2024-04-24T13:20:38.835Z

Interview der Woche
Sie sollen es in dieser Saison für die SG Hüffelsheim richten.	Foto: Dirk Waidner
Sie sollen es in dieser Saison für die SG Hüffelsheim richten. Foto: Dirk Waidner

,,Jedes Jahr ist eine Herausforderung"

Das Trainer-Duo David Holste und Dimitri Mayer über den alternativlosen Weg der SG Hüffelsheim/Niederhausen

Bad Kreuznach. Sie gehören mittlerweile zum festen Inventar der Fußball-Landesliga. Seit gut einem Jahrzehnt mischt die SG Hüffelsheim/Niederhausen munter mit, klopfte gar - wir erinnern uns - einmal an das Tor zur Verbandsliga und schloss die Vorsaison auf Platz sieben (punktgleich mit dem Fünften) ab. Das Ganze, ohne einen Cent für Gehälter oder Prämien in die Hand zu nehmen. Es ist das Ergebnis jahrelanger (Entwicklungs-)Arbeit und einer klar definierten Philosophie. Unter anderem darüber unterhalten wir uns im AZ-Redaktionsgespräch mit den beiden SG-Trainern David Holste, 31, und Dimitri Mayer, 32.

Herr Holste, Herr Mayer, Sie sind seit 2010 in Hüffelsheim, haben verschiedene Funktionen ausgefürt, die DNA verinnerlicht. Was zeichnet diesen Verein aus?

MAYER: Die SG Hüffelsheim ist ein besonderer, ein in jeder Hinsicht sehr gut geführter Verein, in der für Spieler kein Geld ausgegeben wird und die Kameradschaft, der Spaß und die Freude am Sport groß geschrieben wird. Das steht im Vordergrund und jeder weiß, woran er ist. Die SG ist definitiv der falsche Verein, um sein Konto aufzufüllen.

Was macht die SGH anders als andere Vereine, die viel Geld in die Hand nehmen, um in der Landesliga mitspielen zu können?

MAYER: Hüffelsheim ist jede Saison eine neue Herausforderung - und richtig viel Arbeit für alle Beteiligten, die das ehrenamtlich machen und sehr viel Herzblut investieren. Über die Jahre ist hier etwas gewachsen, und damit meine ich die gute Jugendarbeit als starkes Pfund und stabiles Fundament, wovon der Aktivenbereich immer wieder profitiert.

HOLSTE: Jede Saison kommen vier, fünf gut ausgebildete Spieler hoch. Davon leben wir. Und wenn wir, wie in dieser Saison, leider keine A-Jugend melden können, dann soll und muss das die Ausnahme bleiben.

Wie steht es um die Wahrnehmung dieses Gesamtwerkes?

HOLSTE: Natürlich sind wir nach wie vor der kleine Verein aus einer überschaubaren Ortschaft, aber wir werden aufgrund unserer langjährigen Landesligazugehörigkeit schon anders wahrgenommen.

MAYER: Klar, wir haben nicht das Standing einer SG Eintracht, aber es wird schon als normal angesehen, dass wir in der Landesliga spielen, weil wir seit fast einem Jahrzehnt zum festen Inventar gehören. Das kann man ja fast als Kompliment verstehen.

Gibt es so etwas wie einen Wegweiser oder Masterplan?

MAYER: Bei der SG Hüffelsheim werden Ziele nie am Tabellenplatz festgemacht. Die Jungs, die zum Großteil aus unserer Nachwuchsabteilung kommen, müssen sich weiterentwickeln. Und ganz entscheidend ist auch eine gute Außendarstellung.

HOLSTE: Diesen Jungs können wir nicht das Blaue vom Himmel erzählen. Sie sind voll bei der Sache, sind fordernd, wollen was lernen, etwas mitnehmen. Sie machen sich Gedanken und kommen auch ab und zu selbst mal mit einer Idee, was man spielerisch oder taktisch ausprobieren könnte.

Experimente hin, Ideen her. Welchen Spielstil bevorzugen Sie?

HOLSTE: Überfallmäßig aus einer kompakten Abwehr heraus. Ich mag es, wenn wir gut stehen und den Gegner in viele Zweikämpfe verstricken und dann schnell umschalten.

MAYER: Da ist von Vorteil, dass die Jungs, die zu uns hoch kommen, taktisch richtig gut ausgebildet sind. Sicherlich spielen auch die neuen Medien eine große Rolle. Blitzschnell hat man heutzutage Informationen parat. Heißt aber auch: Die Jungs wissen, wie es funktioniert - und jetzt müssen sie es auf den Platz bringen.

Dort liegt bekanntlich die Wahrheit. Wie schätzen Sie die Landesliga West in der Saison 2015/16 ein?

HOLSTE: Stark, sehr stark. Einige Klubs haben mächtig aufgerüstet. Rüssingen, Herschberg oder die SG Eintracht, um nur drei zu nennen.

MAYER: Auf jeden Fall ist der Abstand zwischen der Landesliga Ost und West geringer geworden, wenn nicht schon sogar zusammengeschmolzen. Aufgrund ihrer finanziellen Möglichkeiten der Ost-Vereine ist die Schere früher schon weiter auseinandergegangen.

Um mitzuhalten, muss man eben phantasievoller, kreativer sein als die anderen.

MAYER: Genau. Und dabei ist die Jugendarbeit das A und O. Es ist immer wieder ein Genuss zu sehen, wenn die jahrelange Arbeit Früchte trägt.

Welche Früchte trägt die Arbeit in dieser Saison - und wie ist Ihr Team aufgestellt?

HOLSTE: Wir sind auf einem guten Weg. Die Jungs haben in der Vorbereitung gut gearbeitet, das Turnier in Waldalgesheim war große Klasse - das hat auch mit der neuen Breite unseres Kaders zu tun und wie gut, unsere Neuen integriert sind.

Wachsen mit den vielen guten Platzierungen in den vergangenen Jahren dennoch die Ansprüche?

HOLSTE: Den einzigen Anspruch, den wir stellen, ist: Wir sind ein Ausbildungsverein für Talente. Die Jungs können bei uns ohne Druck agieren, dürfen auch mal einen Fehler machen, ohne dass sie gleich dafür bestraft werden. Dieser Weg zeichnet die SG Hüffelsheim aus.

MAYER: Und eines ist mir besonders wichtig: Wenn einer unserer Spieler das Zeug hat, höher zu spielen und die Möglichkeit dazu bekommt, dann fahre ich ihn persönlich hin, damit er seine Chance nutzen kann. Weil das wiederum auch eine Auszeichnung für unsere Arbeit ist. Nach oben steht für jeden der Weg offen. Weniger Verständnis hätte ich, wenn sich ein Spieler für ein paar Euro unter seinem sportlichen Wert verkaufen würde.

Ausbildung, Entwicklung, Teambildung. Wie steht es um die Ziel-Bildung?

HOLSTE: Ein paar Ziele sollte man sich immer stellen. Machen wir auch. Wir würden gerne den Lernprozess vorantreiben und wieder auf einem einstelligen Tabellenplatz landen.

MAYER: Wir wissen aus Erfahrung, dass in einer Saison auch einiges schief gehen kann. Wenn dem so wäre und wir gegen den Abstieg spielen würden, dann würden wir auch diese Herausforderung annehmen. Wie anfangs erwähnt: Für Hüffelsheim ist jedes Jahr eine Herausforderung.

Das Interview führte Henning Kunz.



Aufrufe: 029.7.2015, 23:10 Uhr
Henning KunzAutor