Hünsborn gelingt Historisches

Sie lagen sich überglücklich in den Armen und feierten mit ihrem lautstarken Anhang, als wenn es keinen Morgen danach geben würde. Die Triumphatoren, die ein rot-weißes Trikot trugen und aus Hünsborn kamen, genossen den großen Glücksmoment in vollen Zügen.

2:1 (0:0) im Finale über den FC Lennestadt, Kreispokalsieger, Qualifikation für den Westfalenpokal – die A-Jugendlichen, die auf dem Kunstrasen in Bonzel tanzten, sangen und jubelten, schrieben Vereinsgeschichte, denn der letzte Kreispokalsieg dieser Altersgruppe stammt aus dem Jahr 1976.

Vor 40 Jahren freute sich der Fußball- Nachwuchs von RW Hünsborn das letzte Mal über den Gewinn des A-Junioren- Kreispokals. Damals jagte der heutige erste Junioren-Vorsitzende Godehard Schönauer noch dem Ball nach. Trainer war Michel Somborn, Gegner RW Lennestadt. Kurios: Damals wie heute endete das Finale 2:1; damals wie heute führte Lennestadt 1:0. Zufälle.

Kein Zufallsprodukt war indes der aktuelle Erfolg. Er entsprang vielmehr einer engagierten Spielweise, die wesentlich klarere Chancen zu Tage förderte als der Gegner produzierte. Und er muss als gerecht gewertet werden, denn das Tor der Lennestädter erwies sich als regelwidrig. Samuel Eckelmann hatte einen 18-Meter-Freistoß gegen die Unterseite der Latte gesetzt (64.), Schiedsrichter Luis Miguel da Silva Gomes (Kirchhundem) den Treffer auf Zeichen seines Assistenten anerkannt. Eine Fehlentscheidung, denn der Ball hatte die Torlinie des Hünsborner Gehäuses nicht vollständig überschritten. Am Ende spielte der Treffer jedoch nur eine statistische Rolle, weil die Hünsborner selbst das Resultat mit den sportlichen Geschehnissen in Einklang brachten. Wegbereiter dazu war Stürmer Miguel Seoane-Morente, der in der 81. und 90. Minute traf und seine Elf auf Wolke sieben schoss.

Als auf der Anlage an der Bundesstraße 55 der Triumphmarsch aus der Oper Aida ertönte, begann eine Party, die sich sehen lassen konnte. Mehr als 100 Schlachtenbummler unter den 274 Zuschauern, die im Sonderbus und unzähligen Pkw angereist waren, hatten die Partie in ein Hünsborner Heimspiel umfunktioniert. ,,Die Nummer eins im Kreis sind wir“, hallte es durch das Veischedetal. ,,Der Verein lebt“, strahlte Michael Kinkel, der erste Vorsitzende, nach all den tristen Vorwochen über beide Wangen. ,,Ein toller Erfolg und ein Riesenkompliment an die Mannschaft. Sie hat Moral bewiesen und verdient gewonnen“, ergänzte Marius Schneider, der Sportliche Leiter.

Der Bezirksligist hat den Titelverteidiger, der an der Spitze der Kreisliga rangiert, abgelöst. ,,Wir waren nervös und wussten, dass es eng werden würde“, bilanzierte RWH-Trainer Timo Schlabach, der sich nach dem Schlusspfiff bei jedem seiner Spieler bedankte.

Am Ende eines unterhaltsamen Abends blieb nur eine Frage: Warum wurde in Bonzel, unmittelbar vor der Haustür des FC Lennestadt, gespielt? Staffelleiter Gerhard Maßing klärte auf: ,,Ich habe vor den Halbfinals einen Platz gesucht, der die größte Möglichkeit bietet, dass gespielt wird. Es musste also ein tiefgelegener Rasen sein.“ Für RW Hünsborn dürfte angesichts des Triumphes die Wahl des Spielortes eine untergeordnete Rolle gespielt haben. Es wurde gefeiert und gejubelt. Wie lange? Trainer Timo Schlabach: ,,Die Jungs haben bis Dienstag frei.“ Womit alles gesagt und geschrieben wäre.

Rot-Weiß Hünsborn – FC Lennestadt 2:1 (0:0)

Hünsborn: Löcherbach – Knott (68. Roos), Schultze, Üzüm, Feike – Luca Solbach – Arns (71. Kinkel), Gian Luca Solbach (36. Mennekes), Dettmer - Seoane- Morent, Künchen

Lennestadt: Beckmann – Kremer, Haase (34. Ok/88. Schulte), Kapp, Hammerschmidt – Schauerte – Guntermnann, Kleppel, Rosenthal – Eickelmann, Bajgova.

Tore: 0:1 Eickelmann (64.), 1:1 Seoane-Morente (81.), 2:1 Seoane-Morente (90.).

Zuschauer: 274.