2024-05-10T08:19:16.237Z

Allgemeines
So wie ihr Coach Gerhard Stein organisatorisch und bürokratisch so manche Hürde zu bewältigen hat, müssen seine Schützlinge im Training des JFV Ohmtal Homberg Hindernissen auf dem Weg zum Erfolg ausweichen.
So wie ihr Coach Gerhard Stein organisatorisch und bürokratisch so manche Hürde zu bewältigen hat, müssen seine Schützlinge im Training des JFV Ohmtal Homberg Hindernissen auf dem Weg zum Erfolg ausweichen.

Kämpfer für kickende Jugend

NACHWUCHSARBEIT: +++ Gerhard Stein setzt sich vielfältig und vor allem nachhaltig für Nachwuchsförderung im Sport ein / Mann mit konkreten Visionen +++

Homberg. Gerhard Stein (68) ist ein erfahrener Fußballlehrer. Man kennt den Vogelsberger von seinen Tätigkeiten in der Nachwuchsarbeit, etwa als Übungsleiter beim JFV Alsfeld-Bechtelsberg. Oder als Alsfelder DFB-Stützpunkttrainer, eine Funktion, die er noch heute gemeinsam mit seinen Kollegen Günter Stiebig und Jan Krätschmer ausfüllt. Und auch im Seniorenbereich durfte Stein bereits einige Erfolge feiern, unter anderem in Grünberg oder Hungen (zweimal A-Junioren-Hessenmeister).

Der A-Lizenz-Inhaber ist Fußball-Begeisterter durch und durch. Was er anpackt, hat meist Hand und Fuß. Entsprechend gefragt sind seine Dienste. Es kann bereichernd sein, seinen Gedanken zum Thema Fußball zu lauschen – insbesondere zum Thema Nachwuchsarbeit. Das dachte sich wohl auch der JFV Ohmtal Homberg im vergangenen Spätsommer.

Der JFV ist ein selbstständiger Verein, an dem Gründervereine aus Appenrod, Homberg (Ohm), Maulbach, Nieder- sowie Ober-Ofleiden beteiligt sind. Damals kam der Verein also auf Gerhard Stein zu, weil er, wie Stein heute berichtet, zu der Ansicht gelangt war, dass man neue Wege für die Zukunft ausfindig machen müsse. Neue Strukturen waren gefragt, auch weil sich zuletzt immer weniger Kinder und Jugendliche für den Fußball interessierten, insbesondere bei den älteren Junioren herrschte eine gewisse Personalnot. „Damals beim Erstgespräch ging es um grundlegende Dinge: Was wollen wir für Systeme spielen, wie soll das alles ablaufen und auch die Trainingsmöglichkeiten hatte ich mal in Stichpunkten ausgearbeitet. Ich habe ein Jugendförderkonzept vorgestellt, auf das man sich einigen konnte und das jetzt allen Übungsleitern zur Verfügung gestellt wird“, erinnert sich Stein.

Rasch wurden diese ersten vereinheitlichten Ideen etabliert und den Jugendtrainern als schriftlichter Leitfaden zur Verfügung gestellt. Zudem war es Gerhard Stein vor seinem Engagement beim JFV, bei dem derzeit rund 150 Kids fußballerisch ausgebildet werden, ein Anliegen, dass alle Übungsleiter in einem Abstand von zwei Monaten an einer internen oder externen Fortbildung teilnehmen.

Seit Rundenbeginn ist Stein beim JFV Ohmtal Homberg aktiv, trainiert hier nun vornehmlich die C-Junioren, die sich in einer Kooperationsgemeinschaft mit dem SV Niederklein/ Schweinsberg befindet. Zweimal wöchentlich leitet Stein mit seinem Niederkleiner Kollegen Frank Richter das Training – und die Kooperation soll noch wachsen: Ab der kommenden Spielzeit ist auch eine Zusammenarbeit auf A- und B-Junioren-Ebene vorgesehen. „Die Trainer und Betreuer für die nächste Runde stehen auch schon fest. Es wird jeweils ein Trainer des JFV und vom SV Niederklein/Schweinsberg dabei sein“, freut sich Stein über das nächste Puzzle-Stück, das die Nachwuchsförderung im Homberger Raum noch ein bisschen weiter nach vorne treiben soll. Um für diese Erweiterung perspektivisch gerüstet zu sein, sollen ferner noch weitere JFV-Jugendtrainer ausgebildet werden, wie Stein erläutert: „Da gibt es hier einige junge Menschen, denen ich dann bei der Ausbildung auch helfen kann. Sodass man auch einen wirklich qualifizierten Unterbau hat. Ein Problem ist nämlich, dass es im Jugendbereich zu wenig ausgebildete Trainer gibt. Die meisten Vereine stecken ihr Geld lediglich in die Senioren.“

