2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview der Woche
Viel Zeit bleibt Wolfgang Schütte nicht, sich zurückzulehnen. Foto: Scholz
Viel Zeit bleibt Wolfgang Schütte nicht, sich zurückzulehnen. Foto: Scholz

"Ich lasse mich in der Oberliga nicht verhauen"

Lingens Trainer Wolfgang Schütte über den Durchmarsch und die Zeit nach Dennis Brode

Nach sechs Jahren Pause kehrt der TuS Lingen in die Fußball-Oberliga zurück. Im Sommer 2009 war das Team als Vorletzter aus der Oberliga Niedersachsen West abgestiegen, wurde in der Saison darauf in der Landesliga durchgereicht. Nach vier Jahren Bezirksliga-Zugehörigkeit stieg Lingen in der letzten Saison auf und packte nun vorzeitig den Durchmarsch. Erfolgstrainer Wolfgang Schütte äußert sich in unserer Rubrik „Nachgehakt“:

Herr Schütte, letztes Jahr Bezirksliga-Meister und Pokalsieger, dieses Jahr den Durchmarsch geschafft. Wie bewerten Sie den Titel? In der Vorsaison war der Druck sicherlich größer. Dieses Jahr der Erfolg deshalb umso überraschender?
Ja, das muss man genauso sehen. Im letzten Jahr hatten wir das uns selbst auch als klar formuliertes Ziel vorgegeben. Wir wollten das unbedingt schaffen, haben darauf hingearbeitet und eine Mannschaft zusammengestellt, die im letzten Jahr dazu in der Lage war – auch charakterlich. Das hat funktioniert.
Wir sind dann mit punktuellen Veränderungen in dieses Jahr gegangen. Mit der Vorgabe von Wolfram Mars (Schüttes Kotrainer, Anm. der Redaktion) und mir, eine Mannschaft zu haben, die in der Lage ist, einen guten Tabellenplatz einzunehmen. Vielleicht auch im vorderen Drittel mitzuspielen und mit dem Abstiegskampf nichts zu tun zu haben. Es war ja schon prognostiziert, dass es ein hartes Jahr werden würde mit sechs Absteigern. Insofern waren wir der Auffassung und Überzeugung, dass wir mit dem Abstieg nichts zu tun haben. Aber dass uns die Meisterschaft gelingt, das war natürlich nicht abzusehen. Wir haben dann auf einmal den Lauf bekommen. In der Winterpause bin ich noch ein bisschen vorsichtig gewesen und habe gedacht, jetzt nehmen uns die Gegner ernst. So hat man logischerweise auch gegen uns gespielt, aber die Mannschaft hat soviel Qualität gehabt und gezeigt, und auch soviel Selbstbewusstsein, dass sie eben diesen Weg gegangen ist. Das ist überragend. Das ist schon eine großartige Leistung. Wir hatten nach der Hinserie 41 Punkte, jetzt haben wir 79. Können also die Punktzahl aus der Hinserie nochmal toppen. Das bestätigt natürlich die großartige Leistung dieser Mannschaft und bedeutet, dass wir in dieser Liga verdient Meister geworden sind.

Vor Saisonbeginn haben Sie gesagt, es werde sicherlich einige Spaßvögel geben, die den TuS Lingen als Meister tippen. Schwirrte vor Saisonbeginn die Meisterschaft tatsächlich nie in Ihrem Kopf herum?
(überlegt) Man denkt immer an vieles im Fußball und hofft vielleicht auf etwas. Aber damit war eigentlich nicht zu rechnen. Denn Mannschaften wie Kickers Emden oder auch Blau-Weiß Lohne habe ich weit höher erwartet. Von Oythe wusste ich, dass sie eine starke Mannschaft haben. Im Laufe der Spielzeit oder auch als wir in die Winterpause gegangen sind, da habe ich mich mit schon dem Thema beschäftigt. Wir haben dann auch das Ziel ausgegeben und gesagt, jetzt sind wir dort oben und wollen diesen Platz verteidigen – mit allem, was wir draufhaben. Wo es dann Zeit wurde und wo wir erkannt haben, Mensch, wir haben wirklich eine Chance, da sind wir auch in die Offensive gegangen.

Fest steht, dass Sie mit Dennis Brode einen herausragenden Torjäger und Kapitän verlieren werden. Können Sie den Anhängern trotzdem versprechen, eine schlagkräftige Truppe auf die Beine zu stellen?
Also, das kann ich klar sagen. Denn ich werde niemals durch Niedersachsen fahren und mich verhauen lassen. Dazu habe ich keine Lust. Demzufolge werden wir eine Mannschaft haben, die schlagkräftig ist. Und die die Möglichkeit und das Ziel hat, auch die Liga zu erhalten. Denn das ist jetzt unser Ziel. Ich kann klar sagen, auch gemeinsam mit meinen Mitstreitern, dass wir dabei sind, eine Mannschaft zusammenzustellen, die die Qualität hat, die Liga zu erhalten. Obwohl man klar sagen muss, dass es zwischen Landesliga und Oberliga natürlich nochmal einen Unterschied gibt. Das ist nochmal eine andere Messlatte. Aber wir haben nicht den Aufstieg errungen, um da nicht bestehen zu können oder zu wollen. Wir wollten diese Liga und wollen dann auch zukünftig diese Liga. Daran müssen wir jetzt nochmal arbeiten und uns punktuell verstärken, das ist klar. Aber das wollen und werden wir auch, weil wir nicht aufgestiegen sind, um wieder abzusteigen.

Nun winken wieder Duelle mit Spelle, womit sich der TuS vor drei Jahren in der Bezirksliga ein Aufstiegsrennen lieferte, was letztlich der SCSV für sich entschied. Darauf freuen Sie sich sicherlich ganz besonders, oder?
Ja, natürlich. Auch die Speller freuen sich natürlich, dass wir es geschafft haben. Denn ein Derby ist natürlich auch in der Oberliga immer etwas Gutes und bringt entsprechende Zuschauerzahlen mit sich. Aber nicht nur die Speller, sondern die Fußballfreunde im Emsland können sich auf einen weiteren Oberligisten freuen. Dass es zu entsprechenden Duellen kommt und dass auch für Fußballer der Region noch wieder ein Verein da ist, der interessant ist. Wo man sich entsprechend entwickeln und sich als junger Fußballer zeigen kann. Das ist auch der Weg, den wir gehen werden – mit Leuten aus der Region. Wir werden nicht überdrehen und Spieler irgendwo herholen, sondern wir müssen zusehen, dass wir diese Spieler zu uns holen, die wie gesagt aus der Region kommen und eine entsprechende Qualität haben. Die sich beweisen und in der Oberliga spielen wollen.

Aufrufe: 011.5.2015, 16:14 Uhr
Dieter KremerAutor