2024-05-08T14:46:11.570Z

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Sportlich läuft es gut - finanziell eher kritisch. F: Ralf Rödel
Sportlich läuft es gut - finanziell eher kritisch. F: Ralf Rödel

Jahn Forchheim verliert im Nordwesten viel Geld

Sportvereinigung scheitert mit Protest und ärgert sich über Verband +++ Gefahr des Rückzugs droht

Sportlich ist der SpVgg Jahn Forch­heim die Umstellung auf die Landesli­ga mit zwei Erfolgen bisher gelungen. Aber wirklich glücklich sind die Verantwortlichen nicht mit der Nordwest-Staffel. Vom Verband handelten sie sich mit ihrem Protest einen Korb ein.

190 Zuschauer zähl­ten die Einlasskassiere beim Heimauf­takt im Jahn-Park. Das sind 40 Besu­cher weniger als im Schnitt der ver­gangenen Bayernliga-Runde. Für Vor­standsmitglied Uwe Schüttinger ist jedoch nicht der Klassenunterschied für den Rückgang verantwortlich, son­dern die Namen der Konkurrenz. Die hieß Röllbach, als nächstes kommen Viktoria Kahl und Schwebenried. „Das hat wenig mit dem spielerischen Niveau der Spielklasse zu tun und liegt nicht an den Klubs selbst. Die sind alle sympathisch und es hat gewiss einen Reiz, neue Menschen und Sportplätze kennenzulernen. Aber unsere Fans können wenig damit anfangen, sind emotional wie unsere Spieler einfach mehr mit Vereinen wie Erlangen-Bruck, Baiersdorf oder Vach verbunden“, sagt Schüttinger.

Vergleichbare Erfahrungen mit mäßi­gem Zuschauerinteresse machten die Forchheimer vor ein paar Jahren in der Landesliga Mitte. Für 2011/12, als es am Saisonende aufgrund der Ligen­reform in die Bayernliga Nord ging, hält die Statistik einen Besucher­schnitt von 200 fest. „Wir sind davon ausgegangen, in die Landesliga Nordost eingeteilt zu werden“, schildert Schüttinger die Ausgangslage Anfang Juni. Zwei Tage vor Veröffentlichung am 13. Juni habe die Verbands-Spielleitung die böse Überraschung in einem Telefonat angedeutet. Weil der TSV Neustadt/ Aisch seinen Rückzug aus der Nord­west- Staffel bekannt gegeben hatte, entstand eine geografische Ungleich­heit von 16:19 Mannschaften. Aus München bekam Schüttinger auf schriftliche Nachfrage das Signal, der rechtliche Weg stünde dem Verein offen, jedoch bestünde kaum Aussicht auf einen erfolgreichen Einspruch. „Als Vorstandschaft sind wir es unse­ren Mitgliedern schuldig, finanziellen Schaden abzuwenden“, erklärt Schüt­tinger.

Mit dem 20. Juni wurde eine von Gunter Bierfelder, Vorstandsvorsit­zender und Rechtsanwalt, aufgesetzte Beschwerde eingereicht. In dem Schreiben, dass der Redaktion vorliegt, wird dem BFV die Rechnung der Forchheimer Einteilung präsen­tiert. Bei 1000 zusätzlichen Fahrtkilo­metern zu den Auswärtsspielen im Vergleich zur Teilnahme an der Lan­desliga Nordost müssten mit etwa 1250 Euro Mehrkosten kalkuliert wer­den.

„Existenzielle Bedeutung“

Die geringeren Zuschauereinnah­men belaufen sich nach konservativer Verlustschätzung — 50 Besucher á 10 Euro Budget — auf 8600 Euro für die ganze Saison (17 Heimspiele). Weil außerdem ein potenzieller Sponsor sein angekündigtes Engagement im fünfstelligen Bereich aufgrund des für ihn uninteressanten Einzugsgebiets der Liga zurückgezogen hat, könne von einem wirtschaftlichen Schaden von „möglicherweise existenzieller Bedeutung“ für den Fußballbetrieb des Traditionsvereins die Rede sein. Es bestehe „die konkrete Gefahr des notwendigen Rückzugs während der laufenden Saison aus finanziellen Gründen.“

Dem Wunsch nach einer Sonderlö­sung mit 19 Teams und dem Jahn im Nordosten kam der Verband nach einer am 22. Juni aus dem Präsidium angeordneten Eilentscheidung indes nicht nach. Die Begründung, die sich auf drei Seiten zunächst mit der Rechtslage — wie immer gilt, BFV-Gre­mien sitzen am längeren Hebel — befasst, löste bei den Jahn-Verant­wortlichen Kopfschütteln und vermit­telte den Einruck, München wolle einen Präzedenzfall und weitere Anträge um jeden Preis verhindern. Konkret: Aus der Einteilung ergeben sich „regelmäßig (...) Grenzfälle“. Die eine „optimalste Lösung“ bei diversen Blickwinkeln lasse sich „meist nicht objektiv feststellen“.

Die Sportvereinigung Jahn sei von den vorliegenden Grenzfällen bei den Fahrtkilometern nicht am stärksten beeinträchtigt. Völlig außen vor lie­ßen die Entscheider die Sponsorensi­tuation. „Übersetzt lautet die Erklä­rung, dass sich der Verband über die Vereine bei der Ligeneinteilung nicht von wirtschaftlichen Interessen ab­hängig machen darf. Auf der anderen Seite müssen die Vereine sehr viel erdulden, nur damit der BFV wieder­um seine Werbepartner bestmöglich ins Rampenlicht stellen kann“, ärgert sich Uwe Schüttinger. „Mir tut das Herz weh, wenn ich auf die Karte der Landesliga Nordost schaue. Die Verei­ne sind wie an einer Perlenschnur an der A73 aufgereiht, nur Forchheim wird ausgelassen.“ Dem Jahn bleibt in dieser Sache nur eines: Verfahrens­kosten von rund 200 Euro.

Aufrufe: 025.7.2016, 10:39 Uhr
Kevin Gudd (NN Forchheim)Autor