2024-05-08T11:10:30.900Z

Vereinsnachrichten

"Jumbo" rennt und rennt

Früher Stürmer, heute Libero - Frank Wiedemann vom FV Preussen Eberswalde ist fast 50 und spielt und spielt und spielt

Er kann es nicht lassen: Frank Wiedemann ist fast 50 und spielt noch immer jede Woche Fußball für den FV Preussen Eberswalde. Früher als Stümer, heute als Libero. Torgefährlich ist er noch immer. "Wenn das Bein juckt, geht's nach vorn", sagt "Jumbo", wie er im Team genannt wird.

Frank Wiedemann hat mal wieder gewonnen. Wenige Wochen ist das her. Am 15. Februar holte er mit dem Ü35-Team von Preussen die Hallenlandesmeisterschaft. Und das nicht zum ersten Mal.

"Fußball ist meine große Leidenschaft, sehr zum Leidwesen meiner Frau", sagt Frank Wiedemann mit einem breiten Grinsen. Der Libero, der aktuell in der Ü35 und Ü45 mitkickt, ist einer, der einfach immer weiterspielen muss, solange ihn die Knochen tragen. Er erinnert damit an Typen wie Ex-Nationalspieler Jörg Heinrich, der nicht nur den BSC Rathenow trainiert, sondern bei den Havelstädtern auch im Team der Alten Herren mitspielt. Aus purer Lust am Fußball.


Frank Wiedemann (Preussen Eberswalde) ©MOZ/Christian Heinig

Das erste Mal richtig groß taucht der Name Frank Wiedemann im Jahr 1990 im Oberbarnim-Echo der Märkischen Oderzeitung auf. Da ist er, mit 23 Lenzen, gerade von Stahl Finow, einer seiner "Jugendklubs" neben Stahl Britz (später Fortuna), "auf den Berg" gewechselt. Das Team vom "Berg", das ist Motor Eberswalde (heute Preussen), schon damals der Dino-Klub der Stadt. Und Wiedemann, der Jungspund, noch mit langer Matte, schlägt bei Motor ein wie ein Blitz. Mit ihm im Sturm schaffen die "Westender" im Mai 1990 den 18. Titel in der 37. Bezirksliga-Saison. 27 Treffer steuert Wiedemann zur Meisterschaft bei. Und wenig später, im Juni, gelingt Motor in der Aufstiegsrunde der Sprung in die DDR-Liga (A-Staffel).

"Eberswalde hat es geschafft", berichtet die MOZ in der Ausgabe des 11. Juni über den vorentscheidenden Sieg von Motor gegen Wacker Nordhausen (3:2). Doppeltorschütze ist, na wer wohl: Frank Wiedemann.

Auch nach 1990 gehört er bei Motor zum Stammpersonal, spielt mit den Eberswaldern in der neu geschaffenen Oberliga meist Mittelfeldplätze ein. Nur einmal, das war 1993, steigt Motor in die Verbandsliga ab, doch dem Team gelingt der direkte Wiederaufstieg.

Viele kennen Wiedemann, den gebürtigen Britzer, der heute mit seiner Frau Rica in Eberswalde lebt und als Straßenbauer tätig ist, nur unter seinem Spitznamen "Jumbo". Den bekam er schon zu Jugendzeiten verpasst.

Wurde damals, in den 90er-Jahren, anders Fußball gespielt als heute? "Vielleicht etwas athletischer", sagt Torjäger Wiedemann, der es inzwischen als Libero etwas ruhiger angehen lässt. "Wir sind da rein wie Bulldozer. Heute gibt es etwas mehr Taktik, Technik auch, und Passspiel", sagt der Fan des Hamburger SV.

Ein Highlight war das Freundschaftsspiel von Motor Eberswalde 2004 gegen Hertha BSC Berlin. Wiedemann, damals schon Abwehrspieler, bekam es dabei mit einem gewissen Michael Preetz zu tun, dem damaligen Hertha-Stürmer und heutigen Manager. Hat er es da etwas ruhiger angehen lassen? "Mich hat es nicht gejuckt, wer da kommt", sagt Wiedemann, "auch in so einem Spiel wird mal einer umgerannt."

Nach einem einjährigen Abstecher 2005 zu Barnimligist Grün-Weiß Niederfinow machte Wiedemann weiter von sich reden, als er 2006 zum aufstrebenden FC Freya Marienwerder ging. Dort fungierte der Routinier zwischenzeitlich als Spielertrainer und schnürte noch 2011, mit stolzen 45, die Töppen für das Landesliga-Team.

Dann ging es zurück "auf den Berg", als Trainer von Preussen II (für ein halbes Jahr) und Altherrenspieler. Hin und wieder kommt noch immer der Stürmer in ihm durch. "Wenn das Bein juckt, geht's nach vorn", sagt Wiedemann.

Aufrufe: 013.3.2015, 07:35 Uhr
MOZ.de / Christian HeinigAutor