2024-04-24T13:20:38.835Z

Kommentar

Im Blickfeld: Der gute Wille schadet

BFV will den Vereinen helfen, schafft aber Mehraufwand +++ Ein Kommentar von Michael Fischer

Auf den ersten Blick meint es der Bayerische Fußball-Verband ja nur gut. Um den Amateurfußball zu „promoten“, wie es Präsident Rai­ner Koch windmühlenartig wieder­holt, tut der Verband vieles — und verursacht vielerorts Unmut.
Einen sechsstelligen Beitrag pumpt der Verband angeblich jähr­lich in den Sport, um ihm zu einer größeren Verbreitung zu verhelfen. Doch alleine kann man in der Münchner Zentrale nicht dafür sor­gen, bayerischen Fußball bekannter zu machen. Der BFV braucht dazu die Vereine, die er in den vergange­nen Jahren immer öfter gängelt mit seinen Entscheidungen, alle angeb­lich im Interesse der Klubs.

Beispiel 1: der Liveticker. Seit geraumer Zeit müssen alle Vereine bis zur Bezirksliga jedes Heimspiel für das Internetportal des Verban­des livetickern - das heißt Tore, Auswechslungen und Gelbe Karten in Echtzeit melden. Ja, der BFV meint es gut, und das Werkzeug wird inzwischen auf vielen Sport­plätzen genutzt, um sich auf dem Laufenden zu halten über die Ergeb­nisse der Konkurrenz. Doch für vie­le Klubs ist das ein nur schwer stemmbarer Mehraufwand, man­cher tut sich schon schwer, Ehren­amtliche zu finden, die den Eintritt kassieren oder Würstchen braten. Wer nicht tickert, muss pro Spiel 30 Euro Strafe an den Verband zah­len - oder in den Worten des BFV: muss einen Externen bezahlen, der dann zum jeweiligen Sportplatz kommt und live berichtet.

Beispiel 2: die Lizenzgebühren. Da mutet es fast schon witzig an, dass Rainer Koch betont, man müs­se Medien Geld abknöpfen, wenn sie auf den Sportplätzen ihrer Regi­on filmen wollen. Den Vereinen ent­stünden Kosten, wenn sie Spiele aus­richteten, sagte Koch kürzlich. Was er damit sagen wollte: Wenn die Medien Geld verdienen mit den Spielen des Verbandes, sollen sie bit­te schön auch die Klubs dafür ent­schädigen. Nur: Geld verdient kaum ein Medium mit den Spielen, den Aufwand haben die Vereine so und so, gespielt wird auch, wenn kei­ne Filmteams vor Ort sind.

Rainer Koch sagt, die meisten Klubs unterstützten das Vorgehen des Verbandes. Ob sie ohne allzu heftige Werbung des Verbandes überhaupt geahnt hätten, welch große Geldquelle im Schröpfen der Medien schlummert, bleibt anzu­zweifeln. Und dass sich Vereine freuen, wenn über ihre Spiele mit Videosequenzen berichtet wird, ist unbestritten - auch wenn sie dafür keine anteiligen Zahlungen des BFV bekommen.

Mit seinem immer größer werden­den Angebot wird der Verband so zunehmend zu einem Konkurrenten für Zeitungen im ganzen Freistaat. Ein Mitbewerber, der gegenüber den Medien fast immer im Vorteil ist, weil er ein Monopol hat, das kein Verlag hat: Er bekommt die Informationen zuerst. So wie der BFV versuchen es inzwischen viele Verbände und Vereine. Die großen Fußballklubs starten eigene digitale Formate und übernehmen die Ver­marktung und Verbreitung ihrer Infos.

Die Krux: Alles, was dem Anse­hen schaden könnte, wird ausge­blendet, die eigene Welt in schillern­den Farben gemalt. Deshalb ist zu hoffen, dass das Münchner Landge­richt im Juli eine Entscheidung fällt, die die Stellung der Medien stärkt.

Aufrufe: 011.5.2016, 16:53 Uhr
Michael FischerAutor