2024-05-10T08:19:16.237Z

FuPa Portrait
Sportgerichtsbarkeit in Wiesbaden. F: Patten
Sportgerichtsbarkeit in Wiesbaden. F: Patten

"Jeder Fall ist spektakulär"

Kreissportgerichts-Vorsitzender Thorsten Nordholt im Porträt

Wiesbaden. Viel zu oft vergessen, aber dringend benötigt, werden die Richter des Kreissportgerichts. Durch ihre ehrenamtliche Tätigkeit verhelfen sie dem Sport fair und gerecht zu bleiben. Leider hört man von Ihnen meist nur, wenn man ein sportliches Vergehen begangen hat. Doch der Aufwand, der hinter dem Richterspruch steckt, wird nur selten gewürdigt.

Thorsten Nordholt

Thorsten Nordholt ist der erste Vorsitzendes Kreissportgerichts und zudem noch Einzelrichter für die Kreisliga B, sowie für die Reserve der Kreisliga B. Es ist eine ehrenamtliche Arbeit, in die er, wie er selber meinte, "hineingerutscht" sei. Doch der Weg dahin war alles anders als einspurig. Nordholdt war in seinen sportlichen Anfängen Jugendtrainer in Medenbach. Durch Dieter Elsenbast, der Kreisfußballwart war und immer noch ist, kam Thorsten Nordholt zum Hessischen Fußball-Verband und diente dort erst als Klasseleiter und später dann als Einzelrichter.

Seit zweieinhalb Jahren ist Nordholt nun erster Vorsitzender des Sportgerichts. Das Ehrenamt liegt Ihm im Blut, da er nebenbei noch Kreisehrenamtsbeauftragter ist. "Es macht mir großen Spaß, sonst würde ich das auch nicht tun", verrät er uns. Durch seinen Beruf als Polizeibeamter kennt er sich mit Gesetzen und Paragraphen gut aus. Trotzdem musste auch er sich in den Job einfinden. Ganz nach dem Motto "learning by doing" und durch einige Tagungen in Grünberg fand er sich schnell zurecht.

Abläufe beim Kreissportgericht

Der Einzelrichter der jeweiligen Spielklasse ist für die Festlegung und der Bestrafung in seiner Liga zuständig. Die Standardfälle hierbei sind rote Karten. Geht ein Vergehen darüber hinaus, wie zum Beispiel bei Ausschreitungen, rassistischen Anschuldigungen oder Spielabbrüchen, greift das Sportgericht direkt ein. Das Urteil, wie lange der Spieler gesperrt wird, wird meistens Donnerstags verkündet, da die Vereine vier Tage (Sonntag mit eingerechnet) Zeit haben, eine Stellungsnahme zu verfassen. Anhand dieser Stellungsnahme, dem Spielbericht und dem Schiedsbericht wird das Urteil ausgelegt. Ist allerdings der bestrafte Spieler oder der Verein mit der Sperre nicht einverstanden, kann er von seinem Widerrufsrecht Gebrauch machen. Nun übergibt der Einzelrichter an das Sportgericht und diese bereden, wie sie weiter vorgehen möchten. Im Regelfall wird es durch eine schriftliche Einigung geklärt. In den seltensten Fällen kommt es zu einer Anhörung: "Die sind deutlich Rückläufig", sagt Nordholt und fügt hinzu, dass es nur zwei Stück in der vergangenen Saison gewesen seien. Zudem erkennt der Richter Nordholt, dass sich das Verhalten insgesamt etwas verbessert habe und erklärt: "Letztes Jahr haben wir 15 Urteile gehabt. Davor die Saison waren es 26 Urteile." Trotz der vielen anfallenden Verfahren sind keine festen Räumlichkeiten für das Sportgericht vorgesehen beklagt Nordholt.

Mit Denis Knorr von der TuS Nordenstadt hat Nordholt einen geigneten Stellvertreter. Zudem kommen noch sechs weitere Beisitzer: Jürgen Eifler (FV Delkenheim), Klaus Welz, Bernhard Kreppel, Michael Kreppel, Akkan Temel (Türkischer SV), Ingmar Schnurr ( SV Erbenheim), die bei einer mündlichen Verhandlung jeweils zu dritt dem Sportrichter unterstützen.

Rückgang

Einen großen Anteil an den rückläufigen Zahlen hat die Ansprache bei der Vor- und Rückrundenbesprechung für die Trainer. Hierbei wird beispielsweise festgestellt, dass man Schiedsrichterbeleidgungen nicht mehr so einfach hinnimmt, sondern auf härtere Bestrafung Wert legt. "Wir haben mitgeteilt, dass wir dies härter Sanktionieren und auch mal mehr als die Mindeststrafe vergeben", erklärt der erste Vorsitzende des Kreissportgerichts. Die Zahlen gehen aber meist am Ende der Saison nach oben, da es dann in die "heiße Phase geht", so Thorsten Nordholt.

Spektakulärster Fall

Sein persönlich spektakulärster Fall war bei einem D-Jugendspiel des FV Biebrich 02. Hier haben sich die Eltern beider Mannschaften "in die Haare bekommen". Das sogar so heftig, "dass es zu einem Einsatz mit Pfefferspray gekommen ist", erinnert sich Thorsten Nordholt noch genau.

Aufrufe: 01.2.2016, 08:30 Uhr
Jonas FeldhausAutor