Später Fortuna-Treffer dämpft FCB-Hoffnungen

SC Fortuna Köln - FC Bayern München II 1:0 (0:0)
Wie in besten Zeiten sprintete der ehemalige Leichtathlet Klaus Ulonska über die Tartanbahn und wischte sich anschließend mit dem Fortuna-Köln-Schal die Schweißperlen von der glänzenden Glatze. Der Jubellauf des 71-Jährigen war der Abschluss eines nervenaufreibenden Abends im Südstadion — mit gutem Ende für die Südstädter. 1:0 (0:0) gewann der Regionalliga-West-Meister am Mittwochabend das Relegations-Hinspiel gegen den FC Bayern München II. Durch das späte Tor von Angreifer Thomas Kraus (87.) haben die Kölner somit vor dem Rückspiel am Sonntag (14 Uhr - auch im FuPa-Liveticker) gute Chancen auf den Aufstieg in Liga drei. Auch Investor Michael W. Schwetje strahlte über das ganze Gesicht. "Hätten Sie mir das vor dem Spiel angeboten, hätte ich es sofort unterschrieben. Und für solche Spiele vor ausverkauftem Haus haben wir die letzten Jahre gearbeitet." Fortuna begann deshalb auch wie aufgedreht. Die Elf von Coach Uwe Koschinat jagte jedem Ball hinterher, Münchens Talente kamen nur selten schmerzfrei aus einem Zweikampf. So erzwangen die Kölner viele Ballgewinne und es ergaben sich gute Chancen. Die beste hatte Ercan Aydogmus, als er nach schöner Kombination nur den Pfosten (28.) traf. Kurz vor der Halbzeit wurde es dann auch erstmals vor Fortunas Tor gefährlich. Kevin Friesenbichler, der im Sommer zur Reservemannschaft des portugiesischen Spitzenklubs Benfica Lissabon wechselt, traf aus dem Gewühl ebenfalls den Pfosten (44.)

Koschinat: »Ein ordentliches Ergebnis, aber kein überragendes.«

Unter den 10.160 Zuschauern war auch ein unerwarteter Gast: Ex-FC-Talent Mitchell Weiser, am Wochenende noch mit dem Helikopter bei der Formel 1 in Monaco, hatte doch noch den Weg ins Südstadion gefunden. "Ich bin hier, um die Jungs zu unterstützen. Es hat mehrere Gründe, warum ich nicht spiele." Details wollte er nicht verraten: "Ich habe ja eigentlich Urlaub wie alle Profis", meinte der 20-Jährige, der in dieser Saison 19 Regionalliga-Einsätze absolvierte — und nur drei für die erste Mannschaft. In Halbzeit zwei hatten wieder die Kölner die erste gute Chance. Innenverteidiger Oliver Laux köpfte knapp am Winkel vorbei. Auch Bayerns beste Chance hatte ein Fortune: Sebastian Zinke hätte nach einem Freistoß um ein Haar ins falsche Tor getroffen (80.). Nach 87 Minuten bebte das Südstadion dann aber: Aydogmus verlängerte einen weiten Einwurf auf den Kopf von Kraus, der zur frenetisch bejubelten Führung traf. Der Torschütze sprintete auf die Fankurve zu, Bierbecher flogen und die Stimme des Stadionsprechers überschlug sich. "Wahnsinn, in der Situation denkst du einfach nicht", sagte der Matchwinner. Dann rechnete er vor: "Wenn wir das am Sonntag wiederholen und noch ein Tor machen, müssen die Bayern schon drei schießen." Trainer Uwe Koschinat sagte: "Das war ein Meilenstein in der Klub-Geschichte." Er fügte aber an: "Das ist ein ordentliches Ergebnis, aber kein überragendes."
Schiedsrichter: Martin Thomsen (Kleve) - Zuschauer: 10.160 (ausverkauft)
Tore: 1:0 Thomas Kraus (87.)



SC Fortuna Köln: Andre Poggenborg, Florian Hörnig, Jan-André Sievers, Thomas Kraus (90.+1 Kusi Kwame), Oliver Laux, Kristoffer Andersen, Markus Pazurek, Hamdi Dahmani (86. Michael Kessel), Sebastian Zinke, Ercan Aydogmus, Tobias Steffen (81. Thiemo-Jérôme Kialka) - Trainer: Uwe Koschinat
FC Bayern München II: Lukas Raeder, Dennis Chessa, Benno Schmitz, David Vrzogic, Daniel Wein, Rico Strieder (38. Etienne Scholz), Angelos Oikonomou, Alessandro Schöpf, Patrick Weihrauch (67. Ylli Sallahi), Kevin Friesenbichler (78. Steven Ribéry), Tobias Schweinsteiger - Trainer: Erik ten Hag

