2024-04-24T13:20:38.835Z

Interview
Empfindet seinen Job als Privileg:  Dozent und Fußballtrainer Martin Jedrusik-Jung. Foto: Pohl
Empfindet seinen Job als Privileg: Dozent und Fußballtrainer Martin Jedrusik-Jung. Foto: Pohl

"Im Sommer höre ich in Hennef auf"

Martin Jedrusiak-Jung spricht über seine Zukunft beim FCH und seine Pläne mit der Nachwuchs-Nationalmannschaft

Herr Jedrusiak-Jung, wenn man Sie an der Kölner Sporthochschule mit den Studenten oder auch in Hennef mit Ihrer U-17-Mannschaft sieht, könnte man glatt auf die Idee kommen, dass Fußballtrainer Ihr Traumberuf ist.
Martin Jedrusiak-Jung: Vor 15 Jahren hätte ich darauf wahrscheinlich noch mit Ja geantwortet. Trainer in der Bundesliga zu sein, das war ein großes Ziel von mir. Jetzt ist es aber meine Dozenten-Tätigkeit an der Sporthochschule in Köln. Ich fühle mich privilegiert, weil ich in Vollzeit Fußballwissen vermitteln darf. Da gibt es in ganz Deutschland wahrscheinlich nur vier, fünf ähnliche Stellen. Es ist ein gutes Fundament, auf dem ich aufbauen kann.
Sie sind sehr vielseitig im Fußball engagiert. Unter anderem leiten Sie das Nachwuchszentrum des FC Hennef. 400 Kinder, rund 20 Mannschaften, über 50 qualifizierte Trainer: Warum gönnen sich die 05er diesen Luxus, den man sonst in dieser Qualität eigentlich nur dort findet, wo die erste Mannschaft mindestens in der Dritten Liga spielt?
Jedrusiak-Jung: So etwas entwickelt sich mit den handelnden Personen. Als ich 2011 kam, war das Zentrum bereits gut aufgebaut. Der FC Hennef ist eben ein Ausbildungsverein. Es gab dann mehrere Menschen im Verein, die den persönlichen Ehrgeiz hatten, einen Verein zu entwickeln, aus dem perspektivisch auch mal ein Bundesliga- oder Nationalspieler erwachsen kann.

Seit 2012 sind Sie jetzt schon Trainer der U-17-Mannschaft des FC Hennef 05, die bereits in der zweiten Saison in der B-Junioren-Bundesliga spielt.
Jedrusiak-Jung: Ich arbeite sehr gerne mit A- und B-Jugendlichen, weil ich hier die intrinsische Motivation meiner Schützlinge spüre. Die Jungs ziehen mit, weil sie wissen, dass der Sprung nach ganz oben bei uns möglich ist. In dieser Funktion sehe ich mich auch als Menschenfänger.

Und jetzt sind Sie auch noch als Co-Trainer der U-16-Nationalmannschaft eingestellt worden.
Jedrusiak-Jung: Das hat einen hohen Stellenwert für mich. Der DFB holt sich ja nur Leute, von denen er überzeugt ist. Jedes Mal, wenn ich dort im Einsatz bin, lerne ich dazu. Ich weiß aber auch, dass ich mit meiner Expertise wahrgenommen werde. Im Sommer gehe ich dann mit dem Jahrgang hoch in die U17. Unser großes Ziel ist die U-17-Europameisterschaft 2018 in England.

Vor Ihnen liegt also ein straffes Programm. Sie sind ja außerdem noch junger Familienvater.
Jedrusiak-Jung: Deshalb musste ich auch eine Entscheidung treffen: Im Sommer 2017 höre ich in Hennef auf und werde dort keine Funktion mehr bekleiden. Gerade weil mir der Verein so am Herzen liegt, höre ich komplett auf. Mit halber Kraft will ich nicht weitermachen. Ich benötige aber aktuell mehr Zeit für meinen Job an der Sporthochschule und auch für meine Familie.

Wo sehen Sie sich denn selbst in zehn Jahren?
Jedrusiak-Jung: Das ist schwierig zu beantworten. Im Moment kann ich kaum die nächsten Wochen verlässlich planen. Vielleicht habe ich in einem Jahr einen besseren Überblick und kann das dann eher einschätzen. Allerdings habe ich keinen Zehn-Jahres-Plan. Klar ist nur: Ich bleibe definitiv dem Fußballsport verbunden.

Und wo sehen Sie das Nachwuchszentrum des FC Hennef in zehn Jahren?
Jedrusiak-Jung: Ich bin sehr positiv gestimmt. Wenn die handelnden Personen, das Scouting und die Infrastruktur qualitativ gut bleiben, mache ich mir keine Sorgen. Das sind die drei Säulen, die aus meiner Sicht über Erfolg oder Misserfolg entscheiden. Wenn man den Dienstleistungsgedanken immer weiter entwickelt und gleichzeitig das familiäre Umfeld erhält, wird das Nachwuchszentrum auch künftig im Konkurrenzkampf bestehen. Ich werde in den nächsten Monaten mit dazu beitragen, dass die Nachwuchsabteilung auch für die Saison 2017/18 gut aufgestellt sein wird.

Das Gespräch führte
Olaf Pohl

Zur Person:

Martin Jedrusiak-Jung (38) leitet seit 2011 die Nachwuchsabteilung des FC Hennef 05 und ist seit 2012 außerdem Trainer der dortigen U-17-Mannschaft, die er in die Bundesliga geführt hat. An der Deutschen Sporthochschule in Köln ist der DFB-A-Lizenzinhaber und Diplomsportwissenschaftler Dozent im Lehrgebiet Fußball am Institut für Vermittlungskompetenz in den Sportarten. Darüber hinaus ist der junge Familienvater Co-Trainer der Deutschen U-16-Nationalmannschaft. (opo)

Aufrufe: 026.12.2016, 20:00 Uhr
RSA/OLaf PohlAutor