Idole spielen für guten Zweck

Und der Besuch hat sich gelohnt, denn die Hausherren schlagen sich tapfer. Als Marco Kissel ins Gehäuse der „Weisweiler-Elf“ trifft, ist es viel mehr als der Ehrentreffer, es ist das 1:2-Anschlusstor. „Zieht sich a bissl“, schnauft Thomas Kastenmaier, der mit der Borussia 1995 den DFB-Pokal gewann, in der Halbzeitpause durch und attestiert den Rheinhessen ein Lob: „Du siehst ja, dass die alle noch fit sind.“ Fast jedes Wochenende trifft sich die „Weisweiler-Elf“, absolviert deutschlandweit Benefiz-Spiele und nimmt an Hallenturnieren teil. „Feine Mannschaft, ganz bodenständig“, betont Brunk, dem als Vorsitzendem des TSV Schornsheim die Gastgeber-Rolle zufiel. 60 ehrenamtliche Helfer des Klubs waren vor Ort und sorgten für einen reibungslosen Ablauf. Von den Gladbacher Fanclubs, die zum Spiel gekommen waren, hatte Brunk sich im Vorfeld Tipps geholt, wie man die Borussen am besten verköstigt. Die Antwort: Altbier.

„Es macht einfach immer noch Spaß“, erklärt der inzwischen 48-jährige Kastenmaier, „es sind neun Mann vom Pokalsieg dabei, die alle sesshaft geworden sind. Es ist immer wieder schön, sich wiederzusehen.“ Auch bei Dieter Gauer lacht das Herz. Der Betreuer des TSV Schornsheim, Jahrgang 1959, ist wie viele seiner Generation glühender Fan der Borussia. „In den 70ern haben sie unbestritten den schönsten Fußball gespielt“, blickt Gauer zurück. „Das war die Zeit, wo man als Anti-Bayern-Fan noch Spaß hatte“, erinnert sich Hanns Lohmann. Der SWR-1-Radiomoderator hatte eigens um für die „Herzenssache“-Aktion zu werben die Fußballstiefel angezogen – und kann in der zweiten Halbzeit sogar einmal auf der Linie retten, genauso wie vor ihm bereits die ehemalige Jugendtrainer-Institution beim FSV Mainz 05, Paul Faß.

Doch letztlich ist die Klasse der Borussen zu groß, nach Kastenmaiers 1:0 legen Walandi Anagnostou, Jörg Criens, Orkan Özkaya und „Kalla“ Pflipsen nach. „Es ist einfach faszinierend, dass man all diese Spieler in unserem kleinen Ort sehen kann“, strahlt Gauer. Auch wenn der vorher angekündigte Oliver Neuville aufgrund einer Zerrung fehlt, ist mit Spielern wie Bachirou Salou, Peter Wynhoff oder Arie van Lent noch genug Prominenz auf dem Feld, um die Zuschauer zufriedenzustellen.

Freikarten verlost

Auch wenn einige Besucher des zuvor ausgetragenen Junioren-Spiels, bei dem die U17 des FSV Mainz 05 gegen die U19 von Wormatia Worms 3:2 gewann, sich weigerten, die vollen acht Euro Eintritt zu bezahlen. Auch der Bundestagsabgeordnete Marcus Held (SPD) mischt sich unter die Zuschauer und hat zudem für die „Herzenssache“-Verlosung Freikarten zum Oppenheimer Untergrund mitgebracht.

„Gutscheine für den Untergrund“, vermeldet Mainz-05-Stadionsprecher (und Christdemokrat) Klaus Hafner, „ich kann euch sagen, das ist keine Parteiveranstaltung.“ Auch auf dem Platz blüht der Flachs, und nach dem Spiel sitzen die Spieler beider Teams noch beim gemeinsamen Essen zusammen.