2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligabericht
Der Meisterring wanderte einmal durch die Reihen der Jahn-Spieler, dann hieß es schon wieder: Volle Konzentration für die Relegation!  Fotos: Gatzka
Der Meisterring wanderte einmal durch die Reihen der Jahn-Spieler, dann hieß es schon wieder: Volle Konzentration für die Relegation! Fotos: Gatzka

Jahn: Meisterfeier in aller Kürze

Die Regensburger Fußballer stemmen ein paar Momente die Trophäe hoch - und denken dann nur noch an die Relegation.

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Die ganz großen Siegeshymnen wurden am Samstagnachmittag nicht aufgelegt. Statt ,,We are the champions" oder ,,Football's coming home" wurde Musik der österreichischen Popband Wanda abgespielt, als die Spieler des SSV Jahn Regensburg zur Meisterehrung gingen. Als das ,,Bussi Baby" verklungen war, nahmen die stolzen Kicker des frischgebackenen Titelträgers Formation um ihren Kapitän Markus Palionis auf. Als der die Meistertrophäe in die Höhe stemmte, lag für ein paar Momente Party-Stimmung in der Luft. Aber nur für ein paar Momente - und dann dachten alle schon wieder nur noch an das erste Relegationsspiel am kommenden Mittwoch.

,,Und wir geben nicht auf"

Abstieg aus der 2. Liga, Abstieg aus der 3. Liga. In den vergangenen Jahren hatte der SSV Jahn große Rückschläge wegstecken müssen. Nun gibt es endlich wieder einen handfesten Erfolg: Meister der Regionalliga Bayern. Über so etwas freuen sich Fußballer normalerweise, indem sie tanzen, singen und sich gegenseitig mit Bier bespritzen. Die Jahn-Spieler winkten ein paar mal artig in die Kameras und zu den Fans - fertig. Auch der Aufdruck auf den T-Shirts, die sich die Spieler vor der Ehrung übergezogen hatten, sprach für sich. ,,Und wir geben nicht auf" - das ist der Slogan für die Relegation. Volle Konzentration, volle Kraft voraus, das ist das Motto. Wenn es mit dem Aufstieg klappt, kann schließlich immer noch gefeiert werden.

Mit der knappen 0:1-Niederlage, die die Regensburger im bedeutungslosen letzten Saisonspiel gegen den 1. FC Nürnberg II kassierten, hatte die Zurückhaltung nichts zu tun. Selbst wenn entfesselt aufspielende Regensburger die Clubberer mit 10:0 aus dem Stadion geschossen hätten, wäre am Samstag kein Champagner geflossen. Beim Jahn herrscht eine Alles-oder-nichts-Stimmung: Meisterschaft alleine, das reicht niemanden. Natürlich ist es enttäuschend, wenn man nicht gewinnt", sagte Jahn-Trainer Heiko Herrlich nach der Partie gegen die Club-Amateure pflichtbewusst. Schließlich waren mehr als 7000 Zuschauer zum Saisonfinale gekommen. Die sahen ein durchaus nettes Fußballspiel, in dem sich beide Teams aber nicht mehr weh als nötig taten. Das bessere Ende hatten dann die Gäste durch das Tor von Ivan Knezevic, der nach einer Stunde einen Freistoß mit dem Kopf ins Jahn-Tor lenkte, für sich.

Hofrath muss zur Pause raus

Die Niederlage war beim Jahn dann aber blitzschnell abgehakt. Herrlich kann sich aktuell vielmehr darüber freuen, dass er für die Partien gegen den VfL Wolfsburg II am Mittwoch und Sonntag fast seinen gesamten Kader zur Verfügung haben dürfte. Zwar musste Marcel Hofrath gegen Nürnberg zur Halbzeit mit einer Muskelverhärtung raus, er könnte bis zu den Aufstiegsspielen aber wieder rechtzeitig fit werden. Als Belastungstest wechselte Herrlich gegen den Club auch die zuletzt angeschlagenen Marvin Knoll und Andy Geipl ein. Geipl spielte wegen seines Nasenbeinbruchs mit Gesichtsmaske, kam damit aber sehr gut zurecht. Von Beginn an lief dieses Mal auch wieder Fabian Trettenbach auf. Der Außenverteidiger ist bereits voll fokussiert auf die Relegation und die Schwere der Aufgabe, die dort wartet: ,,Da gibt es keine leichten Gegner." Die Wolfsburger seien eine technisch starke Mannschaft, glaubt er. Umso wichtiger sei es, ,,denen den Spaß am Fußball spielen zu nehmen. Das ist eine junge Mannschaft, der wir unsere Erfahrung entgegensetzen müssen". Zudem werde die Einstellung zum Spiel entscheidend sein, glaubt Trettenbach. ,,Fußballspielen können beide Mannschaften. Durchsetzen wird sich, wer es mehr will." Anfang der Woche sollen deswegen nun die Kräfte gesammelt werden, um in den letzten zwei Saisonspielen voll da zu sein.

Prinzen drückt die Daumen

Für diese wünscht dem Jahn übrigens auch Nürnbergs Trainer Roger Prinzen alles Gute: ,,Wir drücken als Bayern dem Heiko und seinen Jungs ganz fest die Daumen, dass sie es schaffen", sagt er. Schließlich wäre es ,,mehr als verdient, wenn der der Jahn aufsteigt. Gerade wenn man sieht, was hier los ist, welche Begeisterung es rund um den Verein gibt". ,,Wir wollten den Fans eigentlich auch heute einen Sieg schenken, das ist uns leider gelungen", meinte derweil Herrlich nach der Niederlage gegen Nürnberg. Wenn er den Fans mit seiner Mannschaft stattdessen den Aufstieg schenkt, wird sich an dieses Versäumnis niemand mehr erinnern. Und vielleicht kann der Disc-Jockey des Stadions am kommenden Sonntag nach dem Abpfiff des Relegationsrückspiel dann auch ,,We are the champions" durch die Lautsprecher jagen.


Aufrufe: 022.5.2016, 15:51 Uhr
Jürgen Scharf, MZAutor