2024-04-20T08:00:28.265Z

FuPa Portrait
Der Fußball gehört dazu: Amtsgerichtsdirektor Thomas Bergmann ist Mitglied im DFB-Kontrollausschuss. Archivfoto: photoagenten/Andreas Stumpf
Der Fußball gehört dazu: Amtsgerichtsdirektor Thomas Bergmann ist Mitglied im DFB-Kontrollausschuss. Archivfoto: photoagenten/Andreas Stumpf

Im Auftrag des DFB im Einsatz

Thomas Bergmann von RWO Alzey beobachtet als Mitglied im Kontrollausschuss brisante Bundesliga-Spiele

ALZEY. Manche Leute schaffen es, ihr Hobby und ihren Beruf erfolgreich zu verknüpfen. Einer von ihnen ist Thomas Bergmann, 51 Jahre, aus Wahlheim, Direktor des Amtsgerichts in Worms und Mitglied im Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes.

Über Jahre hinweg war es ein trautes Bild im Alzeyer Wartbergstadion. Thomas Bergmann stand auf der Gegengerade der Tribüne und verfolgte ein Fußballspiel seines Heimatvereins RWO Alzey. Er ist einer der treuesten Fans von Alexander Kinsvater und Co. Trotzdem sind die Zeiten, in denen der Jurist ein Heimspiel der Volkerstädter verfolgt, seltener geworden. Heute ist er häufig im Auftrag des Deutschen Fußball-Bundes unterwegs. Das Ehrenamt im DFB-Kontrollausschuss, das er seit Dezember vorvergangenen Jahres bekleidet, verlangt seine Präsenz in Stadien, die viele nur aus dem Fernsehen kennen.

Bergmann ist im Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes für die drei B-Jugend-Bundesligen zuständig. „Meine Aufgabe könnte man mit der eines Staatsanwalts vergleichen“, skizziert der 51 Jahre alte zweite Vorsitzende von RWO Alzey. Er wird beispielsweise aktiv, wenn Einzelstrafen gegen Spieler verhängt werden sollen – etwa Spielsperren. Er eröffnet das Verfahren und bringt es vors Sportgericht, wo es verhandelt wird. „Zwischen drei und fünf Fällen sind das pro Woche“, erzählt der Ehrenamtler, der im Hintergrund von einem hauptamtlichen Volljuristen unterstützt wird. Auch bei Fällen aus dem Profibereich ist er desöfteren in die Urteilsfindung eingebunden.

Aufwändiger sind die Dienstreisen, die Bergmann als Mitglied des Kontrollausschusses unternehmen muss. So wird er im Profibereich als Spielbeobachter eingesetzt. Er verfolgte unter anderem das brisante Duell zwischen Schalke 04 und Borussia Dortmund live. „Das sind für Fußballfans natürlich echte Leckerbissen“, sagt er und verschweigt auch nicht, dass er solche Verpflichtungen durchaus auch als Privileg empfindet. Allerdings ein Privileg, das Arbeit bereitet. Ein schriftlicher Bericht ist das Mindeste, was von ihm erwartet wird.

Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes besteht aus nur zwölf Leuten. Dort Mitglied zu sein, ist eine Anerkennung. Bergmann hat sie sich in den vergangenen 15 Jahren in unterschiedlichen Funktionen erworben. Der Richter startete im Fußball-Kreis Alzey als Kreisgerichtsvorsitzender. Damals war noch der Hangen-Weisheimer Walter Kundel Kreisvorsitzender. Gleichzeitig wurde Bergmann außerdem stellvertretender Vorsitzender des Verbandsgerichts im Südwestdeutschen Fußballverband. 2008 übernahm er den Vorsitz. Parallel dazu stieg der Rheinhesse in die Kommission Prävention und Sicherheit des DFB auf und wirkte in zwei wichtigen Arbeitsgruppen mit. So engagierte er sich bei der Überarbeitung der Stadionverbotsrichtlinie und warb erfolgreich darum, dass die Bewährung in den Strafenkatalog des DFB Einzug fand. „Gerade das war mir eine Herzenssache“, erzählt er.

Im Herbst 2013 zeichnete sich ab, dass Bergmann in den Kontrollausschuss des DFB aufsteigen könnte. „Im Vorfeld der Berufung wurden entsprechende Gespräche geführt“, schildert er. Blauäugig schlitterte der ehemals aktive Fußballer nicht in die neue Aufgabe: „Man überlegt sich schon, ob das zeitlich passt. Es handelt sich dabei um eine regelmäßig wiederkehrende wöchentliche Belastung von wenigstens einer Stunde“, erinnert er sich. Hinzu kämen jährlich fünf bis sechs Treffen mit den anderen elf Kollegen, um immer up to date zu sein. Nachdem sich der Wahlheimer im Klaren war, dass er dieses weitere Ehrenamt neben seinem anspruchsvollen Beruf als Direktor des Wormser Amtsgerichts ausüben könnte, ergab sich der Rest so gut wie von alleine. Lediglich RWO Alzey muss inzwischen auf die Dienste seines populären Mitglieds verzichten. „Dort habe ich Bescheid gesagt, dass ich gerne Beisitzer im Vorstand bleibe, aber meine Vereinsarbeit ruhen lassen muss“.

Fußball gehört seit Kindesbeinen zum Leben von Thomas Bergmann. Der Linksfuß trug nie ein anderes Trikot als das von RWO Alzey. Auf der linken Seite des Fußballfeldes spielte er jede Position. Am wohlsten fühlte er sich in der Defensive, von wo er aber gerne auch Offensiv-Impulse setzte. Am Ende seiner Fußballer-Laufbahn mischte er bei den Alten Herren von RWO mit. Inzwischen favorisiert der Jurist aber doch eher das Laufen und das Fitnesstraining, um sich für die Herausforderungen des Alltags zu stählen.

Aufrufe: 017.3.2015, 12:00 Uhr
Claus RosenbergAutor