2024-03-28T15:56:44.387Z

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Als Referee ist Justus Zorn bereits mit der medialen Präsenz des Profifußballs konfrontiert worden. | Archivfoto: Markus Schächtele
Als Referee ist Justus Zorn bereits mit der medialen Präsenz des Profifußballs konfrontiert worden. | Archivfoto: Markus Schächtele

Justus Zorn leitet mit 25 Jahren Spiele in der dritten Liga

Schiedsrichter Justus Zorn vom SV Opfingen hat das klare Ziel Bundesliga

Als Kicker wäre er nicht auf diesem Niveau gelandet, das gibt Justus Zorn lachend unumwunden zu. Seit dieser Saison pfeift der 25-Jährige vom SV Opfingen Spiele in der Dritten Liga, ist damit im Profibereich angekommen. Neben Matthias Jöllenbeck (SV Weilertal) ist Zorn somit der zweite Unparteiische aus dem Bezirk Freiburg, der aktuell diese Ebene erreicht hat.
14 Jahre war Zorn jung, da reifte in ihm die Entscheidung, die Schiedsrichter-Laufbahn einzuschlagen. „Bei mir lief es aber nicht wie bei vielen anderen, dass ich vom Verein animiert wurde“, erzählt er. Früh schon faszinierte ihn der 23. Mann auf dem Feld. Freiwillig griff er bei den Spielen seines damaligen Heimatvereins SV Gottenheim in der Kreisliga als Linienrichter nach der Fahne. Zorn zeigte Eigeninitiative, landete im Internet auf der Seite des Südbadischen Fußballverbands und meldete sich zum Lehrgang an – elf Jahre ist dies nun her. Seitdem geht seine Referee-Karriere stetig nach oben.

Mit 16 pfiff er Kreisliga A, bereits ein halbes Jahr später Bezirksliga, mit 17 folgte der Aufstieg in die Landesliga, mit 18 Verbandsliga und mit 19 Oberliga. Drei Jahre Regionalliga folgten, ehe jetzt der Aufstieg in die dritte Liga gelang. Früh schon merkte man im Bezirk, „da leitet ein großes Talent Spiele“, erzählt Schiedsrichterobmann Anton Dixa, der voll des Lobes ist über den 25-Jährigen: „Er ist trotz seines Erfolges nie abgehoben, ist bodenständig geblieben und gibt den anderen Schiedsrichtern an der Basis bereitwillig Auskunft über seine Erfahrungen.“

Von denen hat Zorn einige zu bieten – negative wie positive – im August prasselte die geballte Medienaufmerksamkeit auf ihn ein. Nach seinem ersten Drittligaspiel legte Erzgebirge Aue Einspruch beim Sportgericht ein (0:2 gegen Sonnenhof Großaspach), Zorn sei ein Fehler unterlaufen, weil er einen Freistoß freigab, ohne das Spray zu nutzen. Das Sportgericht schmetterte den Einspruch ab. Keine acht Tage später gehörte er mit seinem Kumpel Jöllenbeck zum Gespann von Martin Petersen beim Spielabbruch im DFB-Pokal in Osnabrück. Petersen wurde ein Feuerzeug an den Kopf geworfen. Zorn erschien auf dem Sporttitel der Bild-Zeitung und im Postillon. Er erhielt Post von Menschen, die er gar nicht kannte. Sogar bei der Arbeit wurde der Physiker, der derzeit in Berlin lebt und arbeitet, darauf angesprochen. Normalerweise, sagt er, wissen seine Kollegen von seiner zweiten Rolle gar nichts. „Ich bin mit einem Schlag ins kalte Wasser geworfen worden, habe die mediale Präsenz des Profifußballs kennengelernt.“

Die wichtigste Eigenschaft: Berechenbarkeit

Mittlerweile sieht er diese Ereignisse aber positiv, weiß nun, wie der Hase läuft. Mit den Jahren ist er an Kritik auch gewachsen, geht damit professionell um und gibt sogleich zu: „Wir Schiris ärgern uns am meisten über unsere Fehler, ich bin dann wütend und enttäuscht.“ Früher brauchte Zorn schon mal zwei Tage, um damit umzugehen.

Nachdenklich wurde Zorn vor genau sieben Jahren. Es war der 8. November 2008 – sein erster Spielabbruch. Eine Bierflasche war im Verbandsligaspiel SV Stadelhofen gegen SV Weil nach dem damals 18-Jährigen geworfen worden. Sie verfehlte ihn nur knapp. Seinen Willen konnte dieser Vorfall nicht brechen.

Wenn Zorn gefragt wird, was einen guten Schiedsrichter ausmacht, mag die erste Antwort verwundern: „Berechenbarkeit“, sagt der angehende Doktorand am Max-Planck-Institut in Heidelberg. Berechenbarkeit? „Die Spieler müssen wissen, dass du fair mit ihnen umgehst, beide Seiten gleich behandelst.“ Dazu kommen für ihn noch Leistungsbereitschaft und Ehrlichkeit. Wie er sich als Unparteiischen beschreibt? „Ich bin sehr kommunikativ, suche das Gespräch mit den Spielern, gleichzeitig muss ich aber konsequent und authentisch auftreten“, sonst würden die Spieler ihm seine Entscheidungen nicht abnehmen. Die Spieler, sagt er, merken sofort, wenn der Schiedsrichter eine Rolle einnimmt. Das sagt er wie aus der Pistole geschossen.

Wohin soll es noch gehen? Zorn ist sehr ehrlich und versteckt seinen Ehrgeiz keineswegs. „Ich bin jetzt 25 und pfeife dritte Liga. Wenn ich da nicht zumindest in der ersten Bundesliga winken wollte, wäre ich fehl am Platz.“ Damit würde er Anton Dixa einen Wunsch erfüllen. Der Schiedsrichterobmann sagte vor einiger Zeit, er will einen Bundesliga-Schiri im Bezirk Freiburg, wenn er abtritt. Justus Zorn ist auf einem guten Weg dahin.
Aufrufe: 012.11.2015, 22:01 Uhr
Benedikt Hecht (BZ)Autor