Kreisliga, das sind sie überhaupt nicht mehr gewohnt am Ebensee. Seit 2002 war der Post SV im Bezirk aktiv, aber letztes Jahr war damit Schluss. Als einer von fünf Absteigern verabschiedete sich die Post in die Kreisliga. Neben wichtigen Spielern ging auch Trainer Wolfgang Lutz. Sein Nachfolger Markus Krensel hat die Aufgabe, mit der Post erst einmal richtig anzukommen in der unbekannten und ungeliebten Spielklasse. Der Vierzigjährige ist noch nicht lang im Trainergeschäft, hat zunächst als Spielertrainer gearbeitet. In der Vorsaison war er noch bei der Sp Vgg Diepersdorf angestellt. Der Bezirksliga-Aufstieg blieb ihm dort verwehrt, in der Relegation war Schluss. Nun sucht er am Ebensee die nächste Herausforderung.
„Es ist mit Sicherheit keine einfache Aufgabe, weil es ein kleiner Kader ist“, sagt der neue Übungsleiter, der ansonsten voll des Lobes für seine neue Arbeitsstelle ist. „Es sind tolle Trainingsbedingungen hier, die Jungs machen einen super Eindruck.“ Dass man beim Post SV auf den noch recht unerfahrenen Markus Krensel aufmerksam geworden ist, liegt wohl auch an guten Beziehungen. Andreas Niklaus, einer der Abteilungsleiter und ein Bekannter des neuen Trainers, hat den Kontakt hergestellt. Und Krensel hat die Verantwortlichen in zwei Treffen von seinen Qualitäten und Ideen überzeugt. „Ich weiß, dass viele Gespräche mit anderen Trainern geführt wurden“, sagt er, und es schwingt etwas Stolz mit, ausgewählt worden zu sein. Neuer Co-Trainer ist Kapitän Mario Bierbrauer, der Chris Biechele ersetzt.
Krensel sieht seine Aufgabe erst einmal darin, die Erwartungen im Umfeld zu dämpfen. „Man muss klipp und klar sagen: Wir müssen nicht auf Biegen und Brechen unter die ersten zwei. Ziel ist es, sich in der Kreisliga erst einmal zu etablieren.“ Diese Einschätzung sei intern abgesprochen, aber es ist nicht verwunderlich, dass ein Bezirksliga-Dauerbrenner wie der Post SV sich nicht so recht wohlfühlen will in der neuen, niedrigeren Spielklasse. „Dadurch, dass ein Großteil der Spieler geblieben ist, sind wir zuversichtlich“, sagt Abteilungsleiter Werner Würfel. Er werde vereinsintern, auch aus anderen Abteilungen, schon auf den Abstieg angesprochen, sagt Würfel. „Die Mitglieder wünschen sich natürlich, dass der Post SV mindestens Bezirksliga spielt.“ Einige der älteren Spieler haben noch Bezirksoberligaerfahrung, da gibt man sich mit dem Kreis nicht gern zufrieden.
Krensel bleibt unbeeindruckt. „Klar, Ziel ist immer, dass man oben mitspielt, aber es wäre utopisch zu sagen, ,Wir wollen da gleich wieder hoch.‘“ Er verweist auf den eigentlich viel zu kleinen Kader. „Vierzehn, fünfzehn Mann ist einfach zu wenig, wenn man oben mitspielen will.“ Es sei nicht ausgeschlossen, dass sich die Post noch verstärkt. Fehlen könnte ein nomineller Angreifer. Nach dem Abgang zweier Stürmer kommt gegen den TSV Cadolzburg Routinier Stefan Kühnlein als Sturmspitze zum Zug.
Gegen den Mitabsteiger funktioniert nach vorn zunächst wenig. Beide Teams agieren nervös, gelungene Kombinationen gibt es lange nicht zu bestaunen. Dann fasst sich der Jüngste beim Post SV ein Herz. Felix Geisler schließt ein schönes Dribbling mit einem platzierten Flachschuss ab, 1:0 nach 34 Spielminuten. Der Gegner hat vor der Saison etliche Abgänge hinnehmen müssen, wehrt sich aber lange Zeit nach Kräften. Dann gelingt Kühnlein kurz nach der Pause das 2:0 und es brechen alle Dämme. 3:0 Frank Kiendl per Schlenzer aus 20 Metern, 4:0 Oguz Pirdar durch einen perfekten Konter, 5:0 Kapitän Mario Bierbrauer nach einer Ecke. Die Post versprüht Spielfreude, die Akteure herzen sich überschwänglich, die Zuschauer sind entzückt.
„Zum Schluss waren es ein, zwei Tore zu viel“, sagt Trainer Krensel, der sich über die ersten drei Punkte freut, aber auch vor zu viel Druck warnt: Man müsse erst einmal ein paar Spiele abwarten „und dann schauen, was vielleicht möglich ist.“ Dem Trainer merkt man an, dass ihm ein umkämpftes 1:0 lieber gewesen wäre.