2024-05-10T08:19:16.237Z

Allgemeines
Ugur Baysan hat als Betreuer Zugang zu den heiligen Hallen des Jahn, die sein zweites Wohnzimmer sind. Der Blick geht in den Massageraum. F: Ulrich Schuster
Ugur Baysan hat als Betreuer Zugang zu den heiligen Hallen des Jahn, die sein zweites Wohnzimmer sind. Der Blick geht in den Massageraum. F: Ulrich Schuster

Jahn Forchheim: Ugur "Kuffour" Baysan ist immer da

Mannschaft kann sich auf diesen Helfer verlassen

Sportvereine leben vom Betrieb der Abteilungen, aber genauso vom Ein­satz ihrer Helfer, die als Rädchen das System am Laufen halten. Mit Ugur Baysan stellen wir ein Gesicht der SpVgg Jahn Forchheim vor, ohne den nach zwei Jahrzehnten hinter den Kulissen bei den Fußballern Chaos drohen würde.
Wollen die Kinder von Mannschaftsangehörigen oder Bekannten während eines Liga-Heim­spiels ein wenig kicken, ist Ugur Baysan auch zuständig. Der 43-Jähri­ge setzt eine ernste Miene auf, wenn er unter einigen Bedingungen einen Ball aus dem heiligen Fundus der 1. Mann­schaft übergibt, muss aber bereits schmunzeln, wenn der Nachwuchs abrückt. Über die Jahre im Fußballge­schäft ist der zweifache und mittler­weile geschiedene Familienvater selbst ein Spielkind geblieben.

Zuerst bei Germania gekickt

Ein halbes Jahr war Baysan alt, als seine Eltern aus der westtürkischen Provinzhauptstadt Denizli nach Forchheim übersiedelten. „Über den Fußball bin ich mit den Kindern in der Umgebung in Kontakt gekommen und der Forchheimer Kultur aufge­wachsen“, erzählt heute stolz der bekennende Franke, der in frühester Jugend erstmals bei der Germania gegen den Ball trat.

Als Jugendlicher lernte er die Sport­plätze in der Stadt intensiver kennen als mancher Altersgenosse. Über den SV Buckenhofen, den FC Burk und den ATSV fand Ugur Baysan mit fri­schen 18 Jahren noch zum Türkischen Kulturverein, ehe ihn sein Bruder Son­der Hantal zum Jahn lotste.

Wasserträger und Edelfan

Fast noch größer als die sportlichen Probleme des Traditionsvereins, der nach dem Rückzug aus der Bayernliga ganz unten neu beginnen musste, war zu diesem Zeitpunkt die Personalnot im Funktionsstab. Mehr als seine spie­lerischen Fähigkeiten zeichnete den Mannschaftsspieler seine Hilfsbereit­schaft aus, so dass Baysan noch als Aktiver in der Reserve immer weiter in die Rolle des Betreuer schlüpfte.

Im Sommer 2008 verabschiedete sich der Mann mit dem Spitznamen „Kuffour“, in Anlehnung an den frü­heren Bayern-Verteidiger aus Ghana, noch einmal für einen kurzen Abste­cher zum TKV, nur um zum Saisonfi­nale zurückzukehren. Den verpassten Kreisklassen-Aufstieg der Jahn-Reser­ve in der Relegation zählt Baysan zu den größten Niederlagen seiner eige­nen Karriere.

Verbundenheit und Identifikation mit dem Klub verfestigen sich über die Landesliga-Rückkehr mit der Ers­ten 2010 und dem Doppel-Aufstieg der Reserve 2011/2012 derart, dass der Maschinenführer im Schicht­dienst heute mit einem Schulterzu­cken sagt: „Der Jahn ist mein Hobby, ab und zu gehe ich noch Schwimmen. Ich werde wohl am Sportplatz ster­ben.“ Fast jeden Tag ist der Wasserträ­ger und Edelfan auf dem Gelände anzutreffen, gekleidet mindestens in passender Jacken- oder Kapuzenpull­overuniform mit Vereinsemblem.

Der 43-Jährige begleitet jedes Trai­ning und trifft am Spieltag bei den Heimspielen schon am späten Vormit­tag die ersten Vorkehrungen. Selbst wenn er danach in die Arbeit muss. „Für mich ist es grausam, wenn ich mal nicht dabei sein kann.“ Sorgsam hängt er die Spielertrikots an ihren Platz und verrät, dass sich Coach Michael Hutzler ums Waschen kümmert. „Das Sortieren nach den Spielen übernehmen die Jungs selbst, da achte ich drauf“, betont Baysan, ohne sich und seine Aufgaben allzu wichtig zu nehmen.

Doch Vorstandsmitglied Uwe Schüt­tinger kennt die Bedeutung seines Mit­arbeiters: „Ohne den Ugur würde uns, glaube ich, erst einmal auffallen, was er alles erledigt und mit welcher Zuverlässigkeit. Ohne Pässe oder Auf­wärmbälle standen wir bei ihm jeden­falls noch nie da.“ Bevor das Jahn-Funktionsteam im vergangenen halb­en Jahr erheblichen Zulauf erhielt, hing die Verantwortung für einige Zeit allein bei Schüttinger und Baysan. Dabei versucht der Betreuer stets auch ein offenes Ohr für die Spieler zu haben, nach Niederlagen Köpfe aufzu­richten, und er genießt gesellige Run­den.

Aufrufe: 010.11.2016, 12:27 Uhr
Kevin Gudd (NN Forchheim)Autor