2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligavorschau
Vollgas geben und den Ball im Blick: Christopher Spang (links) erwartet das Duell mit seinem Ex-Verein und der alten Heimat.	Archivfoto: Ben
Vollgas geben und den Ball im Blick: Christopher Spang (links) erwartet das Duell mit seinem Ex-Verein und der alten Heimat. Archivfoto: Ben

Im Einsatz gegen die alte Heimat

RL SÜDWEST: +++ Watzenborn-Steinbergs Christopher Spang blickt auf besonderes Spiel gegen Trier +++

watzenborn-steinberg . „Ich freue mich auf das Spiel, zumal ich diese Situation ja noch nie hatte.“ Wenn der SC Teutonia Watzenborn-Steinberg am Samstag um 14 Uhr Eintracht Trier im SCT-Sportpark empfängt, dann handelt es sich für Christopher Spang um besondere 90 Minuten. Denn der 23-Jährige kommt gebürtig aus einem kleinen Dorf nahe Trier und schnürte von der C-Jugend bis zum Sommer die Fußballschuhe für den ehemaligen Zweitligisten. Die letzten vier Jahre für das Regionalliga-Team, wobei Spang peu a peu mehr Einsätze zu verzeichnen hatte und schließlich in der Saison 2015/16 von 34 Partien 32 absolvierte.

Speziell diese Runde ist ihm im Gedächtnis haften geblieben. Aber nicht nur angesichts seines Aufstiegs zur Stammkraft im zentralen Mittelfeld, sondern auch aufgrund des enormen Erfolgs: „Wir haben eine super Hinserie hingelegt, standen im Winter auf Platz eins. Das hat richtig Bock gemacht.“ Am Ende sprang ein ansprechender fünfter Platz im Klassement heraus, sodass einige Gründe für den Verbleib Spangs in Trier sprachen. Doch es sollte anders kommen.

Im Rahmen der Vertragsverhandlungen warf Triers inzwischen geschasster Sportlicher Leiter Heiner Semar Spang vor, nur über Berater Steffen Menze kommunizieren zu wollen, der den Preis in die Höhe treibe, indem er mit Drittliga-Offerten für seinen Schützling kokettiere. Spang habe sich über Menze disqualifiziert, meinte Semar im Mai. Spang sieht das naturgemäß anders und beschreibt die Situation rückblickend so: „Wir konnten uns nicht einigen, wie es weitergehen soll. Es ist in der dritten und vierten Liga ganz normal, dass der Kontakt über den Berater läuft und die Spieler möchten, dass auf diesem Weg kommuniziert wird. Es gab Missverständnisse und ich bin falsch verstanden worden. Natürlich bin ich enttäuscht gewesen, wie das gelaufen ist. Als Eigengewächs hätte ich mir ein bisschen Rückendeckung gewünscht und das gesehen wird, dass ich mich mit dem Verein identifiziere. Letztlich habe ich mich anderweitig orientiert.“

Watzenborn erwies sich schnell als ernsthafte Option, wobei der 23-Jährige durchblicken lässt, dass ihm der Club erst aufgefallen sei, als der sich bis zum Schluss ein Duell mit RW Frankfurt um den Sprung in die Regionalliga Südwest lieferte. Von den Argumenten der Verantwortlichen um Geschäftsführer Jörg Fischer war Spang schnell überzeugt und entschloss sich daher für einen Wechsel nach Pohlheim: „Weil sie etwas vorhaben und die Teutonia in der Liga etablieren wollen. Es geht nicht darum, als Aufsteiger einfach nur mitzuspielen.“ Der Abschied aus der Stadt an der Mosel, erstmals ohne gewohntes Umfeld sowie Familie und Freunde, sei ihm anfangs nicht leichtgefallen. Inzwischen aber fühlt er sich in Watzenborn, wo er eine Wohnung bezogen hat („Ich fahre fünf Minuten mit dem Fahrrad zum Trainingsplatz“) pudelwohl. Zur guten Stimmung trägt die sportliche Lage der Grün-Weißen bei, die die Erwartungen mit Rang zwölf bis dato erfüllen: „Wir können ganz zufrieden sein. Sicherlich haben wir auch Punkte liegen lassen, als wir ebenbürtig oder sogar das bessere Team waren. Aber einige von uns haben in der Klasse noch nie gespielt, da ist das normal, denke ich.“ Seine persönliche Entwicklung stimmt Spang ebenfalls zuversichtlich für die Zukunft. Unter Ex-Trainer Daniel Steuernagel zählte er als Sechser durchweg zur Anfangsformation, ehe Copado in den ersten drei Matches auf ihn verzichtete (Spang: „Er wollte sich bestimmt ein Bild auch von denen machen, die weniger gespielt hatten. Das muss man akzeptieren. Vielleicht bin ich jemand, den man etwas länger beobachten muss, um die Qualitäten zu erkennen.“). Jüngst am Samstag beim 4:0 über den FC Nöttingen tauchte Spang wieder in der Startelf auf – und zwar auf der ungewohnten Position als Rechtsverteidiger, die er aber überzeugend bekleidete.

Momentan setzt der 23-Jährige übrigens komplett auf die Karte Fußball und betrachtet die Professionaliserung beim SC mit zwei Einheiten am Tag positiv. Blauäugig oder gar naiv ist er an der Schnittstelle zum Profifußball gleichwohl nicht: „Ich weiß, dass ich keine Unsummen für die Zeit danach ansparen kann. Deshalb habe ich mir mit der Ausbildung zum Fitnesskaufmann ein zweites Standbein aufgebaut. Das war ein hartes Pensum: Ich habe acht Stunden gearbeitet, bin ins Training und dann früh ins Bett. Jetzt möchte ich es ein Jahr ein wenig ruhiger haben, mich anschließend jedoch weiterbilden oder ein Studium beginnen.“

Aktuell steht für Spang das Wiedersehen mit dem Ex-Verein im Fokus, dessen Absturz bis auf den vorletzten Tabellenplatz auch ihn überrascht hat. Coach Peter Rubeck, ein Förderer Spangs, wurde im September entlassen. Sein Nachfolger Oscar Corrochano feierte am Mittwoch mit dem 3:0 über Pirmasens einen gelungenen Einstand: „Dass es für Trier so schwierig werden würde, hatte ich nicht auf dem Schirm. Trier ist von den Fans her immer unter Druck, aufsteigen zu müssen. Da war es schwer, den Trainer zu halten. Ich schätze, der Trainerwechsel verleiht der Mannschaft einen Schub. Sie hat sicher die Qualität, sich von da unten zu befreien.“ Regelmäßigen Kontakt pflegt Spang zu den ehemaligen Teamkollegen Christoph Anton und Robin Garnier. „Wir haben die Woche über geschrieben und Späßchen gemacht. Eine Wette haben wir allerdings nicht abgeschlossen“, berichtet Spang, der die Freundschaft am Samstag für 90 Minuten ruhen lassen wird. Die volle Konzentration wird dann drei Zählern für seine neuen Farben gelten.



Aufrufe: 06.10.2016, 08:00 Uhr
Thomas Suer (Gießener Anzeiger)Autor