190 Zuschauer zählten die Einlasskassiere beim Heimauftakt im Jahn-Park. Das sind 40 Besucher weniger als im Schnitt der vergangenen Bayernliga-Runde. Für Vorstandsmitglied Uwe Schüttinger ist jedoch nicht der Klassenunterschied für den Rückgang verantwortlich, sondern die Namen der Konkurrenz. Die hieß Röllbach, als nächstes kommen Viktoria Kahl und Schwebenried. „Das hat wenig mit dem spielerischen Niveau der Spielklasse zu tun und liegt nicht an den Klubs selbst. Die sind alle sympathisch und es hat gewiss einen Reiz, neue Menschen und Sportplätze kennenzulernen. Aber unsere Fans können wenig damit anfangen, sind emotional wie unsere Spieler einfach mehr mit Vereinen wie Erlangen-Bruck, Baiersdorf oder Vach verbunden“, sagt Schüttinger.
Vergleichbare Erfahrungen mit mäßigem Zuschauerinteresse machten die Forchheimer vor ein paar Jahren in der Landesliga Mitte. Für 2011/12, als es am Saisonende aufgrund der Ligenreform in die Bayernliga Nord ging, hält die Statistik einen Besucherschnitt von 200 fest. „Wir sind davon ausgegangen, in die Landesliga Nordost eingeteilt zu werden“, schildert Schüttinger die Ausgangslage Anfang Juni. Zwei Tage vor Veröffentlichung am 13. Juni habe die Verbands-Spielleitung die böse Überraschung in einem Telefonat angedeutet. Weil der TSV Neustadt/ Aisch seinen Rückzug aus der Nordwest- Staffel bekannt gegeben hatte, entstand eine geografische Ungleichheit von 16:19 Mannschaften. Aus München bekam Schüttinger auf schriftliche Nachfrage das Signal, der rechtliche Weg stünde dem Verein offen, jedoch bestünde kaum Aussicht auf einen erfolgreichen Einspruch. „Als Vorstandschaft sind wir es unseren Mitgliedern schuldig, finanziellen Schaden abzuwenden“, erklärt Schüttinger.
Mit dem 20. Juni wurde eine von Gunter Bierfelder, Vorstandsvorsitzender und Rechtsanwalt, aufgesetzte Beschwerde eingereicht. In dem Schreiben, dass der Redaktion vorliegt, wird dem BFV die Rechnung der Forchheimer Einteilung präsentiert. Bei 1000 zusätzlichen Fahrtkilometern zu den Auswärtsspielen im Vergleich zur Teilnahme an der Landesliga Nordost müssten mit etwa 1250 Euro Mehrkosten kalkuliert werden.
Die geringeren Zuschauereinnahmen belaufen sich nach konservativer Verlustschätzung — 50 Besucher á 10 Euro Budget — auf 8600 Euro für die ganze Saison (17 Heimspiele). Weil außerdem ein potenzieller Sponsor sein angekündigtes Engagement im fünfstelligen Bereich aufgrund des für ihn uninteressanten Einzugsgebiets der Liga zurückgezogen hat, könne von einem wirtschaftlichen Schaden von „möglicherweise existenzieller Bedeutung“ für den Fußballbetrieb des Traditionsvereins die Rede sein. Es bestehe „die konkrete Gefahr des notwendigen Rückzugs während der laufenden Saison aus finanziellen Gründen.“
Dem Wunsch nach einer Sonderlösung mit 19 Teams und dem Jahn im Nordosten kam der Verband nach einer am 22. Juni aus dem Präsidium angeordneten Eilentscheidung indes nicht nach. Die Begründung, die sich auf drei Seiten zunächst mit der Rechtslage — wie immer gilt, BFV-Gremien sitzen am längeren Hebel — befasst, löste bei den Jahn-Verantwortlichen Kopfschütteln und vermittelte den Einruck, München wolle einen Präzedenzfall und weitere Anträge um jeden Preis verhindern. Konkret: Aus der Einteilung ergeben sich „regelmäßig (...) Grenzfälle“. Die eine „optimalste Lösung“ bei diversen Blickwinkeln lasse sich „meist nicht objektiv feststellen“.
Die Sportvereinigung Jahn sei von den vorliegenden Grenzfällen bei den Fahrtkilometern nicht am stärksten beeinträchtigt. Völlig außen vor ließen die Entscheider die Sponsorensituation. „Übersetzt lautet die Erklärung, dass sich der Verband über die Vereine bei der Ligeneinteilung nicht von wirtschaftlichen Interessen abhängig machen darf. Auf der anderen Seite müssen die Vereine sehr viel erdulden, nur damit der BFV wiederum seine Werbepartner bestmöglich ins Rampenlicht stellen kann“, ärgert sich Uwe Schüttinger. „Mir tut das Herz weh, wenn ich auf die Karte der Landesliga Nordost schaue. Die Vereine sind wie an einer Perlenschnur an der A73 aufgereiht, nur Forchheim wird ausgelassen.“ Dem Jahn bleibt in dieser Sache nur eines: Verfahrenskosten von rund 200 Euro.