2024-04-23T13:35:06.289Z

Vereinsnachrichten
Machten eine gute Figur im Test gegen Bayer Leverkusen: 75 Minuten lang waren die Alemannia-Frauen dem Bundesligisten ebenbürtig, dann setzte sich die bessere Physis durch (1:3). Foto: Andreas Steindl
Machten eine gute Figur im Test gegen Bayer Leverkusen: 75 Minuten lang waren die Alemannia-Frauen dem Bundesligisten ebenbürtig, dann setzte sich die bessere Physis durch (1:3). Foto: Andreas Steindl

Jetzt einen "Tick schneller im Kopf"

Fußballerinnen von Alemannia Aachen starten mit dem DFB-Pokal in die neue Saison. Beim Regionalligisten Hegauer FV zu Gast.

Eine neue Ära beginnt – und die soll nicht schon nach einer Saison wieder enden. Das Abenteuer Zweite Liga startet für die Fußballerinnen von Alemannia Aachen an diesem Wochenende bereits mit dem DFB-Pokal beim Regionalligisten Hegauer FV, der die erste echte Standortbestimmung ist.

Am 31. August, 11 Uhr, Stadion West wird es dann ernst: Gegen das etablierte Team von Bayern München II feiern die schwarz-gelben Frauen ihre Zweitliga-Premiere.

Die letzten drei Wochen der Vorbereitung waren intensiv – auf und neben dem Platz. Der erfolgreiche Aufstiegstrainer Manuel Ortiz-Gonzalez war kurzfristig und völlig überraschend entlassen worden, nur einen Tag später trat Top-Stürmerin Sabrina Bemmelen, die Aachen mit ihren 22 Toren erst zum Aufstieg geschossen hatte, ebenso überraschend zurück. Und noch am gleichen Tag war mit Steve Briese, der zuvor die U 17-Mädchen der Alemannia betreut hatte, ein neuer Coach präsentiert worden, der gleich die Ärmel hochkrempelte.

Harter Kern aus 17 Spielerinnen

„Grundsätzlich war ich mit der Vorbereitung sehr zufrieden. Die Mädels haben den Fokus schnell wieder auf das Sportliche gelegt und das Drumherum ausgeblendet“, erläutert Briese. „Wir hatten wenige Verletzungen und eine gute Trainingsbeteiligung, 15 der 17 Akteurinnen waren immer da.“ 17 Akteurinnen? „Ich habe den Kader zumindest für die ersten vier Wochen auf die Spielerinnen reduziert, die soweit sind“, so Briese, dessen restliche Akteurinnen – insgesamt werden 28 Akteurinnen aufgeführt – zwar bei den Testspielen mit dabei waren, ansonsten aber unter José Hamed bei der zweiten Mannschaft trainierten.

„Mit mir ergibt sich natürlich eine neue Struktur, das habe ich versucht, schnell in die Mannschaft reinzubringen“, erläutert der neue Coach, der eigentlich am 1. August einen neuen Job in Berlin antreten sollte, diesen aber zu Gunsten der Alemannia cancelte und in der Region blieb. Unter neuer Struktur versteht der 35-Jährige, eine offensive Spielweise, die zudem mehr auf das Spiel mit dem Ball ausgelegt ist. „Vorher wurde die Strategie verfolgt, aus der kontrollierten Defensive heraus zu spielen. Es ging mehr darum, dem jeweiligen Gegner das Spiel zu überlassen“, analysiert Briese doch ein wenig überraschend die Arbeit seines Vorgängers, unter dem das Team immer dann die besten Spiele absolvierte, wenn man auf einen hochkarätigen Gegner traf, der mitspielte.

„Die grundsätzliche Struktur war aber auf die Defensive ausgelegt“, bekräftigt Briese, wobei eine gute Defensive aber auch die Grundlage für den Erfolg ist. „Zudem habe ich versucht, das Tempo zu erhöhen. Aber das hätte Manuel sicher auch in dieser Saison gemacht.“ Mit der Entwicklung der Alemannia-Frauen ist Briese zufrieden: „Wir haben gut gearbeitet, um einen Tick schneller zu sein, denn in dieser Liga wird es schon schwieriger, bis zum Tor zu spielen. Insgesamt denkt die Mannschaft einen Tick schneller als vorher.“ Seine Spielerinnen sollen schneller auf die gegnerische Spielerin zuzugehen, den zweiten Ball erkämpfen. „Ich bin zufrieden mit dem, was wir uns in der kurzen Zeit erarbeitet haben.“

Damit „seine“ Frauen gut vorbereitet sind, ließ Briese sie gegen die B-Jugend von Jugendsport Wenau (0:7) und des JFV Broichweiden (0:6) antreten. „Gegen Jungs, weil die einfach schneller sind. Vor allem Wenau spielt sehr strukturiert. Und gegen die körperlich überlegenen Broichweidener hatten wir die Chance, an unseren zweiten Bällen zu arbeiten, wenn die Jungs anfangen rumzualbern. Die Frauen sollten lernen, wie wichtig es ist nie abzuschalten“, so Briese.

