2024-04-16T09:15:35.043Z

Ligavorschau
Claus-Dieter Wollitz, Foto: Rainer Dahmen
Claus-Dieter Wollitz, Foto: Rainer Dahmen

Japanisch lernen mit Pele

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Der FC Viktoria Köln hat mit 2:1 gegen Wattenscheid 09 gewonnen und erstmalig nach drei sieglosen Spielen wieder dreifach gepunktet. Doch Trainer Wollitz war trotzdem unzufrieden. Vor allem mit den Laufwegen seiner Spieler.

Köln. Es war schon lange dunkel am Sportpark Höhenberg und kurz nach zehn Uhr am Donnerstagabend, als eine Gruppe Fußballer von Viktoria Köln das Stadion in Richtung der Parkplätze verließ. Aus der Gaststätte „Merheimer Heide” erklangen bierselige Gesänge von der komplizierten Beziehung zwischen Viktoria und Fortuna Köln, und Viktoria-Kicker Fatih Candan stimmte lauthals ein. Dann schlenderte er zu seinem Auto und ließ seinen Kollegen Masatoshi Hamanaka zurück. Der Japaner ging kurz nach rechts, hielt inne, und bog dann nach links ab — er wirkte verloren. Die Szene im kleinen Waldstück vor dem Stadion hatte nichts mit dem vorhergegangenen Spiel zu tun, das die Viktoria gegen Wattenscheid 09 mit 2:1 (2:1) gewonnen hatte. Und doch traf sie dessen Essenz. Denn auch auf dem Rasen schienen einige Kölner — allen voran Hamanaka — verwirrt: als wüssten sie nicht, wo sie hinlaufen sollten.

Gleich nach dem Schlusspfiff stapfte Trainer Claus-Dieter Wollitz in die Kabine, die Hände in den Taschen seiner Daunenjacke vergraben und schimpfte vor sich hin. Bei der anschließenden Pressekonferenz erklärte er, warum er nicht zufrieden war, obwohl seine Mannschaft nach zuletzt drei sieglosen Spielen mal wieder gewonnen hatte: „Es ist schwierig, von einem souveränen Sieg zu sprechen, wenn man gewisse Abläufe sieht.” Sein Hauptkritikpunkt: „Man muss auf dem Platz wissen, was der eine will und was der andere sagt.”

Brzenska patzt vor dem 0:1

Ein Problem dieser Art hatte auch zum frühen Rückstand geführt. „Einer hat gerufen: Zurück zum Torwart. Da habe ich gedacht, da wär keiner”, erklärte Verteidiger Markus Brzenska, warum er in der achten Minute eine ungefährliche Flanke recht halbherzig in Richtung des eigenen Keepers geköpft hatte. Das Problem: Da stand einer — nämlich der Wattenscheider Kevin Brümmer, der die Einladung dankend annahm, Nico Pellatz umkurvte und traf. In der Folge wurde recht schnell klar, dass die Viktoria wohl trotzdem irgendwie gewinnen würde, was dann auch geschah, weil Fatih Candan erst einen Elfmeter herausholte, den Mike Wunderlich verwandelte (16.) und dann auf eine Kopfballvorlage von Sebastian Spinrath lauerte und selbst traf (40.).

Es war aber dieses „irgendwie”, das Wollitz störte. „So ein Spiel kann man 6, 7:1 gewinnen, ohne große Probleme”, setzte der Trainer an. „Wenn wir nur im Ansatz ordentliche Laufwege gehabt hätten, dann weiß ich nicht, wie viele Torchancen wir hätten erspielen können.” Als Aufhänger für seine Kritik wählte er den mitleiderregenden Japaner Hamanaka. Er war so viel gelaufen, wie kaum ein anderer Kölner, aber er hatte auch so viele Fehlpässe gespielt und so oft im Weg gestanden, wie kaum einer seiner Mitspieler. Und Wollitz wusste, warum: „Hamanaka ist zwei Jahre hier und versteht kein Wort Deutsch.”

Das größte Manko im Kölner Spiel ist das Umschalten, es geschieht zu behäbig. Dafür konnte Hamanaka — als Spitze neben Candan aufgeboten — nichts. Aber er war oft schuld, dass Viktoria umschalten musste — weil er den Ball verloren hatte; oder dass ein gelungenes Umschaltspiel in die Offensive verpuffte — weil er den falschen Laufweg wählte.

Was also tun? Sind die von Wollitz einstudierten Laufwege das Problem, oder die Spieler, die sie nicht umsetzen können? „Wir trainieren das jede Woche”, sagte Wollitz. Über Grundsätzlicheres — zukünftiges Laufwegtraining und zukünftige Spieler, die daran teilnehmen — mochte Wollitz nur ungern sprechen, das will er erst nach Saisonende machen. Und wie geht es mit Hamanaka weiter? „Ich lerne so schnell leider kein Japanisch”, erklärte Wollitz und sagte dann die wohl bemerkenswertesten Sätze des Abends, betreffend die Unternehmung Viktoria Köln: „Normalerweise müsste man ihm einen Deutschkurs verschaffen. Aber das wird nicht gemacht.” Da sei er wohl auf sich allein gestellt.

Aufrufe: 018.4.2014, 19:29 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger / Sebastian FischerAutor