2024-05-02T16:12:49.858Z

Halle
Polizei in der Mombacher Halle: Nach den Tumulten beim Schiri-Turnier rückten die Ordnungshüter an.	Foto: FuPa.net
Polizei in der Mombacher Halle: Nach den Tumulten beim Schiri-Turnier rückten die Ordnungshüter an. Foto: FuPa.net

Jagdszenen unterm Hallendach

Polizei muss nach Ausschreitungen in der Partie Italclub gegen Marienborn in Mombach anrücken

MOMBACH . Schlimme Ausschreitungen gab es beim Turnier der Schiedsrichter-Vereinigung Mainz-Bingen. Das letzte und entscheidende Zwischenrunden-Spiel der Gruppe D zwischen SV Italclub und TuS Marienborn II wurde am Samstag zwei Minuten vor Schluss (1:1) abgebrochen und für beide Parteien mit 0:2 Toren und null Punkten gewertet. Auch die Polizei rückte mit mehreren Streifenwagen an.

Auslöser der Tumulte war den Schilderungen der Turnierleitung zufolge ein Sprint des Marienborners Marius Weiner auf die Tribüne. Demnach wollte der 18-Jährige dort seinen Vater beschützen, der laut Turnierchef Gerhard Ott von SVI-Sympathisanten ,,gestoßen" worden war. Italclub-Routinier Hakim Hamadouche (31) meinte, Weiners Vater habe italienische Fans beleidigt. Laut Schiri Sören Lückert (19), der die Partie leitete und die Polizei alarmierte, war Weiner senior ,,angegriffen" worden.

,,Plötzlich wurde es unübersichtlich, weil mehrere Leute aufgesprungen sind", schilderte Ott. ,,Auf der Tribüne und auf dem Spielfeld hat sich ein Pulk von 60 Personen gebildet, der sich auf das halbe Feld verteilt hat - leider bis an die Turnierleitung heran." TuS-Coach Marco Jantz sagte, Marius Weiner habe im Spiel ,,sehr viel abbekommen". Die Spielleitung sei ,,zu inkonsequent" gewesen, es habe sich ,,immer mehr hochgeschaukelt". Vater Weiner habe sich die harte Gangart gegen seinen Sohn nicht mehr geben wollen, sei aufgestanden und habe einen Schubser von einem SVI-Fan bekommen. Daraufhin habe er verbal ausgeteilt. ,,Plötzlich lag er oben auf der Treppe, seine Hand hat geblutet", so Jantz. ,,Der erste Anlass war der Schubser." Als Marius Weiner gesehen habe, was auf der Tribüne vor sich geht, sei er im Affekt von der Auswechselbank ,,explosiv" auf die Tribüne gespurtet. ,,Im sportlichen Sinne hat er falsch gehandelt, das weiß er", sagte Jantz. ,,Aus menschlicher Sicht war sein Verhalten völlig normal, jeder hätte genauso gehandelt."

Lückert gab an, vor dem Tisch der Turnierleitung sei auf einmal Italclub-Trainer Giuseppe Tafuro aufgetaucht. ,,Dort hat er meinem Kollegen Nico Dönges einen Schwinger verpasst." Der 17-jährige Dönges, der für 1817 Mainz pfeift, erklärte, dabei sei ihm ein Zahn abgebrochen. ,,Tafuro ist schnurstracks raus und weggefahren", berichtete der für den VfR Nierstein pfeifende Lückert. SVI-Routinier Robert Parlov habe ihm in der aufgeheizten Atmosphäre noch einen nicht so netten Satz gesagt, machte der hoch aufgeschossene Lückert deutlich. ,,Er hat mir gedroht", konkretisierte der Landesliga-Referee. ,,Der Schiri hat mir auch mit Rot gedroht", hielt der 40-jährige Parlov dagegen und versicherte, er habe noch nie eine Rote Karte gesehen. Als die Wogen geglättet und die Polizei abgezogen war, sprach sich Parlov mit Lückert aus und entschuldigte sich höflich.

Ungemach könnte dem 27 Jahre alten SVI-Techniker Salvatore d'Avino drohen. ,,Als Marius Weiner wieder von der Tribüne unten war, ist d'Avino mit einem Kung-Fu-Tritt, mit gestreckten Beinen in seinen Rücken gesprungen", gab Lückert zu Protokoll. ,,Weiner hat sich zusammengezogen, aber d'Avino hat ihm Schläge verpasst. Dann kamen immer mehr Leute dazu." Es sei zu einer kleinen Massenschlägerei gekommen. Laut Jantz gab es nur Handgreiflichkeiten, ,,die meisten der Beteiligten wollten schlichten". ,,D'Avino hat die Halle verlassen, ist aber von den Marienbornern angezeigt worden", so Lückert. Das bestätigte Jantz. ,,Marius ist aggressiv gewesen und kein Unschuldslamm - aber er wurde nicht handgreiflich", betonte der Marienborner A-Junioren-Trainer. ,,Handgreiflich wurde nur der Italclub mit den Aktionen von d'Avino und Tafuro." Kritik am Marienborner Verhalten, aber auch an dem der eigenen Kollegen, übte Hakim Hamadouche. ,,Das hier ist doch ein Turnier, bei dem es in erster Linie um den Spaß geht", schüttelte der Algerier den Kopf. ,,Wenn man seine Emotionen nicht zurückhalten kann - vor allem wenn man schon älter ist - ist das doof." Auf der anderen Seite sei klar gewesen, dass nur der Sieger dieses Spiels weiterkommt. Hamadouche: ,,Ich finde schade, dass die Schiris das Spiel nicht beruhigt haben, als sie gesehen haben, dass Feuer auf dem Platz ist." Ott kann sich indes nicht daran erinnern, dermaßen brutale Szenen schon mal erlebt zu haben.

,,Beide Vereine haben auf die weitere Austragung der Partie verzichtet, nur deshalb konnten wir das Spiel mit null Punkten und 0:2 Toren für beide werten", erläuterte Ott. Der Schiedsrichter mache jetzt seinen Bericht und leite ihn an den Kreisvorsitzenden Gerd Schmitt weiter, äußerte sich Turnierchef Ott zum weiteren Procedere. Über das Strafmaß müsse die Gebietsspruchkammer Rheinhessen entscheiden.



Aufrufe: 03.1.2016, 15:50 Uhr
Michael HeinzeAutor