Im Einsatz für die Entwicklung

Es klingt, als müsse er für die Genehmigung seiner Dienstreise werben, wenn Timo Werner sagt: „Abgesehen davon, dass man vielleicht nicht oft die Gelegenheit bekommt, sich bei einer EM mit den besten Teams Europas messen zu können, kann so ein Turnier auch für die eigene Entwicklung sehr wertvoll sein.“ Die Argumentation ist logisch – aber unnötig. Denn in diesem Jahr ist bereits seit Wochen klar: Wenn die besten U-19-Talente in Griechenland um Europas Krone spielen, ist Timo Werner mit dabei. „Ich freue mich auf das Turnier“, sagt der Angreifer vor ersten Partie der deutschen Mannschaft an diesem Dienstag (20.45 Uhr/Eurosport) gegen Spanien. Vor allem nach den Erfahrungen im Sommer 2014.

Werners zweite Chance

Auch da stand eine U-19-EM an, Timo Werner wäre nominiert worden, doch der damalige VfB-Trainer Armin Veh wollte das Talent lieber in der Saisonvorbereitung dabei haben. Spieler wie Davie Selke, Levin Öztunali, Julian Brandt und Joshua Kimmich waren wenig später Europameister und spielten eine starke Saison, Timo Werner dagegen steckte mit dem VfB schnell im Tabellenkeller, Armin Veh suchte schon im November das Weite, und zum Stammspieler hat es das Toptalent auch nicht gebracht.

Nun also darf er sich im Nationalteam Schwung holen für den Neustart beim VfB unter Trainer Alexander Zorniger. „Wir stehen voll dahinter“, sagt VfB-Sportvorstand Robin Dutt über Werners EM-Teilnahme und hofft: „Wir hoffen, dass sie ein gutes Turnier spielen und mit viel Selbstvertrauen zurückkehren.“ Dass Dutt dabei den Plural benutzt, hat Gründe.

Timo Werner ist nämlich nicht das einzige VfB-Talent im deutschen U-19-Nationalteam. Ein Trio befand sich bis Montag in der Turniervorbereitung, dann allerdings reiste Timo Baumgartl zurück nach Stuttgart. Den Innenverteidiger plagt eine Reizung der Patellasehne im Knie. „Ich hätte das Turnier sehr gerne gespielt“, sagt der 19-Jährige, „aber die Belastung auf das Knie wäre sicherlich zu hoch gewesen.“ Neben Werner ist aber immer noch VfB-Nachwuchskeeper Marius Funk im Kader. Mart Ristl steht zudem auf Abruf bereit.

Sorg bremst die Erwartungshaltung

Für das deutsche Team könnte das Turnier als Mission Titelverteidigung überschrieben sein – doch davon will der Trainer nichts wissen. „Die Gesamtsituation ist eine komplett andere als im Vorjahr“, sagt Marcus Sorg, der im Sommer 2016 Horst Hrubesch als U-21-Nationaltrainer ablösen wird, „wir haben eine neue Mannschaft und neue Rahmenbedingungen.“ Zu den Favoriten zählt sein Team dennoch wieder. Allerdings hat es schon die Vorrunde mit den Gegnern Spanien, Niederlande und Russland in sich. „Da ist für Spannung gesorgt“, warnt Sorg.

Timo Werner soll’s Recht sein. Das VfB-Talent will sich endlich wieder weiterentwickeln – und setzt dabei auch auf die EM-Teilnahme und das Urteil von DFB-Trainer Sorg, der sagt: „Die Erfahrungen einer EM zu machen, ist für die Entwicklung der Spieler gut. Die können sich mit Gleichaltrigen messen und sich auf einer ganz anderen Bühne zeigen.“