2024-04-25T14:35:39.956Z

FuPa Portrait
Jan Rupprecht (l.) ist der Topscorer des TSV Südwest. F: Janousch
Jan Rupprecht (l.) ist der Topscorer des TSV Südwest. F: Janousch

Jan Rupprecht: "Schießen konnte ich, aber halt irgendwohin"

Vom Süd(west)er Holzhacker zum Topscorer +++ Karriereende-Plan vermiest +++ Süder in dritter Generation

Jan Rupprecht hat in seiner Sportart schon fast alles gesehen. Vom höherklassigen Fußball in der Landesliga beim SV 73 Süd wechselte er zur Überraschung vieler in die dritte Mannschaft des TSV Südwest, die gerade dem Nika-Cup entwachsen war. Statt eines Rebel-lierten Vereins entschied er sich für seine Kumpels und feierte mit diesen zwei Aufstiege bis in die Kreisliga. Auch hier ist der Standardspezialist mit toller Schusstechnik der Topscorer seiner Truppe. Sein Karriereverlauf war allerdings etwas anders geplant.

Jan Rupprechts Weg im Fußball war vorgegeben. Schon sein inzwischen verstorbener Großvater Hans - besser bekannt unter seinem Spitznamen "Laffer" - war wegen seiner 60 Jahre andauernden Mitgliedschaft beim SV 73 Süd Ehrenmitglied in der Werderau. Auch Vater Jürgen, der noch heute jede Woche die Leistungen seines Sohnes auf dem Platz analysiert, schnürte die Stiefel für die Süder, engagierte sich als Trainer, bekleidete den Posten des Jugendleiters und war zuletzt für die Pressearbeit des Vereins zuständig, ehe auch er sich vom Herzensverein lossagte. So ging es quasi nicht anders, auch Jan musste das Einmaleins im Fußball an der Maiacher Straße erlernen. Mit fünf Jahren war es schließlich soweit. Allerdings ließ Rupprecht sein Talent zunächst im Verborgenen schlummern.

Verkanntes Talent

„Bis zur A-Jugend war ich mehr der Holzhacker und habe vorher eigentlich auf dem Platz nur herumgehaut“, erzählt Rupprecht aus dem Nähkästchen. Erst unter Trainer Giovanni Selce ging es aufwärts mit seinen fußballerischen Fähigkeiten. „Da habe ich einen Sprung gemacht. Ich war sehr oft auf dem Bolzplatz und habe dort viel gelernt. Giovanni legte viel Wert auf Taktik und hat uns die Viererkette beigebracht“. Noch heute spricht er in höchsten Tönen von seinem Coach, der ihn gleich in die A1 mitgenommen hat, wo er zwei Jahre spielte.

Die Viererkette war insofern wichtig, da Rupprecht damals nicht wie heute in der Defensive beheimatet war. „Das ist richtig. Damals habe ich in der Viererkette entweder rechts oder links gespielt.“ Auf dieser Position ging es für den Straßenfußballer über die zweite Mannschaft, die damals Markus Rauch unter seinen Fittichen hatte, bis hinauf in die Landesliga-Truppe unter der Leitung von Klaus Mösle. „Klaus hat mich hochgezogen. In der ersten Saison war ich noch Joker, aber in der zweiten Spielzeit war ich fester Bestandteil der Truppe.“

Rebel-lion und tschüss

Doch dann gab es einen Umschwung bei den Südern. „Als Dieter Rebel kam, war mir ziemlich schnell klar, dass es nicht mehr mein Verein ist und ich habe mich anders orientiert.“ Eine schwere Entscheidung musste nun gefällt werden, als ihm klar wurde, dass er seinen Heimatverein verlassen würde. „Weiterhin höherklassig oder Freunde!“ Rupprecht sah seinen Kumpels, die im Nika-Cup vertreten waren, sonntags um 08:45 Uhr zu. „Das war so früh, aber es war überragend“, ein Hauch von Ironie lässt sich nicht verhehlen. Ein Jahr lang baggerte sein jetziger Mitspieler Markus Gross an Rupprecht, um ihm den Wechsel schmackhaft zu machen.

Nach dem Titelgewinn beim Nika-Cup fuhr der Mann mit der 31 auf dem Rücken mit auf die Abschlussfahrt nach Prag. "Die Aufstiegsfeier war legendär, auch wenn ich nicht gespielt habe." Dort wurden dann der Legende nach auch die letzten Restzweifel aus dem Weg geräumt. Somit war die Entscheidung getroffen und zusammen mit Keeper Dominic Bär, der inzwischen nach Mexiko ausgewandert ist, entschloss er sich zu einem Wechsel zum TSV Südwest, dem sich der Nika-Cup-Titelträger anschloss. Nicht aber, wie man meinen könnte, in die erste Mannschaft – Nein, die dritte Mannschaft sollte das Ziel sein. „Das war natürlich ein großer Sprung von der Landesliga in die A-Klasse. In den ersten Spielen war ich noch gesperrt. Ich hatte nämlich im vorletzten Spiel für Süd eine Rote Karte gesehen, die Verantwortlichen haben aber keine Stellungnahme geschrieben. War wohl mein Abschiedsgeschenk“, mutmaßt Rupprecht, der auch gerne mal einen Basketball oder Tennisschläger in die Hand nimmt, heute. „Es war auf jeden Fall die richtige Entscheidung. Jetzt durfte ich auch das spielen, was ich spielen wollte, und zwar vorne. Bei Süd musste ich ja immer hinten spielen.“

