2024-04-23T13:35:06.289Z

Interview
Daniel Volbert (2. v. r.) mit seiner Mannschaft. Foto: Ian Stenhouse (No Dice Magazine)
Daniel Volbert (2. v. r.) mit seiner Mannschaft. Foto: Ian Stenhouse (No Dice Magazine)

"Ich bin Trainer aus Leidenschaft"

Interview mit Tebe-Trainer Daniel Volbert

Daniel Volbert (41) trainiert seit April die Mannschaft von Tennis Borussia Berlin. Zuvor war Volbert zwei Jahre bei Lichtenberg 47 tätig und schaffte mit der Mannschaft den Sprung in die Oberliga, stand 2013 im Berliner Pokalfinale. FuPa hat Daniel Volbert vor dem Auswärtsspiel beim Köpenicker SC zum Interview getroffen.

FuPa: Du bist mit Tennis Borussia Berlin mit zwei Siegen und zwei Unentschieden in die Saison gestartet. Bist du mit dem Saisonbeginn zufrieden?

Daniel Volbert: Ja, ich bin zufrieden, da wir nicht unbedingt die einfachsten Gegner hatten. Bei Stern kann man unentschieden spielen - und da werden auch noch andere Mannschaften Punkte lassen. Dann haben wir gegen Sparta gespielt, die eine gute Mannschaft haben. Beim Unentschieden bei Tasmania haben wir ein sehr gutes Spiel gemacht und Empor war ein bißchen holprig. Mit dem Start sind wir also zufrieden, aber noch nicht damit wie wir momentan spielen.

Wie würdest du denn gerne spielen?

Noch mehr mein ideales Spielsystem umsetzen. Das heißt konkret: mehr Torchancen kreieren, schneller spielen, in der Offensive läuferisch noch zulegen - in der Defensive ist es okay. Ingesamt müssen wir nach vorne noch sehr viel fleißiger werden.

Wurde vom Verein ein klares Saisonziel ausgegeben?

Sicher will der Vorstand aufsteigen, er hat viel in die Mannschaft inverstiert. Und mein Anspruch ist es, so hoch wie möglich zu spielen. Aber in der Liga gibt es mit Tasmania, Altglienicke und Mahlsdorf richtig gute Mannschaften, die man alle auf dem Schirm haben muss. Am Ende wird auch das Glück ein bißchen entscheiden und es wird darauf ankommen, wer die wenigsten Verletzten hat, wer die beste Ersatzbank und welche Mannschaft am besten durch den Winter kommt. Ich glaube aber, dass dieses Jahr kein Team mit enormen Punktabstand Meister wird.

Würdest du sagen, dass du aufsteigen musst?

Ich denke ja! TeBe möchte aufsteigen und nicht umsonst hat man sich mit Markus Schatte von einem etablierten Trainer getrennt und mich verpflichtet. Ich habe es mit Lichtenberg 47 geschafft und möchte es natürlich auch gerne mit TeBe erreichen.

Wie würdest du dich als Trainertyp beschreiben?

Ich denke, dass ich ein kommunikativer Typ bin. Man sagt immer, dass ich sehr gut motivieren kann. Ich glaube aber, dass ich gerade in den letzten Jahren sehr viel im taktischen Bereich dazugelernt habe und damit gerade bei Lichtenberg 47 sehr viel bewirken konnte. Ballbesitz ist mein Credo und so möchte ich Fußball spielen lassen, auch wenn das für die Zuschauer nicht immer attraktiv ist.

Was sagst du zu dem Vorwurf, dass du als Trainer zu stark über die Motivation kommst?

Das sind Sachen, die hängen mir noch aus meiner Anfangszeit als Trainer nach. Manche Leute bei Lichtenberg 47 und auch bei TeBe hatten beinahe Angst, dass meine Vorbereitung extrem hart sein würde. Dem ist aber nicht so und mein Hauptaugenmerk lag eher im taktischen Bereich. Ich glaube, dass diese Dinge der Vergangenheit angehören.

Welche Eigenschaften schätzt du an Fußballspielern?

Ich schätze natürlich Spieler, die regelmäßig zum Training kommen, die Willen haben und Teamplayer sind. Die Zeit der Einzelspieler ist ja mittlerweile vorbei. Es gibt ein paar Spieler, die ich trainiert habe und gerne zu einem zusammenbasteln würde. Die ideale Kombination wäre für mich eine Mischung aus Rani Al-Kassem, Daniel Rass und Oliver Götze. Alle drei haben einen sehr guten Charakter und bringen ihre individuellen Stärken mit.

Mit welchen Eigenschaften kannst du hingegen wenig anfangen?

Ich kann mit Spielern nichts anfangen, die lügen oder den Verein wegen 50 Euro weniger Gehalt verlassen, die nicht an ihrem Verein hängen.

Würdest du sagen, dass so ein Verhalten in den letzten Jahren zugenommen hat?

