Ein halbes Jahr war Baysan alt, als seine Eltern aus der westtürkischen Provinzhauptstadt Denizli nach Forchheim übersiedelten. „Über den Fußball bin ich mit den Kindern in der Umgebung in Kontakt gekommen und der Forchheimer Kultur aufgewachsen“, erzählt heute stolz der bekennende Franke, der in frühester Jugend erstmals bei der Germania gegen den Ball trat.
Als Jugendlicher lernte er die Sportplätze in der Stadt intensiver kennen als mancher Altersgenosse. Über den SV Buckenhofen, den FC Burk und den ATSV fand Ugur Baysan mit frischen 18 Jahren noch zum Türkischen Kulturverein, ehe ihn sein Bruder Sonder Hantal zum Jahn lotste.
Fast noch größer als die sportlichen Probleme des Traditionsvereins, der nach dem Rückzug aus der Bayernliga ganz unten neu beginnen musste, war zu diesem Zeitpunkt die Personalnot im Funktionsstab. Mehr als seine spielerischen Fähigkeiten zeichnete den Mannschaftsspieler seine Hilfsbereitschaft aus, so dass Baysan noch als Aktiver in der Reserve immer weiter in die Rolle des Betreuer schlüpfte.
Im Sommer 2008 verabschiedete sich der Mann mit dem Spitznamen „Kuffour“, in Anlehnung an den früheren Bayern-Verteidiger aus Ghana, noch einmal für einen kurzen Abstecher zum TKV, nur um zum Saisonfinale zurückzukehren. Den verpassten Kreisklassen-Aufstieg der Jahn-Reserve in der Relegation zählt Baysan zu den größten Niederlagen seiner eigenen Karriere.
Verbundenheit und Identifikation mit dem Klub verfestigen sich über die Landesliga-Rückkehr mit der Ersten 2010 und dem Doppel-Aufstieg der Reserve 2011/2012 derart, dass der Maschinenführer im Schichtdienst heute mit einem Schulterzucken sagt: „Der Jahn ist mein Hobby, ab und zu gehe ich noch Schwimmen. Ich werde wohl am Sportplatz sterben.“ Fast jeden Tag ist der Wasserträger und Edelfan auf dem Gelände anzutreffen, gekleidet mindestens in passender Jacken- oder Kapuzenpulloveruniform mit Vereinsemblem.
Der 43-Jährige begleitet jedes Training und trifft am Spieltag bei den Heimspielen schon am späten Vormittag die ersten Vorkehrungen. Selbst wenn er danach in die Arbeit muss. „Für mich ist es grausam, wenn ich mal nicht dabei sein kann.“ Sorgsam hängt er die Spielertrikots an ihren Platz und verrät, dass sich Coach Michael Hutzler ums Waschen kümmert. „Das Sortieren nach den Spielen übernehmen die Jungs selbst, da achte ich drauf“, betont Baysan, ohne sich und seine Aufgaben allzu wichtig zu nehmen.
Doch Vorstandsmitglied Uwe Schüttinger kennt die Bedeutung seines Mitarbeiters: „Ohne den Ugur würde uns, glaube ich, erst einmal auffallen, was er alles erledigt und mit welcher Zuverlässigkeit. Ohne Pässe oder Aufwärmbälle standen wir bei ihm jedenfalls noch nie da.“ Bevor das Jahn-Funktionsteam im vergangenen halben Jahr erheblichen Zulauf erhielt, hing die Verantwortung für einige Zeit allein bei Schüttinger und Baysan. Dabei versucht der Betreuer stets auch ein offenes Ohr für die Spieler zu haben, nach Niederlagen Köpfe aufzurichten, und er genießt gesellige Runden.