2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
Sebastian Nachreiner wäre eine Identifikationsfigur für den Neuaufbau. Einen Vertrag für die Regionalliga hat aber auch er offenbar noch nicht unterschrieben.  Foto: Nickl
Sebastian Nachreiner wäre eine Identifikationsfigur für den Neuaufbau. Einen Vertrag für die Regionalliga hat aber auch er offenbar noch nicht unterschrieben. Foto: Nickl

Jahn: Entscheidungen stehen an

Beim Neu-Regionalligisten haben nur zwei Spieler einen Vertrag - und auch die sportliche Führung ist noch nicht komplett

Die Zeiten ändern sich. Vor einem Jahr, Ende Mai 2014, präsentierte der Sportchef des SSV Jahn Regensburg, Christian Keller, fast täglich einen neuen Spieler. Zu Beginn der Sommerpause in der 3. Liga war der Kader für die kommende Saison nahezu durchgeplant. Heuer, im Mai 2015, ist der Kader des SSV Jahn für die kommende Saison vor allem eins: ein ganz großes Fragezeichen.

Die zwölf Monate, die seit Mai 2014 vergangen sind, haben den Oberpfälzer Traditionsverein in seinen Grundfesten erschüttert. Voller Überzeugung hatte Keller vor einem Jahr auf etliche Talente gesetzt, die vorher maximal Regionalligaerfahrung gesammelt hatten. Dieses Vorhaben ging völlig schief. Der SSV Jahn erlebte in der 3. Liga einen Totalabsturz, der auch von panischen Neueinkäufen und einem Trainerwechsel während der Saison nicht mehr verhindert werden konnte. Am Ende stand der sang- und klanglose Abstieg in die Regionalliga.

Erst zwei Spieler fix unter Vertrag

Die Tränen sind beim Jahn nun aber versiegt. Der Klub will wieder durchstarten. ,,Ich hoffe, dass die Mannschaft in der kommenden Saison eine faire Chance erhält, sonst kann nichts Neues entstehen", meinte zuletzt Trainer Christian Brand, der durchaus überraschend genauso wie der Sportchef im Amt blieb. Um der Mannschaft eine faire Chance geben zu können, muss diese aber erst einmal komplett sein. Bislang stehen nur zwei Spieler, Kapitän Markus Palionis und Kolja Pusch, für die kommende Saison offiziell unter Vertrag. Keller erklärt auf MZ-Anfrage, dass der Verein ,,ganz bewusst" nichts überstürze: ,,Derzeit laufen noch die Verhandlungen mit den Spielern aus dem Kader der vergangenen Saison, die wir halten wollen. Das wird unser Grundgerüst, auf das wir alles andere aufbauen."

Ein knappes Dutzend Akteure werde der Jahn wohl halten können, glaubt der Sportchef. Die Spieler, mit denen der Klub sich nicht einig wird, die aber nicht sofort einen neuen Verein finden, erhalten beim Trainingsstart Mitte Juni die Chance, sich noch einmal zu präsentieren. Ohnehin gaben nur wenige Spieler am vergangenen Samstag ihren endgültigen Abschied bekannt. Mittelfeld-Ass Aias Aosman zieht es wohl zu einem Bundesliga-Klub. In den kommenden Tagen soll der Wechsel bekannt gegeben werden. Bereits bei einem Verein der Eliteklasse unter Vertrag steht Torwart Richard Strebinger. Er wurde vom Jahn im Winter vom SV Werder Bremen bis zum Saisonende ausgeliehen. Er wird definitiv nicht bleiben, wie er am Samstag sagte: ,,Ob es zurück nach Bremen oder zu einem anderen Klub geht, ist allerdings noch offen." Der Klub muss auf der Torwartposition also tätig werden, nicht zuletzt, da auch der dritte Keeper, Alexander Heep, den Verein verlässt und zum SV Fortuna Regensburg wechselt.

Nachreiner ist zuversichtlich

Für Strebinger wäre der Gang in die Regionalliga, also in den Amateurfußball, wohl ein zu harter Knick in seiner Karriereplanung gewesen. Andere Spieler des Jahn schließen das nicht aus. ,,Ich fühle mich hier sehr wohl, deswegen ist alles möglich. Auch vierte Liga ist für mich denkbar", sagt Mittelfeldspieler Uwe Hesse. Außenverteidiger Marcel Hofrath kann sich nach eigener Aussage ebenfalls sehr gut vorstellen, in der Oberpfalz zu bleiben. Bei zwei Identifikationsfiguren, die beim Neuaufbau eine tragende Rolle spielen könnten, sind zumindest die öffentlichen Aussagen unterschiedlich. Defensiv-Allrounder Fabian Trettenbach äußert sich zurückhaltend: ,,Die Gespräche laufen, es gibt auch ein Angebot des Vereins. Eine Entscheidung ist aber noch nicht gefallen." Fest planen kann der Klub offenbar mit Innenverteidiger und Ex-Kapitän Sebastian Nachreiner: ,,Es ist nicht unwahrscheinlich", sagt er mit einem Lächeln. Er studiert noch Jura an der Universität Regensburg: ,,Ich mache demnächst Examen. Das Gesamtpaket in Regensburg hat schon in den vergangenen Jahren für mich gepasst. Ich glaube auch nicht, dass es für die Zukunft des Jahn so schlecht aussieht, wie vielleicht einige meinen."

Verabschieden wird sich dagegen Andy Güntner. Nach seinem letzten Spiel, das zudem von einem Tor gekrönt war, kam bei ihm allerdings Wehmut auf: ,,13 Jahre war ich beim Jahn, das ist schon eine wahnsinnig lange Zeit. Das Tor zum Abschied jetzt war natürlich ein Traum." Wie am Donnerstag bekannt wurde zieht es den 26-Jährigen nach Berlin. Unter seinem Ex-Coach Thomas Stratos läuft er künftig für den Regionalligisten BFC Dynamo auf. Dort trifft er mit Zlatko Muhovic auf einen weiteren ehemaligen Regensburger Weggefährten.

Paula ist weiter ein Kandidat

Ob der Neustart in der Regionalliga für den Jahn ebenfalls zu einem Traum oder zu einem neuen Schrecken wird, das hängt von den Entscheidungen der kommenden Wochen ab. Dass der Klub, der sich seit Monaten auf den Abstieg einstellen konnte, noch so wenig öffentlich präsentieren kann, ist zumindest kein optimaler Start in die Mission Wiederaufstieg. Vielleicht ist es aber auch ein Indiz dafür, dass es es hinter den Kulissen gärt. Schließlich ist auch die zweite Königspersonalie der sportlichen Führung, der Berater für Sportchef Keller, noch nicht geklärt. Weiter heiß gehandelt wird Manfred Paula, der zuletzt beim FC Augsburg das Nachwuchsleistungszentrum leitete. Käme der namhafte Paula zum Jahn, hätte der Verein aber quasi zwei Häuptlinge. Dies könnte zu Kompetenzrangeleien mit Keller führen. Wie sich der Klub in dieser Personalie entscheidet, wird deswegen mit Spannung erwartet.


Weiter heiß gehandelt wird Manfred Paula, der zuletzt beim FC Augsburg das Nachwuchsleistungszentrum leitete. Foto: dpa

Aufrufe: 029.5.2015, 11:00 Uhr
Jürgen ScharfAutor