Als die Spieler der Nationalmannschaft das erste Mal bei Übungen mit dem Therabändern zu sehen waren, sorgte das bei Kritikern für Kopfschütteln. Inzwischen setzen viele deutsche Profisportler auf moderne Trainingsmethoden. Ex-Bayernstar Bastian Schweinsteiger und Basketballer Dirk Nowitzki nutzen zum Beispiel die Blackroll. Das Fitness- und Massagegerät soll Bereiche des Körpers ansprechen, die lange Zeit von Forschern außer Acht gelassen wurden. Inzwischen streben auch einige Amateurfußballer den Profis nach. Zum Beispiel sind Spieler des TSV Aindling mittlerweile auf die Rolle gekommen.
Der Verein hat in den vergangenen Wochen mit seinem Insolvenzantrag für Aufsehen gesorgt. Allerdings läuft der Trainings- und Spielbetrieb bisher ungestört weiter. Dabei nutzen die Spieler auch die harten Schaumstoffrollen. Es gibt sie in verschiedenen Farben, Größen und auch mit unterschiedlicher Oberfläche. Aindlings Stürmer Daniel Ritzer sagt: „Die Rolle mit den Noppen ist wirklich sehr gut.“ Ziel ist, mit den Übungen das Bindegewebe, das die Muskulatur überzieht, zu behandeln. Faszien werden diese festen Strukturen genannt, die überall im menschlichen Körper zu finden sind. Die Bindegewebsstrukturen können verkleben oder auch reißen, das verursacht Schmerzen.
Ritzer sagt: „Ich habe damit angefangen, weil ich oft am hinteren Oberschenkel verletzt bin.“ Verhärtungen und Risse plagten den 21-Jährigen in der Vergangenheit. Er hofft, dass das nun ein Ende hat: „Seit drei Monaten trainiere ich mit dieser Rolle und ich habe wirklich das Gefühl, dass es etwas hilft.“ Auch Trainer Roland Bahl glaubt an eine unterstützende Wirkung des Faszientrainings: „Es löst klassische Verspannungen und macht es den Spielern leichter.“
Auf Anregungen von Physiotherapeut Klaus Veitinger kam die Arbeit mit den Rollen beim TSV Aindling zustande. Die Spieler ließen sich von Veitinger die Grundlagen erklären. Außerdem zeigte der Experte den Fußballern, wie ihnen das spezielle Training helfen könnte. Einige Aindlinger Kicker hatten zuvor noch nie etwas von dem Thema gehört. Nicht die ganze Mannschaft wälzt sich inzwischen auf den Rollen. Trainer Bahl erklärt: „Jeder Spieler trainiert damit individuell und problembezogen.“ Abwehrspieler Johannes Putz nutzt die Blackroll bisher nicht. Er habe bis auf leichte Verspannungen keine gravierenden Probleme mit der Muskulatur, wie er erklärt. Er sagt aber, dass er die neue Methode in Zukunft ins Training einbauen möchte.
Kilian Huber ist schon weiter. Er hatte einen Kreuzbandriss und das Faszientraining wurde in der Reha als unterstützende Maßnahme angewandt. Huber sagt: „Ich trainiere mit der Blackroll etwa zwei Mal in der Woche.“ Er ist sich allerdings nicht sicher, ob es eine Wirkung gibt. „Das kann ich nicht eindeutig beurteilen.“ Wie bei Huber wird die Blackroll im Profifußball zur medizinischen Rehabilitation hinzugezogen. Trainer Roland Bahl hofft, dass sich dadurch die Ausfallzeiten verkürzen: „Wir wollen unsere Spieler nach einer Verletzung schnellstmöglich wieder zurück.“ Deshalb bestellte der TSV Aindling drei Sets, die sich die Spieler auch für Übungen zuhause ausleihen können.
Die Schaumstoffrolle kommt nach einer Verletzung und zur Prophylaxe zum Einsatz. Bahl erklärt: „Auch nach einem intensiven Training kann das unterstützen.“ Stürmer Ritzer macht jeden zweiten Tag Übungen. Da bearbeitet er aber nicht nur die strapazierte Muskulatur seiner Oberschenkel. Ritzer sagt: „Ich mache dann Übungen für alles, auch für den Nacken.“ Gerade die große Rückenfaszie ist immer wieder von Verspannungen betroffen, was sicher nicht nur Sportler bestätigen können. Trainer Bahl sagt: „Wir setzen die Blackroll ein, weil wir daran glauben, dass es Sinn macht.“ Ob das Faszientraining im Amateurbereich schon weit verbreitet ist, lässt sich schwer abschätzen. Viele andere Sportler stehen den Wirkungen wohl noch skeptisch gegenüber. Bahl sagt: „Es braucht noch einige Zeit, bis das im Amateurfußball angekommen ist.“
Im Profibereich zumindest sorgen die Bilder von Spielern mit Gummibändern um die Oberschenkel im Watschelgang nicht mehr für Aufsehen.