Vorschau - das Drittliga-Relegationshinspiel:

Gewohnt professionell: FCB II-Coach Erik ten Hag beim Pressegespräch am Montagnachmittag. F: Meier


Erik ten Hag, der Trainer des frischgebackenen Regionalliga Bayern-Meisters, ist ein freundlicher und höflicher Mensch. Zum Pressegespräch begrüßt er jeden einzelnen Anwesenden mit Handschlag, ehe er Platz nimmt und dann geduldig fast 40 Minuten jede Frage ohne Murren beantwortet. Der Niederländer, der auch in diesem Jahr wieder Anfragen von Klubs aus seinem Heimatland bekommen hat, der aber nächste Saison weiter die "kleinen Bayern" in der 3. Liga oder der Regionalliga coachen wird, gilt als Aufstiegsexperte. Im vorigen Sommer schaffte ten Hag mit den "Go Ahead Eagles" aus dem niederländischen Deventer in drei Relegationsrunden mit Hin- und Rückspiel den Aufstieg. "Ich will natürlich versuchen, meine Erfahrung aus diesen Partien an meine Spieler weiterzugeben", lässt der 44-Jährige wissen. Über die Schwere der Aufgabe ist sich ten Hag bewusst. "Fortuna Köln ist ein Gegner mit viel erfahreneren Spielern als wir sie haben. Ich erwarte einen sehr kämpferisch eingestellten Gegner." Will man auch gegen den vermeintlichen Favoriten aus Köln seine Ballbesitztaktik aus der Regionalliga Bayern beibehalten und technisch versierten Fußball zeigen? "Ich habe da meinen Stil reingebracht. Einen Stil, den wir auch gegen Köln durchsetzen wollen."

ten Hag: »Ein Zusammenstoß verschiedener Spielanlagen.«

Der Coach der U23 der Bayern befürchtet aber einen "Zusammenstoß verschiedener Stilanlagen". Den Einwurf, es könne eine Partie wie im Finale der Champions League zwischen Real Madrid und Atletico Madrid werden, bejaht ten Hag mit einer Einschränkung: "Ja, aber nicht auf so hohem Niveau. Uns stehen jetzt die beiden schönsten Aufgaben der Saison bevor. Sollten wir es nicht packen, wovon ich nicht ausgehe, dann ist die Saison nicht kaputt. Wir haben trotzdem viele Ziele erreicht." Das große mediale Interesse, "das freut uns". Denn er, ten Hag, spürt bereits die positive Stimmung im Umfeld. Auch, dass das Südstadion mit 10.160 Zuschauern - erstmals seit 31 Jahren - ausverkauft sein wird, sieht der Chefanweiser als Motivation für seine Truppe. Allerdings werden wichtige Spieler fehlen. Julian Green weilt beim US-Nationalteam, Pierre-Emile Højbjerg bei der Nationalmannschaft von Dänemark. Mitchell Weiser befindet sich wie der restliche, nicht zu den Nationalteams abgestellte Profikader im Urlaub. "Die dritte Liga wäre optimal", schließ ten Hag seine Ausführungen. "Weil dort das Liga-Niveau das bessere Ausbildungsmittel ist." In Köln wollen die Bayern-Youngsters den Grundstein dafür legen.

Relegation zur 3. Liga

(6 Mannschaften spielen um 3 Plätze)
(mit Hin- und Rückspiel im Europapokal-Modus*)

Relegation - Hinspiele: (Mittwoch, 28. Mai - 19 Uhr)
Spiel 1: TSG Neustrelitz - FSV Mainz 05 II
Spiel 2: SG Sonnenhof Großaspach - VfL Wolfsburg II
Spiel 3: SC Fortuna Köln - FC Bayern München II

Relegation - Rückspiele: (Sonntag, 1. Juni - 14 Uhr)
Spiel 1: FSV Mainz 05 II - TSG Neustrelitz
Spiel 2: VfL Wolfsburg II - SG Sonnenhof Großaspach
Spiel 3: FC Bayern München II - SC Fortuna Köln

Modus: Die Sieger der Spiele 1-3 (Hin- und Rückspiel gemäß Europapokal-Modus*) sind für die 3. Liga 2014/15 qualifiziert.

* Europapokal-Modus: Die Mehrzahl der auswärts erzielten Tore sind bei Punkt- und Torgleichheit entscheidend. Ist auch dann noch kein Sieger zu ermitteln, wird das Rückspiel um 2x15 Minuten verlängert. Sollte danach auch noch keine Entscheidung gefallen sein, wird der Sieger durch Elfmeterschießen ermittelt.