach an. Angekündigt freilich wurde schon viel nach den Winterferien. Da war von ,,Grasfressen" die Rede, von ,,nur mehr Endspielen", das alles war kaum inhaltsschwer, es waren auch nicht mehr als Durchhalteparolen - denn gekommen ist es dann ganz anders: Die zwölf Spiele heuer wurden nicht gewonnen, gerade mal drei Punkte geholt, 15 Spiele lang ging Amberg nicht mehr als Sieger vom Platz, zum Helden der Nachwintersaison avancierte Tobias Wiesner - denn er schoss ein Tor! Was für Stürmer an sich die vornehmste Aufgabe ist, das aber war das einzige (!) bisher, und deshalb ist es so erwähnenswert. Und wer so spielt, muss sich jetzt auch wahrlich nicht wundern, wenn er gegen den Abstieg kämpfen muss. Sogar Hubert Kirsch, der Teammanager, ja nun wirklich kein Feind der Mannschaft, der verurteilte den üblen Auftritt in Schalding schwer, und plötzlich stellt sich auch die Trainerfrage. Mittlerweile heißt es beim FC Amberg, dass diese Saison mit Rost zu Ende gespielt wird, einschließlich möglicher Relegationsspiele. Und danach, wohl in der fünftklassigen Bayernliga, wird man sehen: ,,Fix ist nix", hat Hubert Kirsch gesagt.

,,Wir arbeiten in Ruhe weiter, dann stellt sich auch der Erfolg wieder ein", sagte Präsident Helmut Schweiger AnfangsApril, als die Pleite bereits ihren Lauf nahm. Die Trainerfrage, die war beim FC Amberg verpönt: Schließlich hat Timo Rost in der Winterpause einen langfristigen Vertrag erhalten.

Diese Frage jedoch wurde, was völlig normal ist, auf der Tribüne mit zunehmender Dauer gestellt, sie ist aber offenbar noch nicht weiter vorgedrungen. Was ein Trainerwechsel bewirken kann, ist durchaus bekannt. Beispiel SV Schalding: Der neue Trainer ist erst drei Spiele da, holte neun Punkte, und Schalding steht vor der Rettung.

Ambergs Kader hat bis zur Winterpause prächtig gearbeitet, mit der Euphorie des Aufsteigers eben. Die 26 Punkte zur Pause (10. Platz), die waren schon bemerkenswert gut. Sie waren aber auch gefährlich, denn mit ihnen sonnten sich die Cracks im Erfolg und der vermeintlichen Gewissheit, dass in den restlichen zwölf Spielen wohl die zehn Punkte zum Klassenerhalt noch geholt würden. Das war eine fahrlässige Unterschätzung der Liga und eine grobe Überschätzung der eigenen Fähigkeiten. Gleichwohl war schon in den Spielen zuvor (1:1 gegen Aschaffenburg, 1:3 gegen Greuther Fürth und 0:3 gegen Nürnberg II) der Sand im Getriebe unüberhörbar. Die Kardinalfrage ist also: Was ist im Winter passiert? An keinem Hallenturnier teilgenommen, Trainingslager in der Türkei, nichts sollte die Vorbereitung stören, und dann erloschen die Flammen der Begeisterung auf unerklärliche Weise.

So paradox es nach dieser Talfahrt ist: Amberg kann es doch noch packen - wenn sich alle guten Geister am Samstag ab 14.00 Uhr im Stadion versammeln. Am Schanzl gibt es nochmals guten Besuch - das liegt wohl in erster Linie an den Bayern, die mit Ribery-Bruder Steeven, Scholl-Sohn Lukas, Milos Pantovic, Karl Heinz Lappe (12 Tore) Julian Green (10 Tore) Patrick Weihrauch (10) auch durchaus bekannte Akteure im Kader haben.

,,Vier hinter uns lassen", das war das Ziel von Trainer Timo Rost; das ist nicht mehr zu machen. ,,Unser Ziel ist ganz klar die Meisterschaft", hatte hingegen Kollege Heiko Vogel vor der Saison verlauten lassen, und beide haben sie ihre Ziele nicht erreicht. Für die Münchener mit ihren 49 Punkten ist die Saison vorbei, was nichts heißen soll, denn im letzten Heimspiel wurde der FC Augsburg II mit 2:1 besiegt. Zur Genugtuung des FC Amberg, der dadurch heute noch ganz winzige Chancen hat. Taktik spielt keine Rolle mehr in diesen letzten 90 Minuten, Amberg muss ein Tor mehr schießen als die Münchner. Ansonsten ist es vorbei.

Im Hinspiel holte der FC im Grünwalder Stadion ein 2:2 (Tore: Wiesner, Knorr), ein für Amberger Verhältnisse mit Torflut zu umschreiben. Da war Trainer Heiko Vogel richtig sauer: Die Leistung seiner Mannschaft stufte er als ,,unterirdisch schlecht" ein, schrieb seinen Möchtegern-Stars Demut ins Stammbuch. Die haben mit ihrem 6. Platz die Erwartungen sicherlich nicht erfüllt. Die Münchner betrachten das Spiel nicht als Kaffeefahrt, sie wollen schon noch gewinnen. Und beim FC Amberg hofft Trainer Timo Rost noch auf die Sensation im letzten Spiel, bei dem Benjamin Werner - aufgrund seiner Gelb-Sperre - nicht dabei ist. Und Rost hofft darauf, das Memmingen gegen Augsburg II Schützenhilfe leistet.

Kader FC Amberg: Götz - Gorgiev, Ceesay, Plänitz, Fischer - Seitz, Hempel, Lincke, Wiedmann - Wiesner, Hauck; Schober, Dietl, Schneider, Knorr, Kühnlein, Graml, Göpfert.

Aufrufe: 020.5.2016, 16:30 Uhr
Klaus HöglAutor