2024-05-10T08:19:16.237Z

Analyse

In der Oberliga ticken die Uhren anders

"Wir haben heute nicht fußballerisch, sondern was das Verhalten anbelangt viel dazugelernt", erklärt Giuseppe Montalto nach der 1:3-Pleite des TV Kalkum-Wittlaer gegen Turu.

„Fünf Spiele“, hat Giuseppe Montalto gesagt, „fünf Spiele brauchen wir, um in der Oberliga anzukommen.“ Das erklärte der Trainer vom TV Kalkum-Wittlaer vor gut anderthalb Wochen, unmittelbar nach dem 2:2-Unentschieden seiner Schützlinge im Auftaktspiel gegen den TSV Meerbusch.
Nun sind insgesamt drei Partien absolviert – und nach der gestrigen 1:3-Niederlage im Derby gegen Turu Düsseldorf bleiben die Wittlaerer weiter sieglos. Das ärgert Montalto, denn auch am vergangenen Wochenende bei Ratingen 04/19 (0:1) war für den Aufsteiger deutlich mehr zu holen.

Die Oberbilker hatten an diesem Abend im Düsseldorfer Norden ihre lieben Mühen gegen defensiv gut organisierte Hausherren. Zwar erspielten sich die Schützlinge von Turu-Trainer Frank Zilles schon früh eine deutliche Feldüberlegenheit, hinter die Verteidigungsreihe der Wittlaerer konnten sie jedoch nicht gefährlich vorstoßen. Markus Zimmermann und Robin Böhm verengten den Weg durchs Zentrum, und auf den defensiven Außenbahnen verrichteten Lukas Weiß und Maurice Ryboth ihre Arbeit ebenso souverän. Lediglich in einer Situation hatten die Gastgeber Glück, als Saban Ferati nach einem katastrophalen Rückpass von Christian Schuh den Ball aus ganz spitzem Winkel nicht im Tor unterbringen konnte.

Das war allerdings nicht der einzige hausgemachte Fehler, den die Wittlaerer Defensive auswetzen musste. Immer wieder verlor Pascal Grambow im zentralen Mittelfeld den Ball und spielte zu häufig abenteuerlich unpräzise Pässe, die nicht eben selten beim Gegner landeten. Und auch im eigenen Angriff stellten die Wittlaerer die Gäste aus Oberbilk zu selten vor wirkliche Probleme, obwohl Coach Montalto die Verteidigung Turus als eklatanten Schwachpunkt ausgemacht hatte.

Stattdessen brannte es nach dem Seitenwechsel für Minuten in der Wittlaerer Hintermannschaft lichterloh. Zunächst musste Markus Zimmermann mit einer spektakulären Flugeinlage für den schon geschlagenen Keeper Kai Gröger den Ball von der Linie kratzen. Die anschließende Ecke landete dann auf Umwegen bei Patrick Dertwinkel, der das Leder aus rund 30 Metern genau in den Torgiebel nagelte. Die Hausherren bewiesen allerdings Moral und kamen durch einen Treffer von Shota Meguro zum 1:1-Ausgleich. Der fiel zwar aus heiterem Himmel, doch plötzlich wackelte Turu ganz bedrohlich.

Das änderte sich, als Satoru Kashiwase den Ball nach einem ungeahndeten Foulspiel an Markus Zimmermann im Sinne des Fairplays nicht etwa ins Seitenaus spielte, sondern allein aufs Wittlaerer Tor zustürmte und Markus Rychlik zum 2:1-Führungstreffer bediente. „Der Gedanke der Fairness hat heute einen dicken Kratzer bekommen“, sagte Giuseppe Montalto nach dem Abpfiff mit verärgerter Miene. Seine Enttäuschung über das Verhalten Turus wollte er gar nicht verbergen. „Das ist die Oberliga, da wird auch in solchen Situationen weitergespielt“, fügte er mit einer gewaltigen Portion Sarkasmus an. „Obwohl es sicher auch Teams gibt, die den Ball dann ins Seitenaus schießen.“ Im tobenden Ärger darüber ging der Treffer zum 3:1-Endstand durch Niklas Leven beinahe völlig unter.

Montalto versuchte schließlich, die positiven Aspekte in den Vordergrund zu rücken. „Ich muss den Jungs ein Kompliment machen. Wir haben nach dem Rückstand wieder ins Spiel gefunden“, erklärte er. „Und wir haben gelernt, wie man sich in der Oberliga verhalten muss, um zu gewinnen.“ Der Lernprozess schreitet eben immer weiter voran – und stagniert bestimmt auch nach fünf Spielen nicht.
Aufrufe: 027.8.2015, 10:25 Uhr
Tobias DinkelborgAutor