TB Johannis 88 - SV Fürth Poppenreuth 0:1
Als die quälend langen 95 Minuten Kreisliga-Fußball vorüber waren, da hatte Peter Wagner keine Lust mehr zu reden. 95 Minuten, in denen seine Mannschaft die längste Zeit in Überzahl gespielt und es trotzdem nicht geschafft hatte, die Partiewenigstens ausgeglichen zu gestalten. Und in denen der Trainer des Turnerbunds eigentlich schon alles gesagt hatte, was es zu sagen gab.
„Macht das Spiel breit!“, „Arbeiten!“, „Über außen!“ – das waren so die Anweisungen, die man am Sonntagnachmittag in Schnepfenreuth eigentlich nicht überhören konnte, die bei den Spielern des TB Johannis 88 aber trotzdem nicht ankamen. Immer wieder versuchten sie es durch die Mitte, immer wieder gerieten die Zuspiele zu unpräzise – große Schwierigkeiten sich darauf einzustellen, hatten die Gäste aus Poppenreuth nicht, auch nicht in Unterzahl. In der 35. Minute sah Dominik Döll die Rote Karte, weil er seinen Wortschatz nicht im Griff hatte, 60 Minuten lang musste der Aufsteiger fortan bei sommerlichen Temperaturen mit zehn Mann auskommen; große Mühe, sich gegen den Bezirksliga-Absteiger zu wehren, hatten sie trotzdem nicht, mehr noch: In der 54. Minute brachte Marcel Klaußner eine Ecke im Tor des Turnerbunds unter und machte den Nachmittag für Wagner noch etwas unerträglicher.
Dass die Spielzeit auch eine Klasse tiefer keine einfache werden könnte, hatte Peter Wagner schon früh geahnt. „Wir wollen eine ruhige und gesunde Saison spielen“, sagte der Trainer vor dem Saisonstart und schickte noch den ein oder anderen Zweifel hinterher, ob sich der Vorsatz auch so einfach umsetzen lässt.
Die vergangenen beiden Jahre waren in Schnepfenreuth vor allem durch Unruhe geprägt. Mit der Rückkehr von Yavuz Akpinar, Osman Güngör und Tolga Dogan sollte beim Turnerbund der sportliche Aufschwung einhergehen, stattdessen verschlechterte sich das betriebsinterne Klima stetig. Das Trio musste wieder gehen, irgendwann auch Trainer Thomas Foth – Wagner, der früher selbst für die erste Mannschaft gespielt hatte und zu dem Zeitpunkt den Nachwuchs trainierte, übernahm.
Sie versuchen sich jetzt wieder auf ihre Stärken zu besinnen, müssen aber bereits am zweiten Spieltag dieser noch jungen Kreisliga-Saison feststellen, dass ihnen offenbar nicht mehr so viele Stärken geblieben sind nach zwei aufreibenden Jahren in der Bezirksliga.
Während die blau gekleideten Fußballer frustriert in die Kabine schlichen, tanzten die Gäste aus Fürth noch ein wenig über den Rasen und feierten den Spitzenreiter der Kreisliga 2, der sie praktischerweise selbst sind nach einem 9:0 zum Auftakt gegen Südwest und dem etwas glücklichen aber nicht unverdienten 1:0 beim Turnerbund. „Wenn du so lange in Überzahl spielst, musst du eigentlich gewinnen“ – sagte mit etwas Abstand dann nicht Wagner, sondern: Kurt Heininger, der Gästetrainer.
Heininger, der selbst vier Jahre lang beim Turnerbund an der Seitenlinie stand, hatte geahnt, dass seine neue Mannschaft mithalten würde können, auch wenn sich beide Vereine nun unter ganz unterschiedlichen Vorzeichen in der Kreisliga begegneten; „keine Übermannschaft“ habe er erwartet und durfte sich hinterher bestätigt fühlen. In der Schlussminute hätte er sich zwar nicht darüber beschweren dürfen, wenn Schiedsrichter Sebastian Bechtloff dem TB noch einen Elfmeter zugesprochen hätte, doch große Proteste blieben aus. Auch die Spieler von Johannis 88 mochten an diesem Nachmittag offenbar nicht mehr reden.
Schiedsrichter: Sebastian Bechtloff - Zuschauer: 220