2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
Gibt nicht gleich auf, wenn sie mal ein Gegentor kassiert: Gau-Odernheims Torhüterin Vanessa Berlin. Foto: Photoagenten/Axel Schmitz
Gibt nicht gleich auf, wenn sie mal ein Gegentor kassiert: Gau-Odernheims Torhüterin Vanessa Berlin. Foto: Photoagenten/Axel Schmitz

Kämpferin im Kasten, Orakel an der Linie

Torhüterin Vanessa Berlin hat sich viel vorgenommen

GAU-ODERNHEIM. „Wir gewinnen noch 5:4“, prophezeit Sebastian Lang und wirkt dabei durchaus entschlossen. 1:4 liegen die C-Junioren des TSV Gau-Odernheim im Landesliga-Spitzenspiel gegen die Spvgg. Ingelheim hinten, aber der B2-Trainer ist sich sicher: Das wird noch. Bereits in der vergangenen Saison hatte sich Lang als verlässliches Elfmeter-Orakel erwiesen.

Und so eine Pleitenserie wie vor dem Seitenwechsel konnte ja eigentlich auch nicht wahr sein. Viermal flog der Ball auf das Gehäuse von Torhüterin Vanessa Berlin, jedes Mal mustergültig vorbereitet von den eigenen Abwehrspielern, und viermal war er drin. Solche Tage gibt es eben. „Da konnte sie ja nun nichts für“, sind sich Mutter Thekla Prinz-Berlin und Vater Ralf Berlin einig. Gleichwohl steht in Durchgang zwei Eckhard Moritz im Kasten, und die 14-Jährige drückt die Daumen. Der nächste Einsatz folgt bald, denn seit der vergangenen Saison hat die Torhüterin ein Zweitspielrecht beim TSV Schott Mainz. Dort steht sie bei den B-Juniorinnen zwischen den Pfosten.

„Ich spiele Fußball, seit ich sieben Jahre alt bin“, erzählt sie, „mein Bruder hat hier gespielt, ich bin mitgekommen und fand es ganz cool.“ Der 16-jährige Lennard Berlin ist inzwischen aufgrund einer schweren Verletzung nur noch als Co-Trainer der E-Junioren am Petersberg aktiv. „Ins Tor bin ich gekommen, weil ich sehr groß war“, erzählt Vanessa Berlin. Mit 14 Jahren bringt sie es zurzeit auf stattliche 1,78 Meter. Manuel Neuer und Nadine Angerer heißen die Vorbilder. Seit vier Jahren ist sie in der Südwestauswahl aktiv, unter Ex-Nationalkeeperin Silke Rottenberg hat sie bereits beim DFB-Stützpunkt trainiert - allerdings mit ungutem Ende: Beim Länderturnier in Duisburg riss sie sich vor einigen Monaten den Muskel vom Hüftknochen ab. „Gehört dazu“, sagt sie lapidar.

Fünfmal die Woche trainiert sie, dazu meist zwei Spiele am Wochenende. Beim Fußballsport kürzer zu treten, kommt nicht in Frage: „Es macht einfach Spaß“, betont sie. Und an Zielen fehlt es nicht: „Wenn's gut läuft, DFB“, erklärt sie, „wenn nicht, Bundesliga.“ Nein, so sei das nicht gemeint gewesen, muss sie lachen. Oder doch? „Ehrgeiz ist das eigentlich nicht“, sagt ihre Mutter, „sie hat einfach Spaß dran.“

Ihr Abitur will die Neuntklässlerin an der Georg-Forster-Schule in Wörrstadt auf jeden Fall machen. „Sie ist eine Kämpferin“, lobt Abteilungsleiter Michael Maier, „sie gibt nie auf, ist ein echt tolles Mädchen. Ich bin froh, dass wir sie hier im Verein haben.“ Bis zur B-Jugend ist das doppelte Spielrecht möglich. „Mit den Mädchen verstehe ich mich besser, aber hier fühle ich mich auch wohl“, sagt Vanessa Berlin. Und es gibt wieder Grund zu jubeln. Kurz vor dem Abpfiff macht Levent Mann das 5:4. Sebastian Lang, das Orakel, hatte wieder recht.

TSV Gau-Odernheim:

Vanessa Berlin - Timon Maier, Jamal McCaslin, Maximilian Breiden, Levent Mann, Pascal Menges, Fabio Moreno Fell, Paul Klotzki, Jonas Nostadt, Jonathan Maier, Jan Hendrik Bauer; Moritz Eckhard, Steven Schwab, Jan Schweitzer, Georg Ochs, Kevin Can Tukac, Konstantin Breiden.

Ausblick
Am Samstag (14.30 Uhr) strebt das C-Jugend-Team der JSG Wöllstein/Wendelsheim eine Überraschung in der Landesliga Rheinhessen gegen die immer noch unbesiegten Remiskönige von 1817 Mainz an. Mal schauen, ob der JSG der zweite Saisonsieg gelingt.
Aufrufe: 07.10.2014, 19:00 Uhr
Torben SchröderAutor