2024-04-16T09:15:35.043Z

Interview
Bodenständig und mit ambitioniertem Ziel: Marcus Jahn fühlt sich bereit für den Cheftrainer-Job beim SSV Jahn. Foto: Nickl
Bodenständig und mit ambitioniertem Ziel: Marcus Jahn fühlt sich bereit für den Cheftrainer-Job beim SSV Jahn. Foto: Nickl

Jahn sagt ja: "Ich traue mir das zu!"

Der Nachwuchskoordinator und Co-Trainer kann sich vorstellen, die Rolle des Cheftrainers zu übernehmen

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Als Marcus Jahn aus Dresden nach Regensburg kam, schien es, als hätte der Turnvater selbst seinen Segen gegeben. “Als die Anfrage kam, dachte ich: Es gibt keine Zufälle”, sagt Marcus Jahn. Er muss schmunzeln: Sein Nachnamen enthalten im Vereinsnamen - das klang nach Symbiose mit Zukunft, beinahe zu perfekt, um wahr zu sein.
Zehn Monate später ist Marcus Jahn, der Co-Trainer im Drittligateam des SSV Jahn Regensburg ist und gleichzeitig die Nachwuchsarbeit von U 16 bis U 23 verantwortet, nach einer turbulenten Saison um jede Menge Erfahrungen reicher. Der 29-Jährige sieht sich bereit - für manche überraschend. “Auch wenn es aktuell nicht zur Debatte steht. Aber wenn man mich fragen würde, würde ich zumindest sagen: Ja, das traue ich mir zu”, sagt Marcus Jahn - und meint damit den Job als Cheftrainer. Die Zeit bis zu jenem 30. März, an dem Marcus Jahn beim 61. Fußball-Lehrer-Lehrgang an der Hennes-Weisweiler-Akademie mit 23 Kollegen, darunter auch namhafte wie Vize-Weltmeister Torsten Frings, als einer der Besten sein Diplom in die Hand bekam, war anstrengend. “Die Doppelbelastung war schon enorm, aber dies war uns allen von Anfang an klar”, sagt Jahn. “Für den Verein habe ich mich aber gerade deshalb voll reingehängt”,blickt Marcus Jahn zurück auf Spielbeobachtungen für den Jahn oder nächtelanges Feilen an der Nachwuchs-Konzeption.

Ein Testspiel als Test

Fast schon ein wenig in Vergessenheit ist geraten, dass Marcus Jahn nach der Entlassung von Alexander Schmidt bis zur Verpflichtung von Christian Brand im November 2014 auch ein paar Tage die Jahn-Profis coachte - nur als Übergangslösung und Lizenzgeber oder vielleicht doch als mehr? “Spieler in schwierigen Situationen zu begeistern, das liegt mir”, blickt Jahn zurück auf das damalige Testspiel der Jahn-Profis gegen den Zweitligisten Erzgebirge Aue (0:2) mit einer “ordentlichen Leistung in einer kritischen Phase”. Aus dem Klub gibt es zwar schon erste Äußerungen, dass Marcus Jahn über seine Vertragsdauer bis 30. Juni nicht in Regensburg bleiben wird, er selbst lässt das aber unkommentiert. Vorrangig für den SSV Jahn sei es jetzt “kluge Entscheidungen rund um die erste Mannschaft zu treffen”. Und: “Es geht nur darum, was das Beste für den Verein ist.” Dazu zähle auch, dass der DFB die Nachwuchsabteilung als Leistungszentrum lizenziere bzw. zertifiziere. “Für die nachhaltige Entwicklung ist dies von enormer Bedeutung, weil wir damit unsere besten Talente im Verein halten und diese dann auch schrittweise in die erste Mannschaft integrieren können.”

Marcus Jahn, der mit Christian Brand “vertrauensvoll, konstruktiv und loyal zusammenarbeitet”, kennt die dritte Liga gut. Schon weil er durch Spielbeobachtungen einst für den FSV Frankfurt und während seiner Fußball-Lehrer-Ausbildung dort häufig unterwegs war. “Die Liga hat sich qualitativ wahnsinnig entwickelt, gerade im athletischen Bereich”, so Jahns Einschätzung. “Für die neue Saison brauchen wir eine gute Mischung aus einer jungen Truppe und einer, mit erfahrenen Spielern, die führen wollen und können”, ist Jahn überzeugt. “Du brauchst stressresistente Spieler. Die Regionalliga ist eben kein Selbstläufer und du bist als Absteiger aus der dritten Liga von Beginn an der Gejagte. In Buchbach zum Beispiel gibt es richtig was auf die Knochen.” Am Ende ist klar, worauf es ankommt: “Alles steht und fällt mit dem Erfolg. Dazu kommt die Riesenverantwortung des neuen Stadions. Regensburg hat es verdient, vorne mitzuspielen.”

Chef mit 29? “Warum nicht?”

Dass er zu jung sein könnte, hält der Mann, der einer der jüngsten Fußball-Lehrer Deutschlands ist, für kein Argument: “Ich bin Diplom-Sportwissenschaftler und Fußball-Lehrer. All das habe ich mir hart erarbeitet.” Marcus Jahn kann in seiner noch jungen Karriere auf eine beachtliche Erfahrung zurück greifen: Als Chef des Nachwuchsleistungszentrums von Dynamo Dresden schaffte er mit seiner U19 den Aufstieg in die Bundesliga. Beim FSV Frankfurt führte er drei Nachwuchsmannschaften zum Aufstieg, die U17 trainierte er in der Bundesliga selbst. Jahn brachte es als Fußballer bis ins U-16-Nationalteam und war beim 1. FSV Mainz 05 U-23-Spieler. “2006 habe ich bei Jürgen Klopp die komplette Vorbereitung mitgemacht.” Den Segen für den Durchbruch im Profibereich gab es von ihm nicht. Vielleicht aber kommt der Segen auf dem Trainerterrain, vielleicht beim Verein, der so heißt wie er selbst: Jahn.

Aufrufe: 019.5.2015, 13:00 Uhr
Claus-Dieter WotrubaAutor