2024-04-16T09:15:35.043Z

Vereinsnachrichten
Ein Zeichen setzen: Dirk Zimmermann (links) aus Friesoythe  und Tobias Meyer aus Markhausen  wollen mit ihrem Energiegetränk die Fußballkultur erhalten und regionale Vereine unterstützen. Privat
Ein Zeichen setzen: Dirk Zimmermann (links) aus Friesoythe und Tobias Meyer aus Markhausen wollen mit ihrem Energiegetränk die Fußballkultur erhalten und regionale Vereine unterstützen. Privat

Jungs mit neuer Energie für Fußball

Sie ist ungefähr 24 Zentimeter groß, hat einen großen Bauch und einen kleinen Hals. Sie ist schlicht bedruckt mit dem Aufdruck "Fünf ...

gegen zwei". Wie der Inhalt dieser Flasche schmecken soll, möchten die Macher noch nicht verraten, aber es soll mehr als eine "Energie-Brause" sein. Es soll ein Zeichen sein, "ein Symbol zum Erhalt der Fußballkultur und gegen Kommerzialisierung von Vereinen", sagt der Friesoyther Student Dirk Zimmermann, der zusammen mit Tobias Meyer aus Markhausen zu den neuesten Jungunternehmern aus der Stadt gehört. Sie haben eine kleine Idee vom Anfang des Jahres in die Tat umgesetzt und hätten nie gedacht, dass sie innerhalb von zwei Wochen 20000 Euro mittels Spenden zusammenbekommen, um ihre Idee eines Energy-Drinks umsetzen zu können.

Dirk Zimmermann und Tobias Meyer sind selbst Fußballspieler. Zimmermann spielt in der zweiten Mannschaft vom SV Hansa Friesoythe und Meyer beim VfL Markhausen. Mehr noch sind sie aber Fußballfans und wollten die "Kommerzialisierung des Fußball", zum Beispiel durch große Konzerne wie bei RB Leipzig, nicht mehr tatenlos mit ansehen. "Es gab viel Kritik in der Fußballwelt an solchen Vereinen, die teilweise unter die Gürtellinie geht. Wir dachten uns, Protest geht auch anders", findet Dirk.

In ihrer Studenten-WG in Hannover kam ihnen die Idee, ein Getränk als Symbol zu schaffen. "Wir wollten nicht gegen etwas sein, sondern für etwas stehen oder sogar kämpfen", sagt Tobias. Denn der gesamte Erlös wird gespendet. So sollen 20 Cent jeder verkauften Flasche an örtliche und regionale Vereine gehen. "Wenn also jemand in Friesoythe eine Flasche kauft, fließen 20 Cent zum Beispiel in die Jugendarbeit von Hansa Friesoythe", erklärt Zimmermann. Und genau so könnte es auch in Süddeutschland oder gar in Österreich ablaufen, denn die Resonanz auf das Projekt der beiden Sportfans ist gewaltig. "Jeden Tag sitze ich jetzt ungefähr zwei Stunden am PC und beantworte Mails von Vereinen aus dem gesamten Bundesgebiet. Es hat uns sehr überrascht, wie schnell sich unsere Idee verbreitet hat", so der Friesoyther.

Denn Kapital hatten die beiden Studenten nicht. Auf der Suche nach einer Finanzierung stießen die beiden auf das sogenannte "Crowdfunding", einer Finanzierung mittels Spenden durch das Internet. Über die Plattform "Startnext" vermarkteten sie ihre Idee. Am 9. Oktober startete die Sammelaktion. Bis zum 16. November sollte sie laufen, doch jetzt wurde die kalkulierte 20000-Euro-Marke schon geknackt. "Bereits am ersten Tag kamen 8000 Euro zusammen. So wurde uns schnell klar, dass wir es doch tatsächlich schaffen könnten", freut sich Zimmermann.

Und auf einmal finden sich die beiden in ihrem eigenen "Start-Up-Unternehmen" wieder. "Ich mache eher die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Dirk kümmert sich ums Logistische", sagt Tobias Meyer. Aber die Logistik wird gar nicht so einfach, denn schon jetzt haben die beiden Studenten der Wirtschaftswissenschaften viel zu tun. "Ich sehe mich jetzt schon ab dem nächsten Jahr mit dem Transporter durch Deutschland fahren. Viele kleine Vereine haben viel gespendet und bekommen dann ihre Kästen", sagt Dirk. Bis Weihnachten soll das Getränk fertig sein. Den Geschmack haben sich die beiden selber ausgesucht. "Wir sind eigentlich keine Energy-Trinker, so konnten wir eigentlich schlecht vergleichen. Aber wir mochten es", sagt Zimmermann. Denn bis jetzt spenden die Vereine aufgrund der Idee, nicht aufgrund des Getränks. "Wenn wir es geschafft haben, dass die Leute das Getränk wegen des Geschmacks kaufen, nimmt das Projekt noch zusätzliche Dimensionen an. Aber das steht noch in den Sternen", sagt Meyer.

Die Eintragung als Unternehmensgesellschaft (UG), auch bekannt als Mini-GmbH, haben die beiden schon hinter sich. Auch die Markenrechte sind gesichert. Das Layout der Flaschen übernahm ein befreundeter Grafiker "Es hat sich alles etwas verselbstständigt. Wir haben gehofft, dass unsere Idee gefällt, aber mit dieser Aufmerksamkeit hatten wir nicht gerechnet", sagt Zimmermann.

Das mag nicht zuletzt am emotionalen Thema Fußball liegen. "Was hat das noch mit Sport zu tun, wenn der Erfolg käuflich ist", sagt Meyer. Zwar gibts es mit TSG Hoffenheim oder dem Vfl Wolfsburg (VW) schon länger Clubs in der Bundesliga, die großzügig gesponsert werden, aber der rasante Aufstieg von RB Leipzig durch ihren Sponsor Red Bull hat das Thema verschärft. Mit rund 100 Millionen Euro will das Unternehmen den Verein schnellstmöglich in die 1. Bundesliga führen.

"5 gegen 2" soll ein kreativer Protest gegen solche Vereinsstrukturen sein. "Uns geht es darum, wie man auf das Problem aufmerksam macht ohne Hass zu schüren. Ein Stück Kultur soll erhalten bleiben", so der Hansa-Spieler. Und das sei ohne die vielen kleinen Vereine nicht möglich. Zur Zeit werden von Danksagungen verschickt. "Alle Vereine und Personen, die 300 Euro gespendet haben, bekommen von uns ein Jahr lang jeden Monat einen Kasten ,5 gegen 2 geliefert", sagt der Werder-Fan.

Die 20000-Euro-Marke ist zwar geknackt, doch an eine Pause denken die Jungs nicht. Mit dem jetzigen Kapital können sie die ersten 1000 Kisten abfüllen lassen, "aber es muss noch weiter gehen", so Zimmermann. Wenn es den Jungs gelingt, einen Wert von 25000 Euro zu erreichen, könnten sie einen gebrauchten Lieferwagen anschaffen, um das Getränk durch die Republik zu fahren. Für die Lagerung wünschen sich die Studenten dann auch noch einen Seecontainer. Vielleicht ist die Flasche dann spätestens im nächsten Jahr, auf jedem Rasen zu finden.

Aufrufe: 025.10.2014, 10:00 Uhr
Heiner ElsenAutor