2024-05-02T16:12:49.858Z

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In den untersten Ligen sollen die Nachwuchsmannschaften des TSV Pöttmes und des BC Aichach spielen, nachdem sie aus ihren Fördergemeinschaften ausgetreten sind. So wollen es die Statuten des Bayerischen Fußballverbandes.  Symbolfoto: Seidl-Cesare
In den untersten Ligen sollen die Nachwuchsmannschaften des TSV Pöttmes und des BC Aichach spielen, nachdem sie aus ihren Fördergemeinschaften ausgetreten sind. So wollen es die Statuten des Bayerischen Fußballverbandes. Symbolfoto: Seidl-Cesare

JFG: Streit vor Gericht geht weiter

Der TSV Pöttmes mit Wortführer Johann Schuster kämpft gegen die Rückstufung ihrer Teams +++ Auch der BC Aichach prüft rechtliche Schritte +++ Es geht um Grundsätzliches

Wenn Johann Schuster über Sportverbände spricht, sind lobende Worte selten. Dabei unterscheidet der meinungsstarke Pöttmeser kaum, ob es sich nun um Gebaren der Funktionäre aus der Reiterei, des Fußballs oder anderer Sportarten handelt. Schuster, mit seiner Familie auf Gut Sedlbrunn beheimatet, stört sich an Vetternwirtschaft, an Willkür, am Regieren von oben herab. Nichts ist ihm mehr zuwider. Fühlt er sich von der Obrigkeit ungerecht behandelt, sind ihm alle Mittel recht, selbst der Weg vors Gericht.

Vor fünf Jahren stritt er sich mit dem bayerischen Reitverband um den Rauswurf seines Reit- und Jugendvereins aus der Dachorganisation. Vordergründig ging es um Sportfördergelder, die Schuster nicht abdrücken wollte, insgeheim hatte er weit mehr im Sinn. Sein Vorwurf damals: Im Reitsport fließen Gelder – und keiner weiß wohin. Schuster echauffierte sich damals über „Funktionärs-Kapitalismus“. Ende 2012, nach langem Streit, setzten sich er und sein Verein zivilgerichtlich durch. Die Sportförderabgabe hatte der Verband schon vorher abgeschafft.

Der Fall zeigt, wie hartnäckig und ausdauernd der umtriebige Geschäftsmann sein kann, wenn ihm etwas gegen den Strich geht. Deshalb darf sich der Bayerische Fußball-Verband (BFV) wohl in naher Zukunft auf regen Kontakt mit Herrn Schuster aus Pöttmes einstellen, erneut fühlt der sich ungerecht behandelt.

Der Pöttmeser bringt sich stark bei den Fußballern des ortsansässigen TSV ein, trainiert die U13-Junioren und werkelt an einem gesamtheitlichen Jugendkonzept. Dieses beinhaltete den Austritt aus der Juniorenfördergemeinschaft (JFG) Pöttmes-Ehekirchen im Sommer. Der TSV Pöttmes stellt ein Gros der Spieler und fühlt sich stark genug, eigene Nachwuchsteams auf die Beine zu stellen.

In der BFV-Jugendordnung ist festgelegt, dass darauf in der nächsten Saison eine Zurückstufung in die untersten Gruppen erfolgt (siehe Info). Schuster kann und will das nicht akzeptieren, vor allem weil es in der Vergangenheit schon Ausnahmen gab. Ein paar Kilometer nordwestlich, beim TSV Rain, verharrte die A-Jugend trotz JFG-Austritts in der Kreisliga. Beim BFV soll die Causa Rain zur Chefsache erklärt worden sein, heißt es. Der Verband begründete, Rain spiele mit den Männern in der Regionalliga, habe zudem ein schlüssiges Nachwuchskonzept vorgestellt.

Schuster fordert nicht nur Gleichbehandlung, er will ein Grundsatzurteil, das in der BFV-Jugendordnung verankert wird. Für ihn sei unverständlich, warum beim JFG-Eintritt die höchste Spielklasse eines Stammvereins als Maßstab gilt, der Austritt jedoch in eine Herabstufung in die unterste Liga mündet. Schuster betont: „Durch die JFG können Vereine schneller nach oben kommen.“ Ligen könnten übersprungen werden.

Nachdem Schuster mit dem TSV Pöttmes vor Sportgerichten gescheitert war, hat auch das Landgericht München eine erste Beschwerde abgewiesen. Klein beigeben ist nicht Schusters Art, er klagt weiter. „Das bin ich den Kindern im Verein schuldig“, bekräftigt er. Schuster geht in die nächste Instanz und forscht nach den Umständen, warum Rains Teams nicht herabgestuft wurden. In den kommenden Tagen soll das Landgericht entscheiden. Es scheint, als hätte Schuster allein mit seiner Beharrlichkeit schon etwas bewirkt, einige BFV-Funktionäre sollen an der Sinnhaftigkeit der Rückstufung zweifeln. Womöglich wird der Absatz zeitnah aus der Jugendordnung gestrichen.

Für den TSV Pöttmes und den BC Aichach käme dies wohl zu spät, die Saison beginnt am Wochenende. Während die Pöttmeser forsch voranpreschen, wehrt sich der BC Aichach mit weniger Nachdruck. Nach dem Ausstieg des BCA aus der JFG Wittelsbacher Land, sind dessen Jugendmannschaften ebenso in die Gruppen versetzt worden.

Drei Gerichte schmetterten das Anliegen des BCA bisher ab, ob er vors Verbandssportgericht zieht, wollen der Vorsitzende Johannes Neumann und Stellvertreter Franz Ziegler die Tage entscheiden. „Wir werden mit einem Anwalt besprechen, ob das Sinn macht“, sagt Ziegler mit Blick auf die Kosten. Zuversicht strahlt er dabei nicht aus. Bis Montag hat der BCA Zeit, Einspruch zu erheben. Die Folgen der Rückstufung seien indes bereits spürbar, erklärt Ziegler. Spieler orientierten sich zu höherklassigen Vereinen, eine Spielgemeinschaft mit dem SV Obergriesbach habe sich zerschlagen.

Aufrufe: 04.9.2015, 16:41 Uhr
Aichacher Nachrichten / Johannes GrafAutor