2024-05-10T08:19:16.237Z

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Das war knapp: Sturm-Torhüter Sergej Litvinov kann den vom Pfosten zurückprallenden Ball gerade noch parieren. In der D-Liga Darmstadt setzte sich Blau-Gelb Darmstadt beim FC Sturm Darmstadt mit 2:1 durch. Das Ergebnis war allerdings nebensächlich. Foto: Peter Henrich
Das war knapp: Sturm-Torhüter Sergej Litvinov kann den vom Pfosten zurückprallenden Ball gerade noch parieren. In der D-Liga Darmstadt setzte sich Blau-Gelb Darmstadt beim FC Sturm Darmstadt mit 2:1 durch. Das Ergebnis war allerdings nebensächlich. Foto: Peter Henrich

Internationaler geht es kaum

Blau-Gelb Darmstadt glückt nach sechsmonatiger Sperre der Neubeginn / Multi-Kulti am Müllersteich

Der 2:1-Sieg gegen Sturm Darmstadt war für D-Ligist Blau-Gelb Darmstadt eher nebensächlich. Nach sechsmonatiger Sperre haben die Blau-Gelben mit einer fairen Vorstellung die Chance zum Neubeginn ergriffen.

Am Sonntag startete Blau-Gelb Darmstadt einen Neuanfang. Auch wenn es angesichts des schlechten Rufs, bedingt durch den Spielabbruch im März in der Fußball-D-Liga-Partie gegen den FC Sturm Darmstadt (ein Blau-Gelber hatte den Schiedsrichter niedergeschlagen), sicherlich noch einige Zeit dauern wird, bis Normalität einkehrt.

Da die Blau-Gelben nicht erstmals aus der Rolle gefallen waren, drohte gar der Verbandsausschluss. Nun spielen sie „auf Bewährung“: Einige Wochen lang wird ein Verbandsmitglied des Hessischen Fußball-Verbandes die Partien beobachten.

„Fußball ist sicherlich emotional, aber es müssen Regeln eingehalten werden“, will Jugendleiter Toni Oblafki nicht mehr nachkarten. „Wir nehmen an Fairplay-Seminaren des Verbandes teil. Wer nicht mitzieht, ist raus.“

Sieben Spieler aus dem Vorjahr sind mittlerweile nicht mehr dabei, Trainer Tunay Kadir hat eine neue Mannschaft aufgebaut. „Das hätte absolut nicht sein dürfen“, sagt er und schüttelt bei der Erinnerung an den Spielabbruch im März noch heute den Kopf.

Der Coach, der in den achtziger Jahren in der ersten türkischen Liga bei Bakiröy Istanbul spielte und später auch bei etlichen südhessichen Clubs, entschloss sich dennoch, weiterzumachen. Er setzt auf Integration in einem „Ein-Euro-Team“. Zwar besteht die Mannschaft weiter vorwiegend aus türkischen Spielern, doch der Kader des D-Ligisten ist internationaler geworden. Deutsche, Armenier, Tunesier oder auch Italiener sind mittlerweile dabei.

Der Gegner ist der gleiche wie im März

Der Zufall wollte es, dass die erste Partie nach halbjähriger Sperre die Blau-Gelben gleich wieder mit jenem Club zusammenführte, gegen den es zu dem Abbruch gekommen war: Sturm Darmstadt. Allerdings ging es diesmal auf dem Sportgelände der DJK/SSG Darmstadt am Müllersteich – dort trägt der 2012 gegründete Club mittlerweile seine Heimspiele aus – gegen die neu gemeldete zweite Mannschaft. Die erste hat es in die C-Klasse geschafft.

Leichte Nervosität gab es wenige Minuten vor dem geplanten Anpfiff dann aber nicht aus Angst vor Anfeindungen – die Atmosphäre war völlig entspannt –, sondern weil der Schiedsrichter nicht kam. Das hatten viele schon befürchtet, denn einige Unparteiische weigern sich mittlerweile, Spiele mit Blau-Gelb-Beteiligung zu leiten. Doch die Multi-Kulti-Partie (bei Sturm Darmstadt sind Spieler aus Russland, Rumänien, Deutschland und der Ukraine am Ball) konnte mit leichter Verspätung dann doch noch angepfiffen werden, da der Schiedsrichter auf den letzten Drücker eintrudelte. Und nun wurde es noch internationaler.

Der in Pfungstadt lebende und für die SKG Roßdorf pfeifende Omane Kyei stammt nämlich aus Ghana. Von den Vorfällen im März hatte er natürlich auch gehört. „Aber warum sollte ich Angst haben? Für mich ist das ein Spiel wie jedes andere auch“, sagte Kyei. Auch auch auf dem Platz war der Referee die Ruhe selbst. Er leitete die Partie souverän, erst unmittelbar vor dem Abpfiff musste er die einzige Gelbe Karte zücken.

Dass der Neubeginn der Blau-Gelben mit einem 2:1-Sieg endete, war am Sonntag Nebensache. Die Mannschaft von Tunay Kadir trat ebenso wie die von Sturm Darmstadt genau so auf, wie es sein sollte: friedlich und fair.

Denn Fußball, zumal in der untersten Spielklasse, ist in erster Linie Hobby. Die Blau-Gelben haben die Chance zum Neubeginn ergriffen – hoffentlich haben alle aus dem Tiefpunkt im März ihre Lehren gezogen.

Aufrufe: 016.9.2015, 15:30 Uhr
Jens-Jörg WannemacherAutor