Endlich Offensivmann mit Freiheiten

Beim TSV Südwest ging es dann mit Jan Rupprecht stetig bergauf. In der Saison 2011/12 gelang der ungefährdete Aufstieg mit elf Punkten Vorsprung. „Ich glaube, dass ich da 35 oder 36 Tore geschossen habe.“ Zu der Zeit hatte man sich vereinsintern darauf verständigt, dass wieder die besten Spieler auch in der ersten Mannschaft spielen. Nach drei Jahren in der Kreisklasse gelang über die Relegation der Aufstieg in die Kreisliga. „Der Sieg in Burggrafenhof gegen Emskirchen war auf jeden Fall besonders. Allein dass wir auf einem geilen Platz gespielt haben, war für Südwest was Besonderes“, kann sich Rupprecht einen Seitenhieb nicht verkneifen.

Besondere Spiele gab es für den Automobilkaufmann der Firma Feser - natürlich in der Nopitschstraße, fußläufig zum Süder Gelände – aber mehrere. „Zu Süder Zeiten ist mir das Entscheidungsspiel in Erlangen gegen die Quelle noch in Erinnerung. Das haben wir vor über 2000 Zuschauern mit 0:1 verloren.“ Das Spiel wurde nötig, weil die SG Quelle Fürth und der SV 73 Süd am Saisonende punktgleich waren. Auch das nächste Spiel in der Abstiegsrelegation gegen die DJK Ammerthal vor ungefähr 3000 Zuschauern in Neumarkt ging verloren. „Dann hatten wir aber noch eine Chance gegen den FC Hersbruck um Thomas Ziemer. Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, aber das haben wir deutlich gewonnen.“ 4:1 hieß das Endergebnis, das die Landesliga sicherte.

Safak Simsek und Florian Clausnitzer waren die Besten

In seiner langen Laufbahn hat der inzwischen 28-Jährige natürlich mit vielen Spielern zusammengekickt. Als wohl beste Mitspieler nennt er dabei zwei Namen: Safak Simsek und Florian Clausnitzer. Mit Simsek, der zuletzt beim SSV Elektra auffiel, spielte er in der Süder Jugend. „Wegen ihm durfte ich die Freistöße nicht schießen“, kann Rupprecht heute sagen, ohne nachtragend zu sein. Aufgepasst hat er aber anscheinend, denn Freistöße sind heute eine Spezialdisziplin des schussstarken Offensivmanns. „Ich hatte schon immer einen guten Schuss, aber früher habe ich irgendwohin geschossen“, zeigt sich der Topscorer der Südwester selbstkritisch. Ganz anders war damals Clausnitzer, der nach seiner Süder Zeit noch für den BSC Erlangen, die SpVgg Jahn Forchheim und den ATSV Erlangen die Schuhe schnürte, ehe er vor der aktuellen Saison eine Pause einlegte.

Inzwischen in der Kreisliga angekommen, trifft Rupprecht auf viele gute Freunde. „Mit Gökhan Cakmak und Hakan Özyürek vom SV Eyüp Sultan bin ich schon zur Schule gegangen.“ Das große Ziel bleibt der Klassenerhalt, der mit einem Trainingslager bei Zwickau einen Grundstock finden soll. „Wir haben scheiße angefangen, dann einen sehr guten Zwischenspurt hingelegt, um dann wieder alles zu verlieren“, zeigt sich Rupprecht selbstkritisch. „Der Negativtrend zum Ende hin war schon sehr komisch.“ Ein Faustpfand ist bei der Mission Klassenerhalt natürlich der Zusammenhalt, den die alten Südwester an den Tag legen. „Einmal im Monat gehen wir alle zum Essen, darunter die Gross-Brüder Christian, Rainer, Ex-Trainer Heinz-Walter Götz oder auch Alex Heller (Anm.: er ist zum TV Leinburg gewechselt). Das ist wahrscheinlich auch nicht ganz normal.“

Rückkehr zum SV 73 Süd verbaut

Eigentlich sah sein Karriereplan noch einen Vereinswechsel vor, allerdings hat sich der zerschlagen. Nicht etwa mangels Angebot, sondern mangels Verein, für den er noch einmal die Fußballschuhe schnüren wollte. „Ich bin sehr traurig, dass es den SV 73 Süd nicht mehr gibt“, zumal er direkt neben dem Vereinsgelände wohnt. „Eigentlich wollte ich die letzten Jahre für meinen Heimatverein spielen. Jetzt kann man es kaum mitansehen, dass der Rasen meterhoch wächst.“ In der vergangenen Saison hatte Rupprecht zumindest auf eine Rückkehr an die alte Wirkungsstätte gehofft, doch das Heimspiel des ATV 1873 Frankonia wurde an der Willstätter Straße abgehalten. „So bleibt mir nur der Blumenstrauß, den ich im letzten Heimspiel in der Landesliga bekommen habe.“ Da war Rupprecht aber rotgesperrt.

Aufrufe: 05.2.2017, 16:43 Uhr
Matthias JanouschAutor