Ich denke, dass die Wirtschaftlichkeit der Menschen an sich schlechter geworden ist. Die Spieler kriegen auch im Allgemeinen etwas weniger Geld, als noch vor ein paar Jahren. Wir haben in der Berlin-Liga etliche Fußballer, die arbeitslos sind und dadurch eher auf das Gehalt angewiesen sind. Es ist dennoch schade, dass es auch durch diese Umstände immer weniger Vereinsleben im eigentlichen Sinne gibt.

Angenommen, dir gelingt mit TeBe der Aufstieg in die Oberliga und du würdest dort nächstes Jahr auf deinen Ex-Verein, Lichtenberg 47, treffen: Mit welchen Gefühlen blickst du auf eventuelle Duelle?

Fakt ist, dass es ein besonderes Spiel sein würde. Bei mir wäre es aber in erster Linie Vorfreude, da ich noch mit vielen Leuten bei 47 sehr gut auskomme und auch zu vielen Spielern noch einen guten Kontakt habe. So etwas wie Schadenfreude empfinde ich dahingehend aber gar nicht. Sicherlich gibt es einige Menschen bei 47, die jetzt nicht unbedingt mehr so hoch bei mir angesehen sind, aber die Vorfreude wäre um einiges stärker.



Welchen Reiz hat für dich die Oberliga - oder ist vielleicht sogar die Berlin-Liga die geilere Liga?

Ich muss schon sagen, dass wir im ersten Spiel bei Stern 1900 knapp 1.000 Zuschauer hatten, beim Spiel bei Tas waren es knapp 750. Bei unseren Heimspielen sind immer mehrere hundert Leute. Es gibt keinen Oberliga-Verein, der das momentan zu bieten hat. Das macht schon Spaß und man fühlt sich wie ein kleiner Profi. In der Oberliga sind das körperliche Niveau und die Plätze um einiges besser. Das macht auf jeden Fall mehr Spaß, als auf abgenutzten Kunstrasenplätzen zu spielen.

TeBe hat für Berlin-Liga-Verhältnisse nicht nur eine recht große sondern auch eine politisch aktive Fanszene. Bekommt man davon als Trainer etwas mit und wie stehst du dazu? Gibt es Aktionen, die du eventuell auch unterstützen würdest?

Ich muss sagen, dass wir die Fanszene sehr stark mitkriegen. Das sehen wir an den Transparenten und Postings in sozialen Netzwerken. Ich finde es gut, dass wir Fans haben, die sich für bestimmte Dinge interessieren. Es gibt dabei sicherlich auch Dinge, die ich unterstützen würde, wenn sie in mein eigenenes Weltbild passen. In erster Linie bin ich für den sportlichen Bereich verantwortlich. Es gibt einen regen Austauch mit den Fans, da sind aber bisher noch keine politischen Themen auf den Tisch gekommen.

Wie sehen deine Ambitionen als Trainer aus? Könntest du dir vorstellen, nach deinem Engagement bei Tennis Borussia, auch wieder einen niederklassigeren Verein zu trainieren?

Ich muss sagen, dass ich Trainer aus Leidenschaft bin - das ist mein Hobby. Ich suche etwas, das mir Spaß macht und wenn es höherklassig ist, nehme ich das gerne mit. Wenn es aber ein toller Verein mit Ambitionen ist, der in einer unteren Spielklasse spielt, könnte es irgendwann eine Option werden.

Du trainierst bei TeBe mit Michael Fuß eine "kleine Legende" im Berliner Fußball. Nimmt man darauf Rücksicht und räumt solchen Spielern vielleicht besondere Freiheiten ein?

Für sowas ist bei mir kein Platz. Wir haben dieses Jahr so einen guten Kader und wenn ich anfangen würde, einen bestimmten Spieler zu bevorzugen, hätte ich riesengroße Probleme. Ich weiß, was Michael Fuß geleistet hat und dass er für Berliner Verhältnisse eine kleine Ikone ist. Micha hat einen guten Charakter und ist ein ehrgeiziger Spieler. Er weiß aber auch, dass er 38 Jahre alt ist und nicht jedes Spiel durchspielen kann.

Deine schönste Erinnerung im Berliner Fußball ist?

Eine tolle Anekdote stammt aus meiner Zeit beim Adlershofer BC. Bei meiner ersten Trainingseinheit habe ich einfache Passübungen machen lassen und Mathias Martin hat die Einheit katastrophal gemacht. Daraufhin habe ich ihn ins Trainerzimmer geholt und mit ihm darüber geredet, was er verbessern muss. Daraufhin sagte Matze: "Trainer, ich will einfach nur Tore schießen. Ich brauche nur etwas Spaß." In der Saison hat er dann für Adlershof 56 Tore geschossen und wir haben damit die beste Platzierung der Vereinsgeschichte erreicht.

Vielen Dank für das Gespräch.

Würdet ihr auch gerne in einem Portrait über den Berliner Fußballer auftauchen oder kennt einen Fußballspieler, über den ihr gerne mehr lesen würdet, dann schreibt uns einfach.

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Aufrufe: 030.8.2014, 13:36 Uhr
FuPa BerlinAutor