2024-04-16T09:15:35.043Z

Relegation
Regensburgs Kolja Pusch (oben) hängt sich rein, zieht mit dem Jahn in Wolfsburg am Ende aber den Kürzeren.  Foto: Nickl
Regensburgs Kolja Pusch (oben) hängt sich rein, zieht mit dem Jahn in Wolfsburg am Ende aber den Kürzeren. Foto: Nickl

Jahn verliert ,,extremen Kampf"

Im Hinspiel der Aufstiegsrelegation gibt es für die Regensburger eine 0:1-Pleite +++ Nach dem Abpfiff geht das Duell verbal gleich weiter.

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Still und ruhig, ganz in sich gekehrt stiegen die Fußballer des SSV Jahn Regensburg zu später Stunde in den Mannschaftsbus, der sie zum Hotel zurückbrachte. 0:1 hatten sie beim VfL Wolfsburg II verloren. Zeit, die vielfältigen Erlebnisse des Relegationshinspiels wirklich zu verarbeiten, bleibt ihnen jedoch nicht. Dabei war einiges passiert, das eine ruhige, ausführliche Nachlese verdienen würde. Damit dürfen sich die Hauptakteure inmitten eines packenden Relegationsduells aber nicht aufhalten. Nach dem Hinspiel ist da vor dem Rückspiel ? und in dem will der Jahn die Scharte wieder auswetzen: "Wir werden denen richtig Feuer unterm Hintern machen", kündigte Verteidiger Oli Hein sogleich an.

Es war eine große Fußball-Show, die 4653 Zuschauer - darunter BFV-Präsident Dr. Rainer Koch und Weltmeister Pierre Littbarski - im fast ausverkauften AOK-Stadion am Mittwoch erlebten. Von einer Partie mit ,,brutalem Tempo und einer brutalen Intensität" sprach Jahn-Sportchef Christian Keller hinterher, von einem ,,extremen Kampf" Jahn-Mittelfeldmann Kolja Pusch.

Pläschke erzielt das Tor des Tages

In der Tat: Von der ersten Minute an wurde um jeden Ball, um jeden Zentimeter Raumgewinn erbittert gekämpft. Die jungen Wolfsburger waren dabei oft den entscheidenden Tick schneller. ,,Die waren zu Beginn aggressiver", meinte Jahn-Kapitän Markus Palionis später - und das zahlte sich für die VfL-Amateure aus. Noch nicht einmal eine Viertelstunde war gespielt, da preschte ihr Außenverteidiger Jannis Pläschke nach vorn, ließ die Jahn-Abwehr ganz alt aussehen und schloss mit einem tollen Schuss ins lange Eck zum 1:0 ab. Die Wölfe gaben sich damit zudem nicht zufrieden. In dieser Phase habe der VfL ,,unheimlich Druck gemacht", meinte Jahn-Trainer Heiko Herrlich später. Der zweite Treffer wollte den Wolfsburgern trotz mehrerer toller Möglichkeiten aber nicht gelingen. ,,Und dann haben wir es auch geschafft, uns zu befreien",erinnerte sich Herrlich.

In der Tat konnten die Regensburger gegen Ende der ersten Halbzeit die schnellen Wolfsburger nun öfters rechtzeitig stoppen und eigene Angriffe starten. Dabei kam allerdings nicht viel heraus. Ohnehin schienen sich die Wolfsburger lediglich eine Atempause gegönnt zu haben, denn direkt nach der Pause belagerten sie das Jahn-Tor wieder und drängten auf einen weiteren Treffer. Mal mit Glück, mal mit Geschick konnten die Regensburger diesen jedoch verhindern - und in der Schlussphase dann ihre starke Kondition zeigen. Da bauten die Wolfsburger zusehends ab und Hein hätte beinahe den Ausgleich erzielt. Sein toller Schuss aus 20 Metern klatschte vom Pfosten aber wieder ins Feld zurück.

Somit müssen die Regensburger am Sonntag im heimischen Stadion einen Rückstand aufholen. Dass dies gelingen kann, davon ist man im Jahn-Lager überzeugt. ,,Wir sind heimstark und haben alle Chancen", sagte Stürmer Markus Ziereis. ,,Für uns ist noch alles möglich", meinte Herrlich. ,,Wir können das Tempo nochmal gehen. Ich glaube nicht, dass es Wolfsburg nochmal kann", prophezeite Sportchef Keller.

,,Niveaulos und geschmacklos"

Dieser musste sich nach dem Spiel noch einem ganz anderem Thema widmen. Auf der Pressekonferenz äußerte VfL-Trainer Valerien Ismael harte Kritik am Verhalten der Verantwortlichen des SSV Jahn. Er sagte, dass ein Spieler seiner Mannschaft, obwohl er noch Vertrag habe, zwei Tage vor dem Spiel von Regensburger Klubvertretern kontaktiert worden sei. Der Spieler sei gefragt worden, ob er sich einen Wechsel nach Regensburg vorstellen könne, falls es beim VfL mit dem Aufstieg nicht klappt ,,Das ist niveaulos, das ist geschmacklos." Herrlich entgegnete, dass er von dem Vorwurf überrascht sei: ,,Ich weiß von diesem Sachverhalt nichts" Keller konterte später auf MZ-Nachfrage knallhart. Die Aussage von Ismael sei eine ,,absolute Frechheit und ist eine komplett falsche Unterstellung". Er habe Ismael nach der Pressekonferenz darauf persönlich angesprochen: ,,Er hat es mir gegenüber nicht begründen können."

Mit dem Austausch verbaler Giftpfeile wurde die emotionale Aufwärmphase fürs Rückspiel am Sonntag bereits eingeleitet. Von Ismael gab es dabei nicht nur Vorwürfe gegen die Regensburger Klubführung, sondern auch eine sportliche Ansage, die beim Jahn vielleicht sogar für weitaus mehr Unbehagen sorgen dürfte: ,,Wir wollen auch in Regensburg so mutig wie heute auftreten und sind gut genug, dass wir dort ein Tor erzielen können."

Aufrufe: 027.5.2016, 08:00 Uhr
Jürgen ScharfAutor