2024-05-08T14:46:11.570Z

Allgemeines
In der Broschüre "Willkommen im Verein" bietet der DFB viele Informationen zur Vereinsarbeit mit Flüchtlingen an.
In der Broschüre "Willkommen im Verein" bietet der DFB viele Informationen zur Vereinsarbeit mit Flüchtlingen an.

Integration kann spielend leicht sein

Der Deutsche Fußball-Bund erklärt, wie unkompliziert und gewinnbringend die Vereinsarbeit mit Flüchtlingen sein kann

Viele Vereine engagieren sich bereits für geflüchtete Menschen. Der DFB unterstützt sie dabei und zeigt auf, wie leicht die ehrenamtliche Arbeit mit Flüchtlingen in die Vereinspraxis umzusetzen ist.

Die weltpolitischen Lage ist immer noch angespannt. Der Flüchtlingsstrom nimmt nur langsam ab. Und die deutschen Behörden haben weiterhin alle Hände voll zu tun. Die angekommenen Flüchtlinge sind zu Beginn meist orientierungslos und mit den bürokratischen Prozeduren überfordert. Doch viele ehrenamtliche Helfer erleichtern ihnen die Ankunft. Einen großen Beitrag zur Integration leisten vor allem Fußballvereine.

Fußball spricht eine universelle Sprache. Er überwindet Hürden und bringt die Menschen spielerisch zusammen. Was Fußballvereine mit ihrem Engagement für Flüchtlinge bewegen können, zeigt der Deutsche Fußball-Bund (DFB) in seiner Broschüre „Willkommen im Verein“. Dabei geht es darum, eine Willkommenskultur für die Menschen zu schaffen, die aus ihrer Heimat flüchten mussten und sich in einer Notsituation befinden. Mancherorts existieren jedoch noch Berührungsängste – vor allem wegen der sprachlichen Barrieren oder kulturellen Unterschiede. In Vereinen kann die Integration allerdings spielend leicht sein, sobald der Ball erst einmal ins Rollen kommt. Bereits mit kleinen Gesten kann man viel erreichen.

Einfache Antworten auf Rechtsfragen

Daneben herrschen manchmal ebenfalls Unsicherheiten bei Themen wie Versicherungsschutz, Vereinsmitgliedschaft oder Spielberechtigungen. In seiner Broschüre klärt der DFB deshalb auch diesbezügliche Fragen. Beispielsweise sind alle Menschen mit befristet oder unbefristeter Aufenthaltsgenehmigungen grundsätzlich krankenversichert oder haben Anspruch auf Gesundheitsversorgung. Und bei einem Unfall übernimmt die Kosten grundsätzlich zunächst die Krankenversicherung oder die Gesundheitsversorgung der betroffenen Person. Außerdem gelten für Flüchtlinge, die Vereinsmitglieder sind, die gleichen Bestimmungen und Rechte wie für alle anderen auch. Sie sind damit also mindestens unfall-, haftpflicht- und in den meisten Fällen auch rechtsschutzversichert.

Damit ein Flüchtling des Weiteren einen Spielerpass bekommt, um an Pflichtspielen an offiziellen Spieltagen teilnehmen zu dürfen, muss der Vereine wie üblich eine Spielberechtigung bei der Passstelle des Landesverbandes beantragen. Dafür ist nur ein ein gültiger Flüchtlingspass, eine Aufenthaltsgenehmigung oder eine Duldung erforderlich. Wenn sie darüber verfügen, dürfen die ausländischen Spieler in der Regel auch problemlos zu den Auswärtsspielen ihrer Mannschaft mitfahren. Genauere Hintergrundinformationen und sonstige Anregungen können Sie der Broschüre entnehmen.

