Die Zeiten ändern sich. Vor einem Jahr, Ende Mai 2014, präsentierte der Sportchef des SSV Jahn Regensburg, Christian Keller, fast täglich einen neuen Spieler. Zu Beginn der Sommerpause in der 3. Liga war der Kader für die kommende Saison nahezu durchgeplant. Heuer, im Mai 2015, ist der Kader des SSV Jahn für die kommende Saison vor allem eins: ein ganz großes Fragezeichen.
Die zwölf Monate, die seit Mai 2014 vergangen sind, haben den Oberpfälzer Traditionsverein in seinen Grundfesten erschüttert. Voller Überzeugung hatte Keller vor einem Jahr auf etliche Talente gesetzt, die vorher maximal Regionalligaerfahrung gesammelt hatten. Dieses Vorhaben ging völlig schief. Der SSV Jahn erlebte in der 3. Liga einen Totalabsturz, der auch von panischen Neueinkäufen und einem Trainerwechsel während der Saison nicht mehr verhindert werden konnte. Am Ende stand der sang- und klanglose Abstieg in die Regionalliga.
Ein knappes Dutzend Akteure werde der Jahn wohl halten können, glaubt der Sportchef. Die Spieler, mit denen der Klub sich nicht einig wird, die aber nicht sofort einen neuen Verein finden, erhalten beim Trainingsstart Mitte Juni die Chance, sich noch einmal zu präsentieren. Ohnehin gaben nur wenige Spieler am vergangenen Samstag ihren endgültigen Abschied bekannt. Mittelfeld-Ass Aias Aosman zieht es wohl zu einem Bundesliga-Klub. In den kommenden Tagen soll der Wechsel bekannt gegeben werden. Bereits bei einem Verein der Eliteklasse unter Vertrag steht Torwart Richard Strebinger. Er wurde vom Jahn im Winter vom SV Werder Bremen bis zum Saisonende ausgeliehen. Er wird definitiv nicht bleiben, wie er am Samstag sagte: ,,Ob es zurück nach Bremen oder zu einem anderen Klub geht, ist allerdings noch offen." Der Klub muss auf der Torwartposition also tätig werden, nicht zuletzt, da auch der dritte Keeper, Alexander Heep, den Verein verlässt und zum SV Fortuna Regensburg wechselt.
Verabschieden wird sich dagegen Andy Güntner. Nach seinem letzten Spiel, das zudem von einem Tor gekrönt war, kam bei ihm allerdings Wehmut auf: ,,13 Jahre war ich beim Jahn, das ist schon eine wahnsinnig lange Zeit. Das Tor zum Abschied jetzt war natürlich ein Traum." Wie am Donnerstag bekannt wurde zieht es den 26-Jährigen nach Berlin. Unter seinem Ex-Coach Thomas Stratos läuft er künftig für den Regionalligisten BFC Dynamo auf. Dort trifft er mit Zlatko Muhovic auf einen weiteren ehemaligen Regensburger Weggefährten.
Ob der Neustart in der Regionalliga für den Jahn ebenfalls zu einem Traum oder zu einem neuen Schrecken wird, das hängt von den Entscheidungen der kommenden Wochen ab. Dass der Klub, der sich seit Monaten auf den Abstieg einstellen konnte, noch so wenig öffentlich präsentieren kann, ist zumindest kein optimaler Start in die Mission Wiederaufstieg. Vielleicht ist es aber auch ein Indiz dafür, dass es es hinter den Kulissen gärt. Schließlich ist auch die zweite Königspersonalie der sportlichen Führung, der Berater für Sportchef Keller, noch nicht geklärt. Weiter heiß gehandelt wird Manfred Paula, der zuletzt beim FC Augsburg das Nachwuchsleistungszentrum leitete. Käme der namhafte Paula zum Jahn, hätte der Verein aber quasi zwei Häuptlinge. Dies könnte zu Kompetenzrangeleien mit Keller führen. Wie sich der Klub in dieser Personalie entscheidet, wird deswegen mit Spannung erwartet.
Weiter heiß gehandelt wird Manfred Paula, der zuletzt beim FC Augsburg das Nachwuchsleistungszentrum leitete. Foto: dpa