2024-05-17T14:19:24.476Z

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Zweikampf mit harten Bandagen: RFC-Spieler Michael Wudicke versucht Astrid Müller vom PSV Rostock zu stoppen. Georg Scharnweber
Zweikampf mit harten Bandagen: RFC-Spieler Michael Wudicke versucht Astrid Müller vom PSV Rostock zu stoppen. Georg Scharnweber

,,Ich bin ein bisschen durchgeknallt"

Die Rostockerin Astrid Müller spielt seit dieser Saison bei den Fußballern der Alten Herren Ü60 des PSV Rostock mit

,,Man muss schon ein bisschen durchgeknallt sein", sagt Astrid Müller. Die 53-jährige Rostockerin spielt in ihrer Freizeit nämlich Fußball. Das an sich ist noch nichts Außergewöhnliches. Doch neben ihren Einsätzen für das Frauen-Team des Rostocker FC II in der Kreisliga Warnow ist sie auch bei den Alten Herren Ü 60 des PSV Rostock aktiv. Im Grunde entstand die Idee aus einer Laune heraus. ,,Jürgen Kibgies kenne ich aus einer Freizeittruppe. Er hat dann einfach mal gesagt, dass ich doch auch bei der Ü 60 mitmachen könnte. Meine Antwort war: ,Wenn du das durchbekommst, mache ich den Spaß mit'", erzählt Astrid Müller.

Anschließend habe sich die gebürtige Kühlungsbornerin, die jedoch seit 47 Jahren in der Hansestadt zu Hause ist, nicht weiter mit der Angelegenheit beschäftigt. Bis knapp zwei Wochen vor dem Saisonstart Jürgen Kibgies mit der Spielgenehmigung um die Ecke kam. ,,Man hat wohl alle Mannschaften in der Liga gefragt. Die meisten waren damit einverstanden und hatten keine Bedenken. Ein Gegner war wohl dabei, der das nicht so gut fand", sagt die Oldie-Kickerin, die erst recht spät mit dem Fußball begann.Früher hätte es zwar eine Mannschaft gegeben, ,,aber das ließ sich logistisch nur schwer machen. Man musste immer in die Stadt rein und damals war man ja noch nicht so mobil wie heute", erklärt Astrid Müller.Daher jagte sie anfangs dem Handball nach und trat fürs Fischkombinat in der Kreisklasse an: ,,Zum Auf-lockern habe ich aber schon damals mit meinen Schulkameraden immer mal wieder Fußball gespielt. Für Mädels ist es eh am besten, wenn sie sich mit Jungs messen. Dann kriegen sie Tempo und auch eine gewisse Körperhärte mit."Anschließend legte sie eine längere sportliche Pause ein und fand erst vor elf, zwölf Jahren zurück auf den Platz. ,,Ich hatte mir schon überlegt, dass ich jetzt mal wieder etwas für den Körper tun könnte, damit er nicht aus dem Leim geht, und wollte mir einen Sport suchen. Eins war aber klar. Auf Gymnastik hatte ich ebenso keinen Bock wie auf Stricken oder Häkeln. Ich war von klein auf bewegungsfreudig. Außerdem wäre mir das viel zu langweilig", so die Hansestädterin.Passend zu den Überlegungen fand sie einen Flyer von einer Freizeittruppe beim PSV Rostock in ihrem Briefkasten. ,,Wenn sie mich mitspielen lassen, dann mache ich das", erinnert sich Müller. Einen Anruf später startete die zweite Sportkarriere.Mittlerweile ist schon eine gewisse Koordination der Termine nötig: Training und Punktspiel mit dem Frauenteam, Einsatz bei der Ü 60 sowie die Freizeittruppe sind unter einen Hut zu bringen. ,,Sicher ist das alles ein bisschen durchgeknallt, aber es macht mir großen Spaß sowohl mit den Mädels als auch den Jungs. Zudem bleiben mir noch zwei Tage zum Einkaufen", sagt Astrid Müller, die mit ihren 53 Jahren bereits in ihrem Frauenteam eine Exotin ist: ,,Viele fragen mich: Wie alt bist du? ... Nee, das glauben wir nicht. Doch, das steht in meinem Kalender so."Sicherlich gibt es einige Unterschiede zwischen Oldie- und Frauenfußball, doch letztlich geht es für die Rostockerin hauptsächlich um den Spaß. ,,Bei den Frauen geht es vielleicht etwas schneller zu, dafür sind die Männer technisch besser. Zudem ist es natürlich so, dass die Jungs in den Duellen gegen mich nicht schlecht aussehen wollen und daher versuchen, vielleicht noch eine Schippe draufzulegen. Ansonsten denke ich, dass ich vom Tempo recht gut mitkomme, aber noch nicht alle Gegenspieler und ihre Tricks kenne. Da werde ich dann schon einmal getunnelt oder ausgespielt", schildert die Verteidigerin.Kicken will sie so lange, wie es der Körper mitmacht: ,,Wichtig ist, dass man gesund bleibt." Zudem hofft sie auch auf einen Einsatz in der Halle. ,,Das macht mir eigentlich am meisten Spaß und ist genau mein Ding. Vielleicht kann ich da auch bei den 60-ern mitmachen." Einen Posten wird sie jedoch gewiss nicht übernehmen: den einer Trainerin. ,,Das kann ich mir nicht vorstellen. An der Seitenlinie ist mir das manchmal zu auf-regend." Da will sie lieber - so lange sie ihre Beine tragen - auf dem Platz dem runden Leder nachjagen.
Aufrufe: 012.5.2015, 16:02 Uhr
André GerickeAutor