2024-04-24T07:17:49.752Z

Interview
Markus Brzenska  Foto: Dahmen
Markus Brzenska Foto: Dahmen

"Ich habe ein prima Gefühl in diesem Jahr"

Viktoria-Routinier Markus Brzenska über Aufstiegschancen, sein besonderes Verhältnis zum BVB und seine Zukunft

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Herr Brzenska, am Samstag treffen Sie in der Fußball-Regionalliga mit Viktoria Köln auf Ihre alte Liebe. Ist das Spiel gegen Borussia Dortmund II ein besonderes für Sie?
Markus Brzenska: Ein bisschen schon, wobei es ja nicht das erste Mal ist, dass ich mit einem anderen Verein gegen den BVB spiele. Aber natürlich ist es so, dass ich bei der Borussia noch den ein oder anderen kenne und ich mich da auch heimisch fühle. Doch, ich freue mich auf Samstag.

Was bedeutet Ihnen der Verein? Immerhin haben Sie in Dortmund alle Jugendmannschaften durchlaufen und feierten in der Saison 2003/2004 Ihr Bundesliga-Debüt gegen Bayern München.
Brzenska: Natürlich verbinde ich eine ganze Menge mit dem BVB. Ich wohne in der Nähe von Dortmund, in Lünen. Da gibt es schon sehr viele Fans, die sich mit dem Klub identifizieren. Auch mein Sohn ist glühender Dortmund-Anhänger und kennt natürlich jeden Spieler. Und ich bin es – ehrlich gesagt – auch.

Wie beurteilen Sie die Entwicklung des Klubs in den vergangenen Jahren?
Brzenska: Gerade im Jugendbereich hat sich in Dortmund unheimlich viel getan. Als ich vor vielen Jahren unter Matthias Sammer bei den Profis angefangen habe, haben wir uns manchmal ja schon in der Kabine angeschaut und uns gefragt: „Wie geht es hier eigentlich weiter?“ Da stand Borussia fast vor dem finanziellen Kollaps. Dann kam Jürgen Klopp und entfachte einen Boom. Danach ging es steil bergauf. Heute ist es ein Top-Verein.

Dann wäre es ja nur sinnvoll, wenn Sie am Wochenende in Viktorias Startelf stehen würden. Niemand kennt sich besser mit dem BVB aus als Sie.
Brzenska: Na ja, ich gehe mal nicht davon aus, dass ich von Beginn an spiele. Dominik Lanius und Daniel Reiche machen hinten drin im Moment ja einen guten Job, so dass unser Trainer in der Abwehr wohl auch nicht umstellen wird. Wenn es aber so kommen sollte, wäre ich auf jeden Fall bereit.

Mit Ihrer Routine hätte die Viktoria am Sonntag gegen Alemannia Aachen womöglich nicht mit 1:2 verloren. Das Abwehrverhalten in der Schlussphase war vogelwild . . .
Brzenska: Die Annahme, dass wir mit mir gewonnen hätten, ist natürlich absolut utopisch. Abgesehen davon lag es ja auch nicht an der Stärke von Aachen, dass es nicht geklappt hat. Ein Tor nach einem Standard kannst du immer bekommen, beim zweiten Gegentreffer haben wir etwas unglücklich ausgesehen.

Trotz der Niederlage gegen Aachen ist Viktoria Köln Tabellenführer der Regionalliga West. Ist die Mannschaft in dieser Saison reif für den Titel und vielleicht sogar für den Aufstieg?
Brzenska: Ich habe tatsächlich ein prima Gefühl in diesem Jahr. Vieles läuft richtig gut zusammen bei uns. Der Trainer ist ruhig und spricht viel mit den einzelnen Spielern. Auch die Mischung im Team stimmt zwischen jung und alt. Das Aachen-Spiel wirft uns mit Sicherheit nicht aus der Bahn.

Auch der Verein insgesamt scheint sich zu beruhigen und wirkt weniger aufgeregt.
Brzenska: Da haben Sie sicher Recht. Vor einigen Jahren wurden häufig große Namen geholt, nun hat der Klub einen anderen Weg eingeschlagen und setzt vermehrt auf junge Fußballer. Ich finde, das ist eine gute und richtige Philosophie.

Glauben Sie, der FC Viktoria ist von seinen Strukturen gewappnet für die Dritte Liga?
Brzenska: Eindeutig! In den vergangenen Jahren ist hier doch unfassbar viel passiert. Neuer Kunstrasen, ein moderner Kabinentrakt und ein riesiger Kraftraum – der Verein ist in dieser Hinsicht top aufgestellt.

Ihr Vertrag endet in diesem Sommer. Wo sehen Sie Ihre Zukunft?
Brzenska: Zunächst einmal kann ich behaupten, dass ich zu den Verantwortlichen des Vereins ein äußerst vertrautes und gutes Verhältnis habe. Wir werden uns zeitnah zusammensetzen und schauen, was sich ergibt.

Sie können sich ein weiteres Engagement bei der Viktoria vorstellen?
Brzenska: Auf jeden Fall. Ich bin inzwischen seit über drei Jahren hier und bin schon der Meinung, dass wir auf einer Wellenlänge funken.

Als gebürtiger Westfale haben Sie Ihr Herz also ein wenig an die Stadt und den Verein verloren?
Brzenska: Also, Karneval finde ich definitiv super. Im Januar 2014 bin ich hierhin gekommen und das erste, was ich erlebt habe, war die Viktoria-Sitzung. Seitdem sind in jedem Jahr um die 20 Leute aus meiner Heimat dabei. Die kölsche Lebensart ist mir durchaus sympathisch.

Im Moment basteln Sie an der Karriere nach der Karriere. Sie versuchen sich nebenbei als Co-Trainer beim Kreisligisten GS Cappenberg.
Brzenska: In die Trainerlaufbahn möchte ich irgendwann schon gerne einsteigen. Mein Sohn spielt in Cappenberg und ein Freund von mir trainiert zweimal in der Woche die erste Mannschaft. Für mich geht es einfach darum, erste Erfahrungen in diesem Bereich zu sammeln.

Welcher Trainer in Ihrer Laufbahn hat Sie am meisten beeindruckt und geprägt?
Brzenska: Da gab es einige. Matthias Sammer hat mich nach oben geholt, Bert van Marwijk war in taktischer Hinsicht einfach hervorragend und hatte einen unglaublichen Sachverstand. Auch Claus-Dieter Wollitz hat mich irgendwie beeindruckt, weil er einen Spieler in positiver Hinsicht enorm pushen kann. Das Entscheidende aber ist, dass es alles Trainer waren, bei denen es menschlich passte.

Das Gespräch führte
Oliver Löer


Aufrufe: 023.3.2017, 20:30 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger/Oliver LöerAutor