2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Zwei Wahlsieger auf der Jahn-Tribüne: Der neue Regensburger Oberbürgermeister Joachim Wolbergs (li.) mit seinem etwas verschnupften SPD-Fraktionschef und Jahn-Aufsichtsratskollegen Norbert Hartl.  Foto: Scharf
Zwei Wahlsieger auf der Jahn-Tribüne: Der neue Regensburger Oberbürgermeister Joachim Wolbergs (li.) mit seinem etwas verschnupften SPD-Fraktionschef und Jahn-Aufsichtsratskollegen Norbert Hartl. Foto: Scharf

Jahn-Gremien: Stühlerücken und Schweigen

Der neue Oberbürgermeister Joachim Wolbergs verlässt auf Anraten der Stadtverwaltung den Aufsichtsrat +++ Der Klub selbst gibt keine Auskünfte.

Der SSV Jahn Regensburg wird den Aufsichtsrat seiner KG umbauen müssen. Joachim Wolbergs, der neue Oberbürgermeister der Stadt Regensburg, wird sein Amt hier demnächst niederlegen. Dies habe ihm - genauso wie seinem Vorgänger Hans Schaidinger - die Verwaltung nahegelegt, sagte er am Dienstag. Ansonsten bestünde die Gefahr einer Interessenskollision. Unter anderem ist der Jahn etwa Mieter im neuen Stadion, das von der Stadt gebaut wird.
Im MZ-Gespräch sagte Wolbergs, dass dies keinesfalls als Zeichen verstanden werden solle, dass er dem Jahn den Rücken kehre. Profifußball in Regensburg sei für ihn ,,weiterhin eine Herzensangelegenheit, und die will ich auch in Zukunft politisch unterstützen". Konkret bedeute dies unter anderem, dass auf den Jahn bei den Mietzahlungen im neuen Stadion auch unter neuer politischer Führung keine Überraschung zukomme. ,,Es muss weiterhin allen klar sein, dass die 3. Liga für die Stadt ein Draufzahlgeschäft ist", sagte er. In der 2. Liga würde dieses Draufzahlgeschäft ,,zumindest kleiner" werden.

Miete bleibt überschaubar

Der CSU-Oberbürgermeisterkandidat und Aufsichtsratschef des Jahn e. V., Christian Schlegl, hatte vor mehreren Wochen konkrete Zahlen öffentlich gemacht. Er sprach davon, dass der Jahn in der 3. Liga nur die Betriebskosten plus eine symbolische Miete an die Stadt überweisen müsste - dies wären etwa 80 000 bis 100 000 Euro. Wolbergs wollte diese Zahlen nicht bestätigen: ,,Dazu kann ich heute seriöserweise noch nichts sagen, weil ich noch nicht alle Informationen habe, die ich für eine Einschätzung brauche."Der Verein hält sich in Sachen Zukunft seiner Gremien derweil äußerst bedeckt.

Auf die MZ-Anfrage, ob in diesem Jahr der Aufsichtsrat turnusmäßig neu gewählt werden muss, gab es von der Pressestelle des Vereins am Dienstag nur den Hinweis, dass alle Informationen hierzu in der öffentlich verfügbaren Vereinssatzung nachzulesen seien. Ein Termin für eine Mitgliederversammlung in diesem Jahr stehe noch nicht fest. Im Prinzip werden die Aufsichtsräte beim Jahn für drei Jahre gewählt. Da die letzte Wahl 2011 stattfand, müsste es dieses Jahr wieder soweit sein. Klubchef Ulrich Weber wollte sich gegenüber der MZ ebenfalls nicht zu möglicherweise anstehenden Neuwahlen äußern. Über die Pressestelle ließ er ausrichten, dass es aus seiner Sicht keinen Gesprächsbedarf gebe, da er nicht aufhöre. Bei einer Wiederwahl durch die Mitglieder stünde er also voraussichtlich für eine weitere Amtszeit bereit.In Sachen Spielerverträgen soll es in den kommenden Tagen beim Jahn dagegen noch etwas Neues geben. Am Montag wurde die Vertragsverlängerung mit Fabian Trettenbach bekannt gegeben.
Diese Woche wird nach Auskunft von Sportchef Christian Keller noch ein anderer Akteur aus dem derzeitigen Jahn-Kader unterschreiben. Wer das ist, wollte der Sportchef noch nicht sagen. Er sagte aber, dass in Bälde weitere personelle Entscheidungen anstehen würden. An der Mannschaft für die neue Saison werde schon längst gearbeitet, wehrt Keller aufkeimende Kritik ab. ,,Fast alle Spieler haben seit Ende Februar beziehungsweise Anfang März einen klaren Stand, was ihre Zukunft im Verein betrifft." Das gelte auch für ,,Sechser" Jonatan Kotzke, für den sich einige Zweitligisten interessieren sollen. ,,Es liegt an ihm, ob er bleibt. Wir wollen ihn jedenfalls unbedingt halten, denn er ist ein ganz wichtiger Spieler für uns."

Zum Thema Mario Neunaber, das die Fans beschäftigt, meinte der Sportchef: ,,Wir werden nicht nach außen kommentieren, warum ein Spieler seinen Vertrag nicht verlängert bekommt. Das gehört sich einfach nicht." Genauso wenig will Keller Nachfragen beantworten, wie die Aufsichtsratssitzung am 23. April zur Zukunft von Trainer Thomas Stratos (MZ berichtete) ablaufen werde. Also, ob er den Aufsichtsräten selbst einen oder mehrere Kandidaten präsentieren und das Gremium hier nur zu- oder dagegenstimmen werde, oder ob gemeinsam mit den Aufsichtsräten völlig offen über die Personalie diskutiert wird: ,,Ich sehe auch weiterhin davon ab, mich an der öffentlichen Diskussion um Personalfragen, gleich ob Trainer, Spieler, Funktionäre et cetera, zu beteiligen. Personalthemen werden ausschließlich intern behandelt. Das entspricht einem professionellen Geschäftsgebaren", ließ Keller über die Pressestelle mitteilen.

"Er war mein Wunschkandidat"

Joachim Wolbergs wird am 23. April auf jeden Fall noch Aufsichtsrat sein und dementsprechend an der Sitzung teilnehmen. Er habe allerdings noch keine Information, wie diese ablaufen soll, sagte er der MZ. Er verweist darauf, dass der Aufsichtsrat normalerweise keine Personalentscheidungen trifft, sondern in erster Linie die Einhaltung des festgesetzten Budgets überwacht. Es gebe allerdings eine Ausnahme: ,,Ich werde mich an personellen Entscheidungen nur dann beteiligen, wenn der sportliche Leiter das einfordert, und auch nur dann, wenn mir ausreichend Informationen zur Verfügung stehen." Zu diesem sportlichen Leiter habe er übrigens vollstes Vertrauen, sagte er: ,,Christian Keller war und ist mein Wunschkandidat für diesen Posten." Ob Christian Schlegl, der aktuelle Vorsitzende des Vereinsaufsichtsrats, in diesem Sommer wieder kandidiert, scheint derzeit noch offen. Nach seiner Niederlage bei der Kommunalwahl wird spekuliert, dass er sich aus öffentlichen Ämtern zurückziehen könnte. Er war am Dienstag nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Aufrufe: 015.4.2014, 16:16 Uhr
Von Jürgen Scharf und Heinz Reichenwallner, MZAutor