Doch die Kooperation mit Niederklein/Schweinsberg bedeutet noch nicht den letzten Schritt in den Augen von Gerhard Stein. Auch eine Zusammenarbeit mit Stadtallendorf könnte angestrebt werden, zumal sieben Homberger Nachwuchskicker bereits heute beim TSV spielen. „Wir sind aufgeschlossen gegenüber Stadtallendorf und anderen Vereinen. Wenn wir talentierte Spieler haben und Stadtallendorf spielt Gruppenliga oder Verbandsliga und die Eltern sind bereit, die Jugendlichen zu fahren, dann haben wir nichts dagegen“, erkennt Stein bereits jetzt viele Vorteile.

Er steckt seine Mühen und Überlegungen aktuell aber nicht nur in das Erstellen genereller Nachwuchskonzepte für den JFV oder in die tatkräftige Ausbildung der C-Junioren, Stein ist auch noch an einer anderen Stelle fleißig zugange: In der Gesamt- und Grundschule in Homberg (Ohm). Dort leitet der Fußballlehrer eine Fußball-AG für Sieben- bis 15-Jährige, bietet auch eine Torwartschulung an. „Über die Schul-AG trainieren wir auch Aussiedler, zum Beispiel Syrer oder Afghanen. Wir hatten etwa einen ganz talentierten Syrer, der auch in der Regionalligaauswahl gespielt hat. Die Kids hier in der AG sind mit Eifer dabei“, berichtet der 68-Jährige, der bereits den einen oder anderen Schüler für den JFV gewinnen konnte. Eine regelrechte Grundlagenarbeit also.

Ansonsten hofft Stein, dass seine Vorstellungen und Ansätze in Zukunft auch weiterhin vom JFV-Vorstand getragen werden und auch, dass die viele Arbeit, die in Homberg ansteht, auf möglichst vielen Schultern aufgeteilt wird. Das sei eine Art Grundvoraussetzung für den Erfolg. „Das könnte ich alleine alles gar nicht schaffen. Ich bin nicht der, der alles umkrempeln möchte. Ich habe gewisse Erfahrung und dann muss man darüber reden, was am sinnvollsten für den Verein ist, um sich zu verändern“, ist der Fußballtrainer, dessen Heimatverein eigentlich der TV/VfR Groß-Felda ist, ehrlich. Die ersten vielversprechenden Ansätze seien erkennbar, aber noch warte viel Arbeit – auf den Verein, aber auch auf Gerhard Stein. „Ziel soll es eigentlich sein, sich mit dem JFV an Vereinen wie Sellnrod, Groß-Eichen und Weickartshain zu orientieren, an dem, was die da in den letzten Jahren auf die Beine gestellt haben. Das ist sensationell. Das sind sehr kleine Vereine, die sehr gute Arbeit von unten gemacht haben und sechs oder sieben Spieler haben, die dann in der Verbandsliga und höher spielen, etwa beim VfB Gießen oder in Wieseck. Irgendwann kommen die ja dann auch wieder, wenn es in den Seniorenbereich geht“, schwärmt Stein, der ein Mann mit Visionen ist, allerdings auch die Probleme der Zeit wahrnimmt: „Irgendwann geht es in Richtung Norweger Modell, dann spielt man nur noch mit neun Spielern.“ Bereits jetzt haben von den rund 25 Vogelsberger Vereinen lediglich eine Handvoll eine eigene A-Jugend. „Da kann man sich ausdenken, wann Schicht im Schacht ist“, warnt Stein, der gemeinsam mit den Homberger Funktionären und Trainern einen anderen, jugendorientierten Weg einschlagen will.

Mit Gerhard Stein, der, wie er selbst sagt, mit Stützpunkttrainer Günter Stiebig stets einen kompetenten Ansprechpartner hat, scheint man beim JFV Ohmtal allerdings fürs Erste bestens gerüstet zu sein. Man darf auf die weiteren Entwicklungen in naher Zukunft durchaus gespannt sein.

Es gilt nun, wie Stein verrät, das Hauptaugenmerk auf organisatorische Aspekte zu legen: „Hier ist nun große Eile angesagt. Da könnte man sich vorstellen, dass auch das Wiesecker Modell bei uns umgesetzt wird.“ Bei der TSG Wieseck gebe es im Jugendbereich keinen Vorstand, dafür verfügen die Trainer über mehr Kompetenzen. Ein effektiver Weg in den Augen von Gerhard Stein, für den abschließend eine Sache feststeht: „Wer nicht in die Jugend investiert, hat keine Zukunft!“



Aufrufe: 030.3.2017, 08:00 Uhr
Christian NemethAutor