In Ansbach im Abseits

Er war der letzte Trumpf, den TSV-Coach Detlef Hugel beim Stand von 1:1 noch bringen konnte – und beinahe hätte er nach drei Minuten schon gestochen: Als der frisch eingewechselte Daniel Meyer in der 71. Minute nach einem Steilpass von Steffen Taubenreuther in Szene gesetzt wurde, hatte der nach langer Verletzungspause wiedergenesene Toptorjäger des TSV (elf Treffer) plötzlich freie Bahn. Doch anstatt selber abzuschließen legte er uneigennützig auf den mitgelaufenen Perparim Gashi quer. Dieser brachte den Ball zwar auch im Tor unter, doch Schiedsrichter Salb sah Gashi im Abseits.
Die Szene war der Startschuss für die konfuse Phase einer Partie, die bis dato bis auf die beiden Tore nur wenige Höhepunkte aufwies: Gashis Direktabnahme nach einem Grüner-Abschlag (54.) ging ebenso wie ein Kopfball von Lattermann (66.) knapp am SpVgg-Gehäuse vorbei. Vier Minuten nach dem nicht gegebenen Treffer von Gashi trafen die Hausherren auf der anderen Seite diesmal regulär, als der eingewechselte Kroiß zum 2:1 für Ansbach einschob.
Nach dem Rückstand spielte Neudrossenfeld umso druckvoller nach vorne und knüpfte damit an den spielerisch überzeugenden Auftritt aus der Schlussviertelstunde der ersten Halbzeit an. Es folgte der zweite Auftritt von Meyer, der nun endgültig zum Joker avancierte – so zumindest fassten es die 230 Zuschauer samt Stadionsprecher auf – als er nach einem Tohuwabohu im Ansbacher Strafraum den Ball zum Ausgleich in die Maschen drosch. Doch während sich beide Mannschaften schon für den Wiederanpfiff in ihren jeweiligen Hälften befanden, hielt Salb noch einmal Rücksprache mit seinem Assistenten. Und nahm den Ausgleichstreffer wegen einer Abseitsposition wieder zurück.
Nachdem Kroiß wenig später mit seinem zweiten Joker-Tor den 3:1-Endstand hergestellt hatte, musste sich der ansonsten sehr besonnene Hugel auf der anschließenden Pressekonferenz sichtlich zusammenreißen. „Ich muss aufpassen, dass ich sachlich bleibe. Zum Lachen ist mir nicht zumute, denn es ist hart, wenn durch solche Fehler das Spiel korrigiert wird“, schilderte der Trainer nach der Begegnung seine Sicht der Dinge. Damit spielte er neben den zwei kniffligen Abseitsentscheidungen auch auf einen nicht geahndeten Rückpass auf SpVgg-Torhüter Himmrich aus der Anfangsphase der Partie an. Gleichzeitig entschuldigte sich Hugel für sein emotionales Verhalten an der Seitenlinie, schob den triftigen Grund für seine Entgleisung aber gleich hinterher: „Wir befinden uns auf der Zielgeraden und stehen alle unter Druck.“ Der Druck, einen Nicht-Abstiegsplatz erreichen zu müssen, ist nun allerdings weg: Nach der Niederlage gegen die ebenfalls gefährdeten Ansbacher hat der TSV nun keine theoretische Chance mehr auf den direkten Klassenerhalt.


SpVgg Ansbach: Himmrich – Crisan, Hendel, Djonbalic, Kandler, Soldner (77. Suttor) – Gassner, Störzenhofecker (68. Stolz), Herzner (39. Kroiß), Hasselmeier – Döllinger.
TSV Neudrossenfeld: Grüner – Moore (78. Jahrsdörfer), Taubenreuther, Weickmann, Hahn - Pajonk, Henriques, Lattermann, Hofmann (68. Meyer) – Gashi, Tonka.
SR: Salb (München);
Zuschauer: 230.
Tore: 1:0 Störzenhofecker (27.), 1:1 Gashi (34.), 2:1, 3:1 Kroiß (75. und 89.).