Der Ernstfall tritt nun am Sonntag beim südbadischen Regionalligisten Hegauer FV ein. Samstagmorgen geht es los in Richtung Konstanz, wo am Nachmittag noch einmal ein Training ansteht. Sonntag, 11 Uhr, beginnt das Abenteuer mit der ersten Runde des DFB-Pokals. „Wir wollen auf jeden Fall eine Runde weiterkommen“, gibt Briese vor, der sich von seinem Vater Videos von Testspielen des Gegners zuschicken ließ und die Spielberichte der vergangenen Saison nachlas. „Hegau hat eine erfahrene Mannschaft, die im Kern zusammengeblieben ist. Sie steht zum siebten Mal in Folge im DFB-Pokal, das sagt schon einiges“, so Briese. „Hegau wird uns wenige Räume lassen, die wir zu Fehlern nutzen können.“ Ein guter Gradmesser also, bei denen Briese vor allem auf das gute Umschaltspiel seiner Frauen achten will.

Allerdings hat der Coach nach dem Abgang von Sabrina Bemmelen ein Sturmproblem. Und wird daher sein Team voraussichtlich in einem 4-2-4-System ohne echte Spitze auflaufen lassen. „Für Sonja Bartuschek, die aus der U 17 kam, ist das vorne als junge Spielerin viel Verantwortung.“ Denn Vera Lottermann wird zwei Wochen wegen ihres Examens ausfallen.

„Bilgin Defterli spielt auch eher weiter hinten auf der Sechs. Und auf der Zehn haben wir mit Julia Comouth ja eine gute Akteurin“, gibt Briese einen Einblick in seine Gedanken. „Daher wähle ich wohl eine andere Struktur und werde Spielerinnen wie Laura Jendrezjko, Nicole Dziwisch und Sonja Streller über die Außen kommen lassen, zumal sie auch defensiv gut arbeiten.“ Gerne würde man in der Offensive personell nachlegen: Wir sind noch in Gesprächen, das ist zu diesem Zeitpunkt der Saison aber schwierig und wird wohl erst zur Winterpause möglich sein.“ Um flexibel zu sein, wurde auch probiert mit Verena Keusgen, die sonst rechts hinten agiert, in der Spitze zu spielen. „Das klappte sehr gut“, hält Briese sich hier eine Alternative offen.

Fragezeichen hinter Hahn

Neben Defterli könnte Maureen Beetz, die von der U 17 des 1. FC Köln nach Aachen kam, auf der Sechs spielen. In der Defensive ist Aachen gut besetzt um Kapitänin Susanne Kasperczyk, die wohl in der Innenverteidigung neben Arijana Maliqi beginnen wird, da Neuzugang Sonja Zsolt erst Ende September aus den USA zurückkehren wird. Ein Fragezeichen steht zum Auftakt hinter dem Einsatz von Keeperin Julia Hahn, die sich beim Testspiel in Menden beim Warmmachen am Daumen verletzte. Für sie wird Annika Beckers, die aus der eigenen U 17 kam, mit nach Hegau reisen.

Mit Sarah Dorsel („Sie hat eine enorme Entwicklung gemacht“), die ebenfalls auf der Sechs spielen kann, Carina Marks, ebenfalls U 17, sowie Mara Möthrath – für die rechte bzw. linke Position in der Viererkette, und als Ersatz Jill Grießer („Sie braucht noch Zeit, hat zudem gerade eine Ausbildung angefangen“) sieht sich Briese personell ansonsten gut bestückt.

„Der Pokal ist für uns enorm wichtig, auch um Sicherheit für die Zweite Liga zu bekommen. Und damit die Mädels lernen, sich auf eine Partie um 11 Uhr morgens vorzubereiten“, erläutert Aachens Trainer. „Wir sind körperlich gut vorbereitet, aber ohne Sabrina müssen wir erst einmal Tore schießen.“

„Vorher wurde die Strategie verfolgt, aus der kontrollierten Defensive heraus zu spielen.“

Steve Briese, Coach der Frauen von Alemannia Aachen

Aufrufe: 022.8.2014, 10:42 Uhr
rau I AZ/ANAutor