Vielseitige Unterstützungsmöglichkeiten

Viele Vereine engagieren sich bereits seit geraumer Zeit für Flüchtlinge. „In den Anträgen, die wir bekommen haben, haben wir schon Ende 2014 festgestellt, dass eine Vielzahl von Vereinen schildert, dass sie sich für Flüchtlinge engagieren“, erzählt Tobias Wrzesinski, stellvertretender Leiter der Egidius-Braun-Stiftung. So entstand Ende März letzten Jahres zusammen mit Aydan Özoguz, der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung, die bundesweite Initiative „1:0 für ein Willkommen“, in der die DFB-Stiftung Egidius-Braun Vereine für ihre Flüchtlingsarbeit mit einer Starthilfe von 500 Euro unterstützt. „Wir helfen Vereinen, die sich nachweislich für Flüchtlinge engagieren - unabhängig von der Anzahl derer, die dort betreut werden“, erklärt Wrzesinski.

Die Unterstützungsmöglichkeiten sind vielseitig: Von einem offenem Spielangebot und der Austattung mit Traingsmaterialien über die Integration in bestehende Mannschaften, die Ausstattung mit Spielerpässen, organisierte Sprachkurse bis hin zur Begleitung bei Behörengängen wird den Flüchtlingen Vieles angeboten. Aber auch für die Vereine selbst können sich Möglichkeiten bieten. „Viele Vereine - insbesondere Vereine aus dem ländlichen Bereich - schreiben uns auch, dass sie dank der Flüchtlinge den Spielbetrieb in Jugendmannschaften, aber auch im Bereich der Herrenmannschaften stabil halten können“, sagt der stellvertretender Leiter der Egidius-Braun-Stiftung: „Durch Flüchtlinge kann man da gewisse Lücken in den Jahrgängen füllen, sodass die Vereine auch einen zusätzlichen Nutzen für sich selbst ziehen können, wenn sie sich engagieren.“

Positive Beispiele, die mit gutem Vorbild vorangehen

Inzwischen haben sich in ganz Deutschland bereits 2000 Vereine an der Initiative beteiligt. So wurde beispielsweise dem TSV Oberriexingen ein finanzieller Zuschuss für sein besonderes Engagement zugesichert. „Fußball spielt man überall auf der Welt, er verbindet über Sprachgrenzen hinweg. Wer zu uns kommt, wird gastfreundlich aufgenommen und bekommt die Gelegenheit am Sport teilzunehmen“, erklärt der Vorsitzende Erich Bannert, dessen Klub bisher insgesamt zehn Flüchtlinge aufgenommen hat. Im Enzkreis ist der TSV aber nicht der einzige Verein, der Offenheit, Toleranz und Solidarität demonstriert.

Natürlich ist die Unterstützung auch andernorts groß. Einen Scheck in Höhe von 500 Euro von der DFB-Stiftung erhielt zum Beispiel auch der FSV Weiler zum Stein. Der Klub unterstützt seine aktuell fünf aufgenommenen Migranten aus Gambia bei ihrer Integration und übersetzt für sie die behördlichen auf deutsch verfassten Dokumente. Vor kurzer Zeit betreute der Verein noch einen sechsten Gambier. Doch zum großen Bedauern des FSV wurde der einstige Stürmer der zweiten Mannschaft abgeschoben.

Ein bemerkenswertes Projekt initiierte die TG Kirchheim. Nach Rücksprache mit dem Vorstand und den Abteilungsleitern besuchte Sabrina Wohlleben, die frühere Jugendleiterin des Vereins, vergangenen April die Flüchtlingsunterkunft in Kirchheim und bot den Neuankömmlingen an, bei der TG Kirchheim Fußball zu spielen. Heute leitet sie gemeinsam mit Manyu Chonyera, einem Simbabwer, der schon seit Jahren in Deutschland lebt, und dem Trainer der ersten Mannschaft, Costa Ciaccobe, die Übungseinheiten der zweiten Mannschaft. Diese spielt in der Kreisklasse B und besteht ausschließlich aus Flüchtlingen. Die Begeisterung unter ihnen ist groß. „Da sind ein paar richtig gute Kicker darunter. Sie sind voll motiviert und ziehen unglaublich gut mit“, sagt Chonyera. Es ist ein weiteres positives Beispiel, das zeigt, wie spielend einfach die Integration vonstatten gehen kann.

Aufrufe: 022.6.2016, 16:00 Uhr
Holger LayerAutor