2024-04-24T13:20:38.835Z

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"Es ist nicht mehr so leicht, Tore zu schießen": Süleyman Yilmaz (schwarz) tanzt einen Gegenspieler aus. In der Landesliga sind sie schneller und laufstärker. F: Matejka
"Es ist nicht mehr so leicht, Tore zu schießen": Süleyman Yilmaz (schwarz) tanzt einen Gegenspieler aus. In der Landesliga sind sie schneller und laufstärker. F: Matejka

"Ich mach´ jetzt langsamer Party"

Alltag in der A-Klasse - Folge 25: Nach dem Wechsel von der DJK Eintracht Süd ist Süleyman Yilmaz in der Landesliga und bei Dergah gut angekommen

Ein holpriger Sandplatz, in der Kabine eine Kiste Bier, das Trikot riecht nach Zigaretten - man erzählt viel über die A-Klasse. Aber auch, dass man dort den Fußball noch so erleben kann, wie er ursprünglich einmal war. Wir wollen herausfinden, wie es wirklich ist in den Niederungen des Amateurfußballs. Deshalb begleiten wir die A-Klasse 6 - eine ganze Saison lang. So haben wir den Liga-Toptorjäger Süleyman Yilmaz im Oktober 2014 bei einem Spiel besucht, im Winter wechselte der 24-Jährige in die Landesliga, vier Ligen nach oben. Grund genug, ihn mal anzurufen.

Herr Yilmaz, als wir uns im Oktober 2014 das letzte Mal sprachen, schos­sen Sie beinahe im Alleingang den VfR Moorenbrunn ab. Der Trainer hat­te Großes mit Ihnen vor, er wollte Sie in die Türkei zum Probetraining schi­cken.

Süleyman Yilmaz: Ja, daraus ist nichts geworden, weil mir die Ausbil­dung zum Gießereitechniker wichti­ger war als alles auf diese kleine Chan­ce im Profifußball zu setzen.

Hätte Sie das nicht gereizt: Vor vol­len Stadien zu spielen, den Le­bensunterhalt mit Fußball zu bestreiten, teure Autos zu fahren?

Yilmaz: Doch, schon. Aber sind wir doch mal ehrlich: der Sprung ist rie­sengroß von der A-Klasse in die zwei­te oder dritte türkische Liga. Wer sagt mir denn, dass ich das auch geschafft hätte.

Der in die Landesliga zu Dergah­spor, wo sie nun spielen, ist aber auch nicht zu verachten.

Yilmaz: Das stimmt. Es war super, dass der Kontakt mit Dergah zu die­sem Zeitpunkt zustande kam, es ist eine tolle Alternative. Das hat auch mein Trainer bei der DJK Eintracht Süd so gesagt.

War es für Sie schwer, die A-Klasse zu verlassen?

Yilmaz: Wie meinen Sie das?

Na ja, immerhin haben Sie Woche für Woche so viele Tore geschossen, dass Sie sie kaum zählen konnten.

Yilmaz: Ach so, das stimmt. Ich war schon ein bisschen traurig, aber mehr, weil ja viele Freunde bei der DJK Ein­tracht Süd spielen. Ich wollte mit die­sem Verein aufsteigen. Aber auch bei Dergahspor kenne ich viele Jungs und fühle mich sehr wohl.

Verfolgen Sie noch die A-Klasse 6?

Yilmaz: Oh ja, nach jedem Spiel ist mein erster Blick ins Internet, wie DJK Eintracht gespielt hat. Mein bes­ter Kumpel spielt ja auch noch dort, ich hoffe, sie schaffen das auch ohne mich in die Kreisklasse.

Wie war eigentlich das erste Trai­ning in der Landesligamannschaft, es ging ja in kurzer Zeit vier Ligen nach oben für Sie...

Yilmaz: Das war zum Glück in der Halle, da ist das nicht so sehr aufgefal­len. Aber das Tempo ist natürlich viel höher. In der A-Klasse trainierst du nicht so intensiv.

Und das erste Spiel?

Yilmaz: Ganz ehrlich: Mir hat ein wenig die Luft gefehlt, das Spiel ist doch viel schneller und intensiver. Die Laufwege, die Eingespieltheit hat zu­dem noch gefehlt, das ist jetzt besser geworden.

Ist es auch neben dem Spielfeld eine andere Liga?

Yilmaz: Na ja, der größte Unter­schied ist, dass ich jetzt dreimal in der Woche trainiere. Wir bekommen Trai­ningsklamotten und Getränke ge­stellt, im Training sind wir mindes­tens 18 Mann und wir haben immer zwei Torhüter. Die Plätze sind nicht unbedingt besser als in der A-Klasse, beim Spiel in Vach zum Beispiel war das ein furchtbarer Acker.

Bereiten Sie sich auch professionel­ler auf die Landesligaspiele vor?

Yilmaz: Am Anfang, als der Trainer mich noch nicht hat spielen lassen, bin ich abends in die Disco gegangen wie immer. Dann habe ich bald meine Chance bekommen und sie genutzt, jetzt lebe ich bewusster und mache wesentlich langsamer Party. Ich habe einfach keine Lust, wieder zurück auf die Bank zu müssen.

Also haben Sie auch das Rauchen aufgehört?

Yilmaz: Nein, das nicht, ich rauche auch in der Landesliga noch. Das ist nicht so einfach mit dem Aufhören...

Sie haben am vergangenen Wochen­ende Ihr erstes Tor für Dergahspor erzielt – hat sich das anders angefühlt, als ein Tor in der A-Klasse zu feiern?

Yilmaz: Es war das wichtige 1:0, wir spielen ja gegen den Abstieg, es hat sich eigentlich genauso gut angefühlt. Wobei, wenn ich so recht überlege: Nein, in der A-Klasse ist es leichter, Tore zu schießen. Eigentlich freut man sich deshalb in der Landesliga doch viel mehr darüber.

Sind Sie bei den Gegnern der, der aus der A-Klasse kam?

Yilmaz: Weiß ich nicht, ich spreche nicht mit meinen Bewachern, sie sind ja nicht meine Freunde auf dem Feld. Sie sind aber viel laufstärker, schnel­ler und zweikampfstärker als noch in der A-Klasse.

Sie führen noch immer die Torschüt­zenliste der A-Klasse 6 an, obwohl Sie seit sechs Spielen gar keine Partie mehr dort bestritten haben.

Yilmaz: Ja, das ist sehr cool.

Ach, Sie wussten das?

Yilmaz: Na klar, ich schaue da noch ab und zu drauf. Wobei mich mein Kumpel Hakan (Aydogdu, d. Red.) an diesem Wochenende eingeholt hat, er hat jetzt auch 19 Treffer erzielt. Ich hätte also besser noch ein paar mehr Tore gemacht, bevor ich gewechselt bin.

Sie haben gesagt, Sie fühlen sich sehr wohl bei Dergah. Hört sich so an, als gebe es kein Zurück mehr in die A-Klasse?

Yilmaz: Ach, wissen Sie, wenn es nicht klappen sollte, habe ich kein Pro­blem damit zurückzugehen zur DJK Eintracht Süd. Oder eben dorthin, wo der Trainer dann ist. Ich würde ihm wieder helfen wollen, egal wo er ist.

Aufrufe: 022.4.2015, 10:37 Uhr
Christoph BeneschAutor