2024-05-08T14:46:11.570Z

Interview
Derzeit noch im Dress des Haselünner SV an der Seitenlinie aktiv, ab Sommer übernimmt Alo Weusthof jedoch das JLZ Emsland als Sportlicher Leiter. F: Doris Leißing
Derzeit noch im Dress des Haselünner SV an der Seitenlinie aktiv, ab Sommer übernimmt Alo Weusthof jedoch das JLZ Emsland als Sportlicher Leiter. F: Doris Leißing

"Ich habe immer Wert auf junge Leute gelegt"

Alo Weusthof im Interview zu seiner neuen Aufgabe im JLZ Emsland

Seit 25 Jahren steht Alo Weusthof als Trainer an der Seitenlinie. Ob bei Preußen Münster, Kickers Emden, VfB Oldenburg oder auch zweimal beim SV Meppen – Weusthof kann bei fast jedem größerem Verein in der Region auf eine Vergangenheit zurückblicken. Im Sommer kehrt der 56-Jährige Fußballlehrer vom Haselünner SV zurück nach Meppen, wo er sich ab der kommenden Saison als sportlicher Leiter um das JLZ Emsland und als Trainer um die U19 kümmert. Wir haben mit ihm über seine Ziele und die Perspektive des Jugendleistungszentrums gesprochen.

Herr Weusthof, im Sommer übernehmen Sie das Jugendleistungszentrum und die U19. Warum?

Den ersten Kontakt gab es bereits vor Weihnachten. Im Frühjahr hat sich das Ganze immer weiter konkretisiert und es gab für mich die Möglichkeit, sich intensiv damit zu beschäftigen. Ich hatte auch die ein oder andere Anfrage aus dem Seniorenbereich, aber die Gespräche mit Norbert Borken und Oliver Kugland waren qualitativ sehr hochwertig und professionell. Das ist eine spannende Aufgabe, auf die ich mich sehr freue.

Wie wichtig ist für Sie die Förderung des Nachwuchses auch im Hinblick auf die Durchlässigkeit zum Herrenbereich?

Es geht natürlich vorrangig um die Ausbildung der Spieler. Aber eben auch darum, die A-Jugendlichen auf den Sprung in den Seniorenbereich vorzubereiten. Ich habe in meiner Laufbahn immer sehr viel Wert auf junge Leute gelegt und ihnen ernsthaft das Vertrauen gegeben. Aber man kann nicht schon im Voraus sagen, wie viele Spieler man aus der Jugend hochholen will. Es muss grundsätzlich natürlich eine gewisse Qualität da sein.

Die U19 spielt nach dem einjährigen Abenteuer Bundesliga ab Sommer wieder in der Regionalliga. Die U17 und die U15 sind seit Jahren in der Niedersachsen- bzw. Landesliga vorne mit dabei. Wie sehen hier die mittelfristigen Planungen aus?

Natürlich werden wir zusammen Ziele formulieren. Aber dabei muss man auch realistisch bleiben. Es ist schade, dass die A-Jugend runtergeht, aber die Spieler haben vor einem Jahr auch Großartiges hingekriegt. Man hat aber gesehen, dass die Bundesliga noch einmal eine ganz andere Hausnummer ist. In der Jugendarbeit ist „Ausbildung geht vor Ergebnis“ ein beliebtes Motto. Ich fasse das beides zusammen, denn gerade bei den Spielern, die auf dem Sprung in den Seniorenbereich sind, sind auch Ergebnisse wichtig. Man muss die Spieler an die Auswirkungen von Ergebnissen und an das Drumherum, welches im Herrenbereich ein ganz anderes ist, gewöhnen. Und da versuche ich meine Erfahrung an den Nachwuchs weiterzugeben. Ich halte ehrgeizige Ziele immer für gut, aber halte nichts von irgendwelchen Parolen, die am Ende nicht gehalten werden können. Es muss auch klar sein, dass die Schule dem Fußball gegenüber immer Priorität hat. Außer vielleicht wenn es sich um einen echten Überflieger handelt.

Im Sommer steht ein Komplettumbruch im Jugendleistungszentrum an, bei dem alle Teams neue Trainer bekommen. Bisher gibt es zur U17 und U15 noch keine Infos.

Die Gespräche laufen und sind weit fortgeschritten. Norbert Borken und Oliver Kugland sind da am Tun und Machen, aber wir wollen erst Vollzug melden, wenn es Klarheit gibt. Es geht in jedem Fall nur, wenn die Verantwortung auf mehreren Schultern verteilt ist. Da für die einzelnen Trainerposten auch gewisse Lizenzen benötigt werden, ist es gar nicht so einfach, passende Trainer zu finden. Das gilt auch für andere Vereine wie zum Beispiel den VfL Osnabrück.

Von Zuschauerseiten ist oft zu hören, dass man sich mehr Spieler aus dem eigenen Nachwuchs in der 1. Mannschaft wünscht. Wie realistisch ist das?

Das ist natürlich immer das Ziel. Aber wie bereits gesagt ist es mit dem Gerede nicht einfach getan. Die Spieler müssen die nötige Qualität haben, sonst tut man ihnen keinen Gefallen. Es ist ein riesiger Unterschied, ob ein junger Spieler in der A-Jugend einen Fehlpass spielt oder im Herrenbereich. Da muss man die Person auch schützen. Mit Gewalt irgendwelche Dinge zu erzwingen, bringt gar nichts. Das Ziel ist die Spieler dahingehend zu entwickeln, dass die Durchlässigkeit nach oben gewahrt ist und da will ich eben helfen.

Gibt es einen Spieler, der unter Ihnen den Sprung in den Herrenbereich geschafft hat, auf den Sie besonders stolz sind?

Da gibt es einige. Einer der ersten war Günter Snyders beim TuS Lingen, der später beim SVM viele Spiele in der zweiten Liga machte. Oder ein Torge Hollmann, der aus Meppen zum SC Freiburg wechselte. Später auch ein Michael Holt. Aber ich denke am besten können die Spieler selbst beurteilen, ob sie bei mir das Gefühl gehabt haben, eine faire Chance zu bekommen.

Sie haben bereits zweimal die erste Mannschaft trainiert, kehren jetzt erneut zurück. Ist der SV Meppen so etwas wie eine Herzensangelegenheit für Sie?

Es ist doch klar, dass der SV Meppen in der Region ein Alleinstellungsmerkmal besitzt. Ich bin stolz darauf, was wir in meinen zwei Amtszeiten mit vielen emsländischen Jungs geschafft haben. Ich habe immer viel Wert darauf gelegt, zu schauen, was vor der Haustür liegt. Aber die Aufgabe, die ich jetzt ab Sommer schaffen will, die ist unabhängig vom Verein.

Aufrufe: 018.5.2015, 18:29 Uhr
Hendrik NiebuhrAutor