Schon ein Blick auf die Tabellen in unteren Juniorenklassen zeigt relativ genau, wie es gerade jenseits der Zentren aussieht im Fußballbezirk Mittelfranken. In der Kreisklasse eins des Kreises Nürnberg/-Frankenhöhe gibt es zum Beispiel nur noch einen eigenständigen Standort. Ansonsten dominiert die "Juniorenfördergemeinschaft" (JFG) oder die "Spielgemeinschaft" (SG) als Organisationsform. Gleich reihenweise müssen sich kleinere Vereine in ländlich strukturierten Gebieten zusammenschließen, um überhaupt noch eine Mannschaft stellen zu können.
Da trifft dann schon mal die SG Schillingsfürst/Dombühl/Feuchtwangen auf die SG Geslau/Leutershausen/ Buch/Wiedersbach. Das wäre anderswo nicht passiert. In Großstädten wie Hamburg, München, Freiburg, Stuttgart, Bremen oder im Ruhrgebiet boomt das Spiel. In den Metropolen "sehen sich immer mehr Klubs gezwungen, vor allem für jüngere Jahrgänge Wartelisten zu erstellen oder Aufnahmestopps zu verhängen", schreibt der Spiegel. Die Zahl der Vereine sei in Deutschland zwar leicht rückläufig, dafür kann sich der DFB kaum noch retten vor neuen Mitgliedern. Seit 2006 und der WM im eigenen Land sind es über 600.000 mehr geworden, Tendenz: weiter steigend, auch im Freistaat. Der Spiegel berichtet von 5000 neuen Spielerpässen seit dem WM-Sieg 2014.
Das Kontrastprogramm erlebt gerade der Fußball-Bezirk Mittelfranken. "Es mag sein, dass der Bayerische Fußball- Verband mehr Spielerpässe ausgestellt hat", sagt der Bezirksjugendleiter Thomas Zankl, "die Zahl der Juniorenmannschaften ist jedoch in ganz Mittelfranken rückläufig." Und damit auch im Ballungszentrum Nürnberg/ Fürth. Der Funktionär aus Altdorf kann seine These mit Statisiken belegen: Seit 2013/2014 hätten nur drei Altersklassen (U17 Nürnberg/-Frankenhöhe, U19 Neumarkt/Jura, U13 Erlangen/Pegnitzgrund) bis zu drei Prozent zugelegt, ansonsten dominieren die zum Teil im zweistelligen Prozentsatz liegenden Verluste.
Die U15 im Kreis Nürnberg/Frankenhöhe in den vergangenen vier Jahren: minus 16 Prozent. Die U7 im Kreis Neumarkt/Jura: minus 18 Prozent. Die U11 im Kreis Erlangen/Pegnitzgrund: minus 21 Prozent. Insgesamt hat der Fußballbezirk seit der Saison 2013/2014 rund 10,6 Prozent seiner Jugendmannschaften verloren. Absolut sind das: über 300.
"Es mag ein paar wenige Vereine geben, die einen solchen Run verspüren und Aufnahmestopps ausrufen mussten", sagt Zankl, besonders in den größeren Städten, "die meisten anderen bräuchten aber mehr Spieler." Es kommen häufig viele Faktoren zusammen: Landflucht. Geburtenschwache Jahrgänge. Viel mehr Möglichkeiten für Kinder und Jugendliche, ihre Freizeit zu gestalten, als noch vor zehn oder 15 Jahren. Die Kids von heute wollen eben nicht mehr vor allem eines: Fußball spielen.