2024-04-25T10:27:22.981Z

Interview
Das Gesamtpaket passt, deshalb wird Trainer Peter Christl weiterhin bis mindestens 2016  die Kommandos beim VfB Durach geben.  Archivfoto.: Michael Oswald
Das Gesamtpaket passt, deshalb wird Trainer Peter Christl weiterhin bis mindestens 2016 die Kommandos beim VfB Durach geben. Archivfoto.: Michael Oswald

»Ich bin ein ganz schlechter Verlierer«

Peter Christl spricht nach seiner Vertragsverlängerung beim VfB Durach über Erfolge und Visionen +++ Dienstältester Übungsleiter der Landesliga

Der VfB Durach hat die Weichen für die kommenden Jahren gestellt: Trainer Peter Christl, 56, hat seinen Vertrag um zwei weitere Spielzeiten bis Juni 2016 verlängert. Seit 2002 hat Christl in Durach bereits das Sagen, hat bereits 535 Punkt-, Pokal- und Testspiele hinter sich. Damit ist er der dienstälteste Trainer einer höherklassigen Mannschaft im Allgäu - und auch in der Landesliga Südwest. Die Allgäuer Zeitung sprach mit ihm über seine Beweggründe, die Kunst, Verlieren zu können, und seine Visionen.

Alex Ferguson, Thomas Schaaf, Arsène Wenger. Was verbinden Sie auf Anhieb mit diesen Namen?

Christl: Dass das allesamt Trainer sind, die lange Zeit und erfolgreich bei ihren Vereinen tätig waren und sind.

Alle drei haben international viel erreicht. Gibt es trotzdem an dem einen oder anderen Punkt Gemeinsamkeiten zu Ihnen als Trainer?

Christl: Da kann und will ich nicht vergleichen. Das sind Profis und ich bin Amateur, der nebenbei noch einen normalen Job hat.

Gibt es denn nichts, was Sie von diesen Trainer-Legenden gerne hätten?

Christl: Doch natürlich. Von Thomas Schaaf die Gelassenheit und von Ferguson die vielen großen Erfolge. Am meisten kann ich mir von Arsène Wenger abschauen. Er lässt bei Arsenal London den Fußball spielen, wie er mir auch am besten gefällt: ein schnelles, offensives Kurzpassspiel.

Was macht für Sie denn einen guten und modernen Trainer aus?

Christl: Letztlich wird natürlich jeder Trainer nur am Erfolg gemessen. Wichtig ist, dass man sich keiner Entwicklung verschließt. Man muss sich auch als Trainer ständig weiterbilden. Man sollte sich für nichts zu schade sein und muss auch abseits des Spielfelds engagiert sein.

Sie haben immer wieder Angebote von anderen Vereinen ausgeschlagen und sind mittlerweile die zwölfte Saison in Durach. Warum ausgerechnet dort?

Christl: Weil hier das Gesamtpaket stimmt. Der ganzen Familie gefällt es in Durach, das ist ein sehr wichtiger Faktor. Auch wenn mal ein paar Spiele verloren gehen, habe ich hier immer die volle Rückendeckung und kann in Ruhe arbeiten. Außerdem hat sich der Verein in den vergangenen Jahren nicht nur sportlich weiter entwickelt, sondern auch im Umfeld.

Gibt es für Sie diesen einen großen sportlichen Moment, an den Sie immer wieder gerne zurückdenken?

Christl: Jeder einzelne Aufstieg war ein Höhepunkt. Ganz egal, ob von der Kreis- in die Bezirksliga oder weiter in die Landesliga. Aber ganz besonders toll waren natürlich die Pokalspiele gegen den Drittligisten Jahn Regensburg und den Regionalligisten 1860 Rosenheim, in denen wir immer gut ausgesehen und uns wacker geschlagen haben.

Im Allgäu sind Sie nun der dienstälteste Trainer. Was spricht Ihrer Meinung nach für solche langfristigen Engagements?

Christl: Was spricht denn dagegen? Man kann meines Erachtens nur langfristig bei einem Verein etwas Erfolgreiches aufbauen. Sollte dies von Dauer sein, benötigt man dafür auch Zeit.

Aber ganz ehrlich: Ist das gerade im Hinblick auf Motivation, Führungspersönlichkeit und Reibereien mit Spielern nicht manchmal gefährlich?

Christl: Ich habe grundsätzlich Probleme damit, wenn man lapidar von Abnutzungserscheinungen spricht. Ich bin sicherlich kein Motivationsguru, der große Sprüche macht oder seine Spieler über heiße Steine laufen lässt. Man muss einfach immer neue Impulse setzen können und das Training abwechslungsreich gestalten. Dann wird es weder dem Trainer, noch den Spielern auf Dauer langweilig.

Sie gelten als akribischer Arbeiter, für den der Spieltag immer schon Wochen vorher mit der Gegnerbeobachtung beginnt. Wie viele Kilometer haben Sie in den vergangenen zwölf Jahren für den VfB auf den Straßen Bayerns zurückgelegt?

Christl: (grübelt) Ich würde sagen, das waren im Schnitt pro Jahr bestimmt jeweils gute 10.000 Kilometer. Das ist mit den weiten Strecken in der Landesliga natürlich noch einmal mehr geworden. Aber das gehört für mich einfach dazu, um zu wissen, was auf meine Spieler und mich zukommt.

Der VfB Durach spielt jetzt die dritte Saison in der Landesliga. Geben Sie sich in den kommenden beiden Jahren damit zufrieden?

Christl: Für mich ist jede Niederlage ein Tiefschlag, denn ich bin ein ganz schlechter Verlierer. Aber ich bin auch Realist. Ich weiß wie schwer es ist, mit unseren bescheidenen Mitteln weiter nach oben zu kommen. Daher bin ich mit der Landesliga zufrieden. Wenn sich aber irgendwann und irgendwie die Möglichkeit ergibt, noch einmal aufzusteigen, werden wir da sein und sie natürlich nutzen (lacht).

Aufrufe: 015.12.2013, 09:27 Uhr
Allgäuer Zeitung Kempten / Stephan SchöttlAutor