2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Vorfreude auf die neue Saison: Jens Klee.	Archivfoto: TSV Schott
Vorfreude auf die neue Saison: Jens Klee. Archivfoto: TSV Schott

,,Jetzt fängt die Wahrheit an"

Teammanager der Schott-Fußballerinnen spricht über die neue und vergangene Zweitliga-Saison, den Trainer und die Ziele

Mainz. Die Fußballerinnen des TSV Schott Mainz starten in ihre zweite Zweitliga-Saison. Teammanager Jens Klee spricht über neues Personal, die Ziele und was er aus der Premierensaison gelernt hat.

Herr Klee, freuen Sie sich auf die neue Saison?

Ja, auf jeden Fall. In die letzte Saison sind wir als Aufsteiger mit Schwung reingegangen und jetzt fängt die Wahrheit an. Aber ich bin voller Vorfreude.

Dabei waren Sie am Ende der vergangenen Saison doch erleichtert, als sie vorbei war.

Ja, die Rückrunde war nicht so super. Ich hatte im Nachhinein Zeit, darüber nachzudenken. Ich hätte Thorsten Lamers (Cheftrainer in der Hinrunde, Anm. d. Red.) dazu zwingen sollen (lacht), die Saison zu Ende zu bringen. Das war mein größter Fehler. Und das kriegen wir jetzt noch zu spüren, weil die Mädels in der Vorbereitung bei Stefan von Martinez (aktueller Trainer, Anm. d. Red.) körperlich an Grenzen kommen. Das ist auch der Rückrunde geschuldet. Die Mädels hatten teilweise eine Woche frei. Einfach mal so zwischendrin. Und das merkt man, gerade auf dem Niveau Leistungssport.

Das klingt nach Kritik an Ali Cakici, der die Mannschaft in der Rückrunde trainierte.

Gut, da kann man natürlich etwas reininterpretieren. Ich stehe zu der Aussage. Es war mein Fehler, dass ich Thorsten Lamers nicht vom Weitermachen überzeugen konnte. Im Nachhinein wäre es besser gewesen, wenn er das Ganze zu Ende geführt hätte.

Dennoch lief es sportlich gut mit Platz fünf. Probleme machten andere Dinge. Nicht nur, dass Sie den Trainer gewechselt haben, der Kader war auch dünn besetzt. Was haben Sie aus der ersten Saison in der Zweiten Liga gelernt?

Dass die Hürden beim DFB sehr hoch sind. Wenn wir einen Engpass haben, können wir nicht einfach drei, vier Spielerinnen aus der Jugend oder der Zweiten hochziehen. Das ist mit Formalien verbunden. Die Spielerinnen brauchen beispielsweise eine Sporttauglichkeitsuntersuchung. Das haben wir ausgebaut. Wir haben einen festen Kader von zwanzig Spielerinnen für die erste Mannschaft, darüber hinaus noch alle Spielerinnen des Jahrgangs 2000 aus dem U 17-Bundesligateam mit einem vorzeitigen Spielrecht ausgestattet und noch drei Spielerinnen aus der zweiten Mannschaft. So können wir reagieren, wenn es irgendwo hakt. Und natürlich ist es für die U 17-Spielerinnen toll, wenn sie eingebunden werden. So wollen wir auch zeigen, dass bei uns Perspektiven da sind, nach oben zu kommen.

Die wichtigste Neuerung ist Trainer Stefan von Martinez. Sie haben Ihn in den knapp sechs Wochen Vorbereitung beobachtet. Wie ist Ihr Eindruck?

Absolut positiv. Stefan ist jemand, der im Verein mitarbeitet. Er ist keiner, der an den Trainingstagen auf den Platz kommt, sein Training abspult und das war’s. Super finde ich, dass er eine klare Vorstellung hat, Einzelgespräche sucht und dass er jemand ist, der über den Tellerrand hinausschaut. Die ersten Wochen waren für die Mädels aber ein Kulturschock.

Inwiefern?

Ich kann mich an eine Szene erinnern, das war am dritten Trainingstag. Da ist die Mannschaft ins Lauftraining eingestiegen und die Mädels haben danach gesagt: Wow, okay, das war schon etwas. Und Stefan meinte dann, dass es noch nicht einmal der Anfang gewesen sei. So haben wir gemerkt, dass die Mädels Nachholbedarf haben. Das meinte ich ja: In der Hinrunde waren die Mädels topfit bei Thorsten Lamers, da wäre das so nicht passiert. Das Konzept, das Stefan spielen möchte, ist eben mit hoher konditioneller Arbeit verbunden.

Was gehört sonst noch zu diesem Konzept?

Er will sehr offensiv verteidigen, viel Pressing spielen.

Dafür braucht es natürlich auch das passende Personal. Sieben Neuzugänge haben Sie geholt, dazu zwei Spielerinnen aus der eigenen Jugend. Wird sich in der Mannschaft sonst noch etwas tun?

Ja, wir haben im Sturm noch ein kleines Problem. Mit Sarah Blechschmidt haben wir eine junge Spielerin, die in den Kader mit hochgenommen wurde. Aber wir wollen von den jungen Spielerinnen keine Wunderdinge erwarten. Mit Annika Leber fehlt uns jetzt im Pokalspiel eine wichtige Angreiferin. Aus diesen Dingen lernen wir. Deswegen bemühen wir uns um Yuna Segawa vom MSV Duisburg. Sie ist auf dem Markt und wäre zu haben. Allerdings müssen wir noch ein paar Dinge regeln, was die Aufenthaltsgenehmigung angeht.

Wie kommen Sie auf eine Spielerin von Duisburg?

Das lief über Keiichiro Takayama, den wir persönlich kennen. Der Berater von Shinji Okazaki und Yoshinori Muto hat uns den Tipp gegeben.

Ist die Mannschaft besser als in der Vorsaison?

Das ist schwierig zu sagen. Ich finde, dass die Mannschaft auf dem Papier besser ist. Was für mich wichtig ist, ist der Charakter der Mannschaft. Wir wollen Spielerinnen, die viel für den Sport geben. Und so wollen wir eine Mischung haben aus jungen Spielerinnen, die hungrig sind, und erfahrenen, die wissen, worum es geht.

Ist mit Charakterstärke und dieser richtigen Mischung mehr möglich als der fünfte Platz?

Da muss ich ganz klar nein sagen. Der Klassenerhalt ist unser Ziel. Die Gegner haben sich auch gut verstärkt. Köln ist als Absteiger der absolute Topfavorit.

Gegen den geht es am Sonntag auswärts im DFB-Pokal. Die perfekte Möglichkeit, um den Kölnerinnen zu zeigen, wie stark die Zweite Liga ist?

Eine Gelegenheit ist das schon. Wir haben nur in der Vorbereitung gemerkt, dass Überlegenheit im Spiel nicht immer zum Erfolg führt. Wir müssen auch Tore schießen und da wird Annika Leber sehr fehlen. Aber es gibt auch ein gutes Omen: Vor zwei Jahren haben wir in der ersten Pokalrunde gegen Sindelfingen gespielt, auch ein Bundesliga-Absteiger. Damals haben wir 7:1 gewonnen.


In Köln fehlt ein Trio

In der ersten DFB-Pokalrunde beim 1- FC Köln muss der TSV Schott am Sonntag (14 Uhr) auf ein Trio verzichten. Annika Leber ist auf Uni-Exkursion, Sarah Blechschmidt und Carla Nehm fehlen verletzungsbedingt.

Trainer Stefan von Martinez sagt vor dem Spiel: „Köln hat viele neue und junge Spielerinnen, die werden die Hütte brennen lassen. Aber wir werden ordentlich Gas geben.“

Andrea Schmidt neuer Physio

Andrea Schmidt ist neue Physiotherapeutin bei den Zweitliga-Fußballerinnen des TSV Schott- Die 34-Jährige kommt vom VC Wiesbaden und ersetzt Christina Michel. Schmidt hat die Lizenz als DOSB-Sportphysiotherapeutin.

Einen Co-Trainer wurde indes noch nicht verpflichtet. Kandidaten gebe es zwar, allerdings seien sie erst ab Winter frei.

Aufrufe: 019.8.2016, 18:00 Uhr
Johannes HolbeinAutor