2024-04-25T14:35:39.956Z

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Sportmediziner Dr. Stephan Eulert Foto: Nordbayerischer Kurier
Sportmediziner Dr. Stephan Eulert Foto: Nordbayerischer Kurier

Jochbeinfrakturen bei der Altstadt

Facharzt Stephan Eulert erläutert die Verletzung

Der Altstadt-Torwart Andreas Sponsel und Stürmer Stefan Kolb zogen sich vor Saisonbeginn komplexe Jochbeinfrakturen zu – jeweils im Training. Werden Kopfverletzungen im Fußball häufiger? Und was sind die Gefahren bei einer Jochbeinfraktur? Die Bayreuther Chirurgen Stephan Eulert und Walter Wagner erklären die Frakturen aus medizinischer Sicht.

„Das Jochbein ist eine exponierte Stelle für Frakturen“, erläutert Stephan Eulert. Der Knochen unterhalb des Auges und oberhalb der Backe kann bei ausreichender Krafteinwirkung eingedrückt werden. Ein Schlag mit dem Ellenbogen oder der Zusammenprall zweier Köpfe führt schnell zu einer Fraktur.

Bei Sponsel und Kolb war ein Zusammenstoß der Köpfe der Grund für die Verletzung. „Ich wollte den Ball köpfen und habe nicht gesehen, dass der Torwart auf mich zukam. Dann sind wir ineinander gerannt“, erinnert sich der verletzte Kolb. Anfang Juli kam es zu seinem Unfall.

Je nach Stärke der Krafteinwirkung können Frakturen tief in die Augenhöhle und die Kieferhöhle ziehen. Die Folgen: Neben den Schmerzen sehen die Betroffenen oft Doppelbilder, weil das Auge der verletzten Wange dann etwas tiefer liegt. Die Backe fühlt sich zudem pelzig an. „Die größte Gefahr ist, dass ein Knochenfragment den Sehnerv abdrückt“, sagt Eulert. Kommt es zum Bruch des Jochbeins, stehen Knochenfragmente in unterschiedliche Richtungen ab. Dadurch kann sogar der Sehnerv gequetscht werden. Wird nicht umgehend operiert, kann das zum Erblinden der Betroffenen führen.

Bei Stefan Kolb war die Verletzung schwerer als bei Andreas Sponsel. Kolb war nach dem Zusammenprall sogar bewusstlos. Für eine Operation wurde er nach Erlangen in eine Spezialklinik gebracht. „Bei einer Jochbeinfraktur werden kleine Titanplatten verwendet, um die Knochenfragmente zu fixieren“, erläutert Eulert. Etwa ein halbes Jahr bleiben die Platten an der operierten Stelle.

Der Heilungsprozess sei bei ihm bisher gut verlaufen, sagt Kolb. Diese Woche wird er wieder mit dem leichten Training beginnen. Allerdings mit einer speziellen Maske, die den Kopf vor Erschütterungen schützt. Wie belastbar ist ein solcher Spieler? „Wenn die Frakturen erst mal durch Titanplatten gerichtet sind, stabilisiert das die Knochen enorm“, erklärt Eulert. Andreas Sponsel konnte rund drei Wochen nach seiner Verletzung wieder für die Spielvereinigung im Tor stehen. Bei Kolb dauert es länger. Er selbst hat weniger medizinische, sondern viel mehr psychologische Bedenken: „Ich weiß noch nicht, ob ich mich sofort in jeden Zweikampf stürzen und einen Ball köpfen würde.“ Läuft das Training gut, steht er der Spielvereinigung Bayreuth zeitnah wieder zur Verfügung. Kolb glaubt, dass er trotz allem wieder schnell auf den Platz zurückkehrt. „Ich hatte schon eine Stirnhöhlenfraktur“, erzählt er. Mit dieser Verletzung habe er gut umgehen können.

Dass Jochbeinfrakturen im Fußball häufiger geworden sind, glaubt Walter Wagner. Der Chirurg am Klinikum Bayreuth war zwölf Jahre lang Mannschaftsarzt beim 1. FC Nürnberg. „Die schlimmste Kopfverletzung, die ich in dieser Zeit erlebt habe, war eine Lippenplatzwunde“, sagt Wagner. Heute werde Fußball aber schneller und mit mehr Körperkontakt gespielt. Eine Zunahme von Verletzungen sei deshalb nicht verwunderlich. Eine Zunahme von Verletzungen exponierter Stellen, noch viel weniger.
Aufrufe: 028.7.2014, 18:25 Uhr
Lucas Knorr / NKAutor