2024-05-08T14:46:11.570Z

Allgemeines
Soviel Spaß wie diese Nachwuchstalente haben nicht alle Jugendlichen am Volkssport Fußball. F: Etzold
Soviel Spaß wie diese Nachwuchstalente haben nicht alle Jugendlichen am Volkssport Fußball. F: Etzold

Jugendfußball verliert in Mittelfranken an Attraktivität

Die Zahl der Juniorenteams ist stark rückläufig +++ Vereine aus ländlichen Gebieten sind gezwungen sich zusammenzuschließen

Ein Artikel im Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" sorgte kürzlich für etwas Verwirrung im Fußballbezirk Mittelfranken. Demnach könnten sich vie­le Vereine gar nicht mehr retten vor Kindern und ihrem Wunsch, Fußball zu spielen. Die Realität sieht vielerorts etwas anders aus.

Schon ein Blick auf die Tabellen in unteren Juniorenklas­sen zeigt relativ genau, wie es gerade jenseits der Zentren aussieht im Fuß­ballbezirk Mittelfranken. In der Kreis­klasse eins des Kreises Nürnberg/-Frankenhöhe gibt es zum Beispiel nur noch einen eigenständigen Standort. Ansonsten dominiert die "Juniorenför­dergemeinschaft" (JFG) oder die "Spielgemeinschaft" (SG) als Organisationsform. Gleich reihenweise müs­sen sich kleinere Vereine in ländlich strukturierten Gebieten zusam­menschließen, um überhaupt noch eine Mannschaft stellen zu können.

Da trifft dann schon mal die SG Schillingsfürst/Dombühl/Feuchtwan­gen auf die SG Geslau/Leutershausen/ Buch/Wiedersbach. Das wäre anderswo nicht passiert. In Großstäd­ten wie Hamburg, München, Frei­burg, Stuttgart, Bremen oder im Ruhr­gebiet boomt das Spiel. In den Metropolen "sehen sich immer mehr Klubs gezwungen, vor allem für jüngere Jahrgänge Wartelis­ten zu erstellen oder Aufnahmestopps zu verhängen", schreibt der Spiegel. Die Zahl der Vereine sei in Deutsch­land zwar leicht rückläufig, dafür kann sich der DFB kaum noch retten vor neuen Mitgliedern. Seit 2006 und der WM im eigenen Land sind es über 600.000 mehr geworden, Tendenz: wei­ter steigend, auch im Freistaat. Der Spiegel berichtet von 5000 neuen Spie­lerpässen seit dem WM-Sieg 2014.

Das Kontrastprogramm erlebt gera­de der Fußball-Bezirk Mittelfranken. "Es mag sein, dass der Bayerische Fuß­ball- Verband mehr Spielerpässe aus­gestellt hat", sagt der Bezirksjugend­leiter Thomas Zankl, "die Zahl der Juniorenmannschaften ist jedoch in ganz Mittelfranken rückläufig." Und damit auch im Ballungszentrum Nürn­berg/ Fürth. Der Funktionär aus Alt­dorf kann seine These mit Statisiken belegen: Seit 2013/2014 hätten nur drei Altersklassen (U17 Nürnberg/-Frankenhöhe, U19 Neumarkt/Jura, U13 Erlangen/Pegnitzgrund) bis zu drei Prozent zugelegt, ansonsten domi­nieren die zum Teil im zweistelligen Prozentsatz liegenden Verluste.

Die U15 im Kreis Nürnberg/Fran­kenhöhe in den vergangenen vier Jah­ren: minus 16 Prozent. Die U7 im Kreis Neumarkt/Jura: minus 18 Pro­zent. Die U11 im Kreis Erlangen/Peg­nitzgrund: minus 21 Prozent. Insge­samt hat der Fußballbezirk seit der Saison 2013/2014 rund 10,6 Prozent seiner Jugendmannschaften verloren. Absolut sind das: über 300.

"Es mag ein paar wenige Vereine geben, die einen solchen Run verspü­ren und Aufnahmestopps ausrufen mussten", sagt Zankl, besonders in den größeren Städten, "die meisten anderen bräuchten aber mehr Spie­ler." Es kommen häufig viele Fakto­ren zusammen: Landflucht. Geburten­schwache Jahrgänge. Viel mehr Mög­lichkeiten für Kinder und Jugendli­che, ihre Freizeit zu gestalten, als noch vor zehn oder 15 Jahren. Die Kids von heute wollen eben nicht mehr vor allem eines: Fußball spielen.

Aufrufe: 020.12.2016, 11:39 Uhr
Wolfgang Laaß (NN)Autor