2024-05-02T16:12:49.858Z

Vereinsnachrichten
Der FC Affing und der TSV Meitingen verhandeln über einen Wechsel Marco Lechners (am Ball). Der Defensivspieler will nach Meitingen, Affing erteilt ihm aber keine Freigabe.  Archivfoto: Michael Eberle
Der FC Affing und der TSV Meitingen verhandeln über einen Wechsel Marco Lechners (am Ball). Der Defensivspieler will nach Meitingen, Affing erteilt ihm aber keine Freigabe. Archivfoto: Michael Eberle

Kapitän Lechner will schleunigst weg

Bezirksligist Affing verliert Spielführer Marco Lechner +++ Ob der 26-Jährige zum TSV Meitingen wechselt, ist ungewiss

Marco Lechner erfüllt beim FC Affing eine wichtige Funktion. Als Kapitän übernimmt er Aufgaben auf und abseits des Rasens. Gibt die Richtung vor, ist Bindeglied zwischen Mannschaft, Trainer und Verein. Seit fünf Jahren trägt Lechner das Affinger Trikot, hat darin Höhen und Tiefen miterlebt, Auf- und Abstiege. Dass ausgerechnet er den Bezirksligisten in der Krise schleunigst verlassen möchte, besitzt Strahlkraft. Auf Nachfrage erklärt der Spieler, bereits im Sommer Wechselgedanken gehegt zu haben. „Ich wollte den Verein damals aber nicht im Stich lassen“, fügt Lechner hinzu.

Nach dem Landesligaabstieg im Sommer verlor der FC Affing mit Ausnahme Lechners seinen kompletten Kader, ein aufgezwungener Neuanfang war nötig, der längst nicht abgeschlossen ist. Der Verein war teils führungslos, Trainer und Funktionäre sprangen ab. Für Ruhe wollten Robert Lindermeier als Vorsitzender und Markus Berchtenbreiter als Abteilungsleiter sorgen. Gelungen ist ihnen das bisher mäßig. Sportlich käme der Klassenerhalt inzwischen einer riesigen Überraschung gleich, interne Grabenkämpfe scheinen anzudauern.

Nach seinem Verbleib im Sommer lieferte Defensivspieler Lechner couragierte Leistungen ab, stemmte sich gegen den Misserfolg, spielte teils trotz Verletzung. Nun macht der 26-Jährige deutlich, die Lust am FC Affing verloren zu haben. Er begründet, er suche eine neue sportliche Herausforderung. Fündig geworden ist er westlich des Lechs, beim Landesligisten TSV Meitingen. „Mit dem Verein bin ich mir einig“, verkündet Lechner. Ob er im Frühjahr tatsächlich in Meitingen kicken wird, scheint dennoch fraglich.

Beim FC Affing hat er sich offiziell abgemeldet. Um in der Winterpause zu wechseln, muss der abgebende Klub jedoch zustimmen. FCA-Abteilungsleiter Berchtenbreiter macht deutlich, er werde Lechner nicht ziehen lassen. „Von uns wird er keine Freigabe erhalten“, betont er.

Der Funktionär hat dabei Grundsätzliches im Sinn. Berchtenbreiter hat in den vergangenen Jahren etliche Erfahrungen gesammelt, hat miterlebt, wie Zusagen nichtig wurden, wie Spieler als Nomaden zum nächsten Klub zogen. Berchtenbreiter sind diese Gepflogenheiten zuwider. Ihn stört es, wie Amateurkicker versuchen, Macht auszuüben. „Dieses Spiel mache ich nicht mit. Bei uns wedelt nicht der Schwanz mit dem Hund“, sagt er. Die Spieler bekämen für ihr Hobby Geld, sie hätten dafür Pflichten zu erfüllen.

Dass Affings Kader nicht für die Bezirksliga reicht, belegt der vorletzte Tabellenplatz. Berchtenbreiter ist anzumerken, wie unzufrieden ihn die vergangenen Monate gemacht haben. Er zieht einen Vergleich zu früheren Zeiten: „In der Bayernliga hatten wir Typen, die nicht einfach waren, aber Fußball spielen konnten. Jetzt haben wir nur Typen, die nicht einfach sind.“ Seinen bisherigen Kapitän nimmt der Abteilungsleiter weitgehend in Schutz, er habe sich stets vorbildlich verhalten. Ziehen lassen will er Lechner dennoch nicht. Berchtenbreiter bleibt in der Sache hart. „Ich bin nicht dazu da, Menschen glücklich zu machen.“ Und, schiebt er hinterher: „Wir bieten kein betreutes Fußballspielen an.“

Meitingens Abteilungsleiter Tosten Vrazic kann die Gebärden seines Affinger Kollegen nachvollziehen, versteht allerdings nicht, warum einem verdienten Spieler wie Lechner Steine in den Weg gelegt werden. Er bestätigt, sich mit dem Spieler einig geworden zu sein und hofft, dies auch mit dem FC Affing möglich zu machen. Vrazic kann sich vorstellen, dass Berchtenbreiters kategorisches Nein durch eine Ablöse aufweicht. „Im Endeffekt geht es ums Geld“, sagt Vrazic.

Hinzu kommt: Nur von einem Wechsel würde der FC Affing profitieren. Spieler Lechner hofft auf eine Einigung. Platzt der Transfer, kündigt er an, ein halbes Jahr pausieren zu wollen. Danach ist er sofort spielberechtigt, eine Freigabe wäre hinfällig. Mit Nachdruck betont Lechner, er werde definitiv nicht mehr für den FC Affing auflaufen.

Kompromissbereiter zeigte sich FCA-Abteilungsleiter Berchtenbreiter bei Dominic Britsch, der Vertrag mit dem Offensivspieler wurde aufgelöst. Der 27-Jährige darf zum TSV Schwaben Augsburg wechseln, weil er „nicht zu uns passt“, wie Berchtenbreiter beschreibt. Ähnlich entgegenkommend dürfte der Affinger mit Abdurrahman Kamali verfahren. Nachdem der Stürmer Mitte November intern kritisiert worden war, hat ihn in Affing niemand mehr gesehen.

Aufrufe: 029.12.2015, 09:44 Uhr
Aichacher Nachrichten / Johannes